Für viele ist Pfingsten nicht mehr als ein langes Wochenende. Dabei ist Pfingsten viel mehr. Pfingsten gilt als wichtiges Fest, das wie Weihnachten und Ostern sogar mit zwei Feiertagen gewürdigt wird.
Allerdings kennen nur wenige die Bedeutung des Pfingstfestes. In der Pfingstgeschichte wird von einem „gewaltigen Sturm“ berichtet. Wir sprechen davon, dass wir jemanden „bestürmen“ oder jemanden „im Sturm“ erobern. Alles Ausdrucksformen für eine ungeheure Dynamik, für etwas, das uns aufrüttelt, das uns hinreißt, das uns bewegt. Außerdem heißt es in der Pfingstgeschichte: „Und sie wurden alle mit dem heiligen Geist erfüllt.” Das ist Pfingsten und das ist auch der Ursprung der Kirche. Kirche als eine Bewegung über Sprach- und Verständigungsgrenzen hinweg, eine Bewegung gegen Hoffnungs- und Mutlosigkeit, eine erfüllende und aufrüttelnde Bewegung. Kirchenvater Cyrill beschreibt den Heiligen Geist als Sonnenstrahl: „Das Wohl eines Sonnenstrahls ist bei dem, der ihn genießt, so groß, als gäbe es ihn allein. Und doch leuchtet der Sonnenstrahl über Land und Meer und durchdringt den Luftraum.“ Das heißt: Jeder einzelne Mensch – und jedes einzelne Tier, jede einzelne Pflanze – profitiert vom Sonnenstrahl, als wäre der nur für den einen da.
Trotz Kriege und Klimakrise sollten wir daher nicht ängstlich und mutlos werden, sondern die Kraft von Pfingsten spüren, uns inspirieren und begeistern lassen und hoffnungsvoll in die Zukunft blicken. Wieder einmal eine Pause machen von kleinkariertem Gejammere. Hier der Bär, dort der Wolf, hier ein paar junge Leute mit lauten Motoren, dort ein paar fanatische Selbstkleber. Alles nicht so eng sehen und die eigene Welt mit frohem Mut leben. Leben, und auch leben lassen.
Möge die Erleuchtung von Pfingsten auch über unsere Volksvertreter kommen. Ihnen ihre von uns anvertrauten Aufgaben erledigen helfen und ihnen die Kraft und Freude schenken, für das Gemeinwohl zu wirken.
Walter J. Werth