Burgstall hat mehrere internationale Unternehmen vorzuweisen und vielleicht sogar Thermalwasser. Der Ortsname leitet sich von der gleichnamigen Burgruine oberhalb des Dorfes ab.
Die einstige Burg „Burgstall“ war der Wohnsitz des Grafen Volkmar von Tirol, der als erster Landeshauptmann Tirols in die Geschichte eingegangen ist. Heute erinnern noch die Überreste der Ringmauer an das stolze Monument aus dem Mittelalter. Seit 2005 wird die Gemeinde Burgstall von Bürgermeister Othmar Unterkofler verwaltet.
Herr Unterkofler, was macht Burgstall als Standort besonders attraktiv?
Die Gemeinde Burgstall ist vor allem durch ihre Erreichbarkeit besonders attraktiv. Dafür steht in erster Linie die direkte Anbindung an die Schnellstraße MeBo sowie der Zugbahnhof „Lana-Burgstall“. Am Bahnhof entlang verläuft außerdem der übergemeindliche Fahrradweg der Bezirksgemeinschaft Burggrafenamt. Als eine der wenigen Gemeinden im Etschtal verfügt Burgstall über zwei Zufahrten zum Radweg. Eine davon befindet sich, wie erwähnt, am Bahnhof, die zweite hingegen in der Nähe des Restaurants Förstlerhof. Der öffentliche Verkehr wird durch mehrere Buslinien abgedeckt. Hinzu kommt ein Citybus, der die Gemeinde Burgstall mit den Nachbarsgemeinden Lana und Gargazon verbindet, sowie die moderne Seilbahn, welche die Erreichbarkeit zur Gemeinde Vöran garantiert.
Auf welchen Wirtschaftssäulen steht Burgstall?
Die Wirtschaft in Burgstall ist breit gefächert. Durch den Hauptsitz des internationalen Unternehmens Dr. Schär und den Metzgereibetrieb Pfitscher hat die Lebensmittelverarbeitung einen hohen Stellenwert in der Gemeinde. Die renommierten Nischenbetriebe Nils und der multinationale Technologiebetrieb „Danfoss“ sind zwei Großbetriebe, die sich in Burgstall niedergelassen haben. Aber auch der Handel, das Handwerk und das Gewerbe sind vertreten. Die erwähnte Metzgerei Pfitscher befindet sich aktuell im Wachstum und hat im vergangenen Jahr seine Betriebsfläche um 16.000 m2 erweitert und 30 neue Arbeitsplätze geschaffen. Die Firma Nils hat ebenfalls für eine Erweiterungsmöglichkeit in der Gemeinde angesucht. Ein Zeichen dafür, dass es sich um gesunde Betriebe handelt.
Welchen Stellenwert hat die Landwirtschaft in der Gemeinde?
Die Landwirtschaft hat in Burgstall lange Tradition. Dabei sprechen wir vor allem von der Kultivierung von Äpfeln und Reben. Ein Teil der Weinbau-Erzeugnisse wird in der ansässigen Hofkellerei „Moar-Hof“ gekeltert. Die Demeter-Obstgenossenschaft, unmittelbar am Bahnhof, steht hingegen für den Anteil der bio-dynamischen Obstproduktion in Burgstall.
Wie steht es um den Tourismus?
Auch wenn wir in Burgstall einige gut aufgestellte Tourismusbetriebe haben, die von der Privatzimmervermietung bis zum renommierten 4-Sterne-Superior- Betrieb reichen, ist noch viel Luft nach oben. In der Gastronomie gibt es in Burgstall mehrere Ausschankbetriebe sowie einige traditionsreiche Gasthäuser und Restaurants. Im Zusammenhang mit den Wasserbohrungen vor einigen Jahren, als man in einer Tiefe von 700 Metern Wasser mit Thermalwasser-ähnlichen Merkmalen entdeckt hatte, gibt es Bestrebungen, das Wasser touristisch zu nutzen. Allerdings ist aktuell noch nichts spruchreif.
Wie hat sich die Zone Winkelau seit den 1960er Jahren entwickelt?
Das erste Unternehmen, das seinen Sitz in der Gewerbezone errichtet hatte, war die Firma Jägermeister Italia des Herrn Karl Schmid. Sie behauptete von Beginn der 1960er Jahre bis Anfang der 1990er Jahre die Gewerbezone für sich allein. Nachdem der Betrieb in finanzielle Schwierigkeiten geraten war, erwarb der Unternehmer Ulrich Ladurner das aufgelassene Geschäftsgebäude und errichtete am Standort die Zentrale des Lebensmittelunternehmens Dr. Schär. Daraufhin wurde die Gewerbezone erweitert und es kamen weitere Gewerbstätige hinzu. Mit der Errichtung des Bauhofs der Gemeinde Burgstall im Jahr 2009 wurde die letzte freie Parzelle besetzt. Seitdem sind für die Gewerbezone „Winkelau“ keine Erweiterungen mehr vorgesehen.
Die wirtschaftliche Nutzung des Gebietes rund um die Gewerbezone „Winkelau“ reicht viel weiter in die Geschichte zurück.
Die Mauern und Gesteinsbrocken hinter der Bushaltestelle gegenüber der Gewerbezone „Winkelau“ zeugen für den alten Steinbruch, der sich in der Nachkriegszeit an diesem Ort befunden hat. Betrieben wurde der Steinbruch von der italienischen Firma „Porfidi Meranesi“. Der abgetragene Porphyr diente für die Errichtung der neuen Eisenbahnstrecke MeBo. Da die Arbeiten unter gefährlichsten Bedingungen verrichtet werden mussten, setzte man vor allem viele Italiener dafür ein, welche aus Mittelitalien kamen. Ende der 1950er Jahre wurde der Steinbruch aufgelassen, vermutlich nach einem tödlichen Zwischenfall. Um die Geschichte des alten Steinbruchs aufzuwerten, bemühte sich der Heimatpflegeverein vor wenigen Jahren darum, einen Themenweg zum Steinbruch zu errichten. Allerdings musste das Projekt aufgrund der hohen Steinschlaggefahr abgebrochen werden. Am Bahnhof „Lana-Burgstall“ befindet sich eine zweite Gewerbezone. Nachdem die Gemeinde beschlossen hatte, keine Erweiterungen in der Gewerbezone „Winkelau“ vorzusehen, förderte man die Gewerbezone „Bahnhof Wiesen“ am Burgstaller Bahnhof.
Wie ist die „Muchele-Galerie“ entstanden?
Die Muchele-Galerie ist aus einer privaten Initiative entstanden und traf zu Beginn der Arbeiten auf viele kritische Stimmen in der Bevölkerung. Heute hat sich die Galerie zu einem wichtigen Wirtschaftsstandort entwickelt und garantiert die Nahversorgung der Gemeinde.
Als Neuheit in Burgstall war im vergangenen Jahr vor allem die neue Seilbahn Vöran-Burgstall.
Die anfänglichen Bedenken der Bevölkerung, vor allem wegen des hohen Seilbahnmastens haben sich längst in Luft aufgelöst. Durch die Errichtung eines einzelnen Mastens konnten der Wald am Hang des Tschögglbergs unberührt bleiben und Kosten eingespart werden.
In Burgstall wird fleißig gebaut. Wie ist die Wohnqualität?
Die rege Bautätigkeit im Sozial- und Privatwohnbaus zeugt für eine gute Wohnqualität. Vor allem zieht es junge Familien in die Gemeinde zieht. Ein architektonisch besonders interessanter Bau ist die neue Wohn-Residence „Waldele“. Die in Burgstall angesiedelten Einrichtungsunternehmen Etschlandmöbel, Platinlux und Mebart stehen ebenso für hochwertiges Wohnen in der Gemeinde.
Welche weiteren Projekte stehen in der Gemeinde an?
Ein großes Thema in Burgstall ist der Bau der neuen Turnhalle, die unmittelbar an der deutschen Grundschule und der Pfarrkirche Heilig Kreuz errichtet werden soll. Nachdem die Gemeinde bereits den Baugrund erworben hat, wurden die Planungsarbeiten nun abgeschlossen. Dabei soll eine Turnhalle entstehen, die sowohl für schulische Zwecke als auch für Sportveranstaltungen genutzt werden kann. Bei der „Glasfaser“ sind wir zurzeit bei der Verlegung der Leitungen für das Hinterdorf. Anschließend wird das Glasfasernetz stufenweise weiter ausgebaut.
von Philipp Genetti