Während sich für unsere Schulen zuständige Politiker hinter Paragrafen und Gesetze verschanzen, macht eine Frau Direktor mit Hausverstand Nägel mit Köpfen. Die Rede ist von der geplanten Sonderklasse der Goethe-Grundschule in Bozen. In der aktuellen Debatte um die Bildungspolitik in Südtirol wird eine neue Klasse für Schüler mit unzureichenden Deutschkenntnissen kontrovers diskutiert. Während die Entscheidung von der Direktorin als notwendige Maßnahme zur Integration und Leistungsförderung gesehen wird, wird sie von bestimmter politischer Seite als diskriminierend und als Zeichen für das Versagen der verantwortlichen politischen Parteien kritisiert. Und diese Kritik ist auch berechtigt. Jedoch mit Kritik allein ist nichts getan.
Und genau jene Kritiker, die bisher nicht gehandelt und nur zugesehen haben, wie die deutschen Schulen in vielen Gemeinden Südtirols regelrecht den Bach hinunter gehen, stellen sich vehement gegen die mutige und kluge Entscheidung einer Direktorin, die in einer derartigen Situation handelt. Wir Südtiroler haben gemäß Autonomiestatut das Recht, einen angemessenen muttersprachlichen Unterricht für unsere Kinder zu gewährleisten.
Sogenannte Willkommensklassen sind doch eine rationale Lösung für das Problem der Sprachkompetenz. Es kann doch niemandem gedient sein, wenn weder fremdsprachige Kinder noch unsere eigenen eine Sprache ordentlich erlernen können. Was heißt denn da Integration? Oder wollen wir gar so weit gehen, dass wir gleich auf die Muttersprachliche Schule verzichten und auf das bereits immer stärker eindringende Englisch ausweichen? Ohne grundlegende Sprachkenntnisse muss das Lernniveau insgesamt sinken, was allen schaden würde. Eine integrative Bildung kann nur sein, wenn alle Schüler die Unterrichtssprache beherrschen. Die Goetheschule und ihre Initiative stellen demnach einen wichtigen und richtigen Schritt in eine potenzielle Lösung des Problems dar.
Walter J. Werth