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Die Feuerwehr Zenoberg

Am 20. April wurde in Dorf Tirol die neue Halle der Freiwilligen Feuerwehr Zenoberg feierlich eröffnet. Damit findet ein langersehntes Projekt sein glückliches Ende.
von Philipp Genetti

Die BAZ sprach mit dem Kommandanten Christoph Rohrer.

Herr Rohrer, die Feuerwehr Zenoberg kann auf eine lange Geschichte zurückblicken.
Christoph Rohrer: Genau, 1910 ist unsere Feuerwehr gegründet worden. Damals ist man schnell beim „Erlach-Hof“ im Keller untergekommen. Daraufhin stellte 1949 der Stemmer-Bauer, dem das Grundstück nebenan gehörte, seinen Grund für die Errichtung einer ersten Halle zur Verfügung. 1969 erfolgte die erste Erweiterung, auf die 1982 eine weitere tief in den Hang hinein folgte. Dann haben wir 2010 nochmals um eine weitere Erweiterung am alten Standort angefragt; das hat uns der Zivilschutz aber nicht mehr gewährt. Dadurch sind wir schließlich zum heutigen neuen Standort gekommen. 2010 ging die Planung der neuen Feuerwehrhalle los. Es ist im Rückblick bemerkenswert, dass im alten Gerätehaus an der Stemmerkurve tatsächlich alle drei Einsatzfahrzeuge Platz fanden. Die Halle reichte recht tief in den Hang. Hinter den Stellplätzen befindet sich auch noch eine kleine Stube fürs Zusammensitzen.

Feuerwehrkommandant Christoph Rohrer

Bereits 2010 haben Sie mit der Planung einer neuen Feuerwehrhalle begonnen. Warum war das notwendig?
Wir hatten am alten Standort einige rechtliche Probleme mit dem Gerätehaus. Dieses war nirgends eingetragen gewesen. Aus diesem Grund sind wir dazumal bei der Bürgermeisterin Liesi Laimer vorstellig geworden. Da wir sowohl was Ausrüstung als auch Einsatzfahrzeuge betrifft recht gut ausgestattet waren, brachten wir unser wesentliches Problem, die Unrechtmäßigkeit unserer Halle vor, mit dem eigentlichen Ziel diese ordnungsgerecht eintragen zu lassen. Es war die Bürgermeisterin, die daraufhin meinte, dass wir eine ordentliche Lösung finden und die Halle nicht nur eintragen, sondern gleich neu errichten sollten. Das auch, nachdem die alte Halle weder irgendeiner Norm noch sonst irgendwelchen Standards entsprach. Daraufhin haben wir begonnen an der Stemmer-Kurve zu planen, mit der Idee tiefer in den Hang zu bauen und die Ausfahrt umzugestalten. Dem stellte sich aber relativ bald der Zivilschutz entgegen. Stattdessen schlug man uns zwei alternative Standorte vor: Einer davon wäre in der Handwerkerzone gewesen, der andere bei „Erlenburg“. Beim Standort „Erlenburg“ mussten wir aber sofort intervenieren, da wir uns damit selbst in Gefahr gebracht hätten. Am alten Standort in der Stemmerkurve hatten wir inzwischen unsere Erfahrungen mit entgegenkommenden Autos bei der Ausfahrt gemacht. Auf der Tiroler Geraden, auf der sich der vorgeschlagene Standort befand, kommen Autos teilweise hingegen mit Geschwindigkeiten zuwege, die nicht berechenbar sind.

Die Handwerkerzone Zenoberg kam also nicht mehr in Frage?
Genau. Der Grund, auf dem die neue Feuerwehrhalle schließlich errichtet wurde, gehörte meiner Großmutter. Dieser war weder als Ensembleschutz noch unter einer anderen Zweckbestimmung eingetragen und stellte sich somit als idealer Standort dar. Wir haben als Feuerwehr also mit meiner Großmutter gesprochen, die einer unterirdischen Errichtung zustimmte. Nachdem der Zivilschutz weiter auf den Standort in der Handwerkerzone gepocht hatte, gelang es dem damaligen Abschnittsinspektor zusammen mit dem Tiroler Zivilschutzreferent Markus Brida sowie der Bürgermeisterin Laimer den heutigen Standort auch beim Zivilschutz durchzusetzen. Auch im Hinblick darauf, dass die Pläne in Bezug auf dem vorgeschlagenen Standort nicht nur allen Normen, sondern auch allen Voraussetzungen entsprachen, die es zur Errichtung einer neuen Halle benötigte.

Segnung der neuen Feuerwehrhalle durch Tirols Pfarrer Edmung Ungerer

Die Halle hat lange auf sich warten lassen?
Stimmt. Den Standort hatten wir eigentlich schon 2010 ausfindig gemacht. Wir waren mit der Bürgermeisterin sogar beim damaligen Landeshauptmann Luis Durn­walder, um das Vorprojekt vorzustellen, das wir als Feuerwehr schon selbst finanziert hatten. Auf dem Treffen hatte uns Durnwalder zusammen mit der Bürgermeisterin eine rechtliche Zusage gegeben. Allerdings hatte der Altlandeshauptmann darauf hingewiesen, dass er das offizielle Ausführungsprojekt benötigte, bevor sein Amt verfällt. Dann blieb aber alles am damaligen Gemeindesekretär hängen, der im Hinblick auf die Gewährung des Landesbeitrages ein anderes Ausschreibungsverfahren anwenden wollte, das einen zusätzlichen Zeitaufwand in Anspruch nahm. Derweil wurde Arno Kompatscher neuer Landeshauptmann und mit in Krafttreten des neuen Raumordnungsgesetzes wurde dann auch noch die Baukommission der Gemeinde über den Haufen geworfen. Letzten Endes dauerte es über sieben Jahre, bis wir endlich einen ordentlichen Plan in der Hand hielten. Danach ging aber alles schnell und reibungslos über die Bühne. So fuhren am 18. Oktober 2022 hier auf Zenoberg die Bagger auf und am 1. Mai 2023 konnten wir bereits mit der ganzen Einrichtung aus der alten Halle in die neue Halle übersiedeln. Heute ist das für einen solchen öffentlichen Bau eine sehr kurze Bauzeit.

Was sind die wichtigsten Vorteile der neuen Halle?
Vorteile haben wir eine Menge. Das beginnt beim Platz. In der neuen Halle kann man sich endlich auch bewegen. Außerdem kann man im Winter, wie wir heuer gesehen haben, auch im Innenbereich Übungen durchführen. Auf dem alten Standort mussten wir dafür immer erst alles aus der Halle räumen. Im neuen Versammlungsraum kann man sich dann auch mal zusammensetzen, zur Nachbesprechung oder gar für ein Weihnachtsessen. Auch dafür mussten wir früher zuerst die ganzen Geräte aus der Halle bringen. Und man kann sich in der neuen Halle sogar separat anziehen. Früher ging das fast nur zwischen den Fahrzeugen, sobald die erste Staffel ausgerückt war, konnten sich teils erst die nächsten Feuerwehrleute umziehen. Der neue Umkleidebereich bringt einsatztechnisch natürlich einen enormen Vorteil mit sich. Hinzu haben wir in der neuen Halle nun ausreichend Verstauraum und es ist alles viel aufgeräumter und geordneter. Auch wenn wir beim Umräumen ganz erstaunt darüber waren, was wir in der alten Halle doch alles unterbringen konnten.

Wie sind Sie zur Freiwilligen Feuerwehr gekommen?
Ich war schon als Kind ein großer Feuerwehrfan. Außerdem stand unser Haus direkt neben der alten Feuerwehrhalle. Daher hatten wir als Kinder den Vorteil, dass wir schon sehr früh mit der Feuerwehr in Berührung kamen.
Dazu kommt, dass fast alle Generationen aus meiner Familie, angefangen vom Großvater, Vater, Cousins bis hin zu meinem Bruder und meiner Schwester bei der Feuerwehr Zenoberg waren. Ich bin eigentlich schon damit aufgewachsen und die Halle war immer ein Teil von meinem Zuhause.

Wie sind Sie schließlich Kommandant geworden?
Ich wurde 2010 zum Kommandanten ernannt. Dazu kam es, nachdem eigentlich keiner diesen Dienst übernehmen wollte. Meine Kameraden hatten mich dann dazu überredet, nachdem schon bekannt war, dass ich schon immer einen besonderen Draht zum Feuerwehrwesen hatte und alle der Meinung waren, dass ich das auch schaffen könnte. Meine Ernennung fiel mit der damaligen 100-Jahrfeier zusammen und nachdem ich mich zuerst nur als Vizekommandant zur Verfügung stellen wollte, habe ich dann doch gleich die Kommandantschaft übernommen.

Welche Aufgabenbereiche fallen in Ihren Funktionsbereich?
Meine Aufgabenbereiche sind viele. Das beginnt bei der Führung der gesamten Feuerwehr, der Einsatzleitung, Übungen, die ich teils auch mit meinem Vizekommandanten oder den Gruppenkommandanten aufteile, allem, was sonst noch so ansteht, bis hin zur ganzen „Zettelwirtschaft“ im Hintergrund. Die wichtigste Aufgabe ist aber, denke ich, für ein gutes Klima unter den Feuerwehrleuten zu sorgen und beim Einsatz auch Entscheidungen zu treffen.

Was macht die Arbeit als Kommandant für Sie besonders interessant?
Man wird immer wieder vor neue Herausforderungen gestellt. Sei es einsatztechnisch, aber auch übungs­technisch. Der Bau der neuen Halle war eine große Herausforderung. Aber auch in den Bereichen muss man schauen, dass alles passt, von der Bekleidung bis zur Ausrüstung. Natürlich entscheidet das schlussendlich der Ausschuss, aber es ist schon eine große Verantwortung des Kommandanten, dafür zu sorgen, dass alles funktioniert. Und da ist im Grunde die ganze Kameradschaft genauso gefordert. Denn ein guter Kommandant steht und fällt mit seiner Mannschaft.

Was ist das Einzugsgebiet der FF Freiberg?
Unser Einsatzgebiet erstreckt sich vom Gebiet der Passeiererstraße über die Tiroler Kreuzung hinauf bis zum Hotel Lisetta, dann über den Segenbühel bis in das Gebiet der gesamten Handwerkerzone Zenoberg. In Zukunft wird noch der Küchelbergtunnel hinzukommen.

Welche Tätigkeiten übt die FF Zenoberg neben dem Brand- und Zivilschutz im Jahresverlauf noch aus?
Neben der unmittelbaren Feuerwehrtätigkeit sind wir bei vielen Veranstaltungen in Tirol mit engagiert. Das beginnt beim Dorfvereine-Skirennen, Dorfturnier, Fußball, und reicht bis zum Beachvolleyball, bei dem auch einige Feuerwehrleute mitarbeiten. Den Höhepunkt des Vereinsjahres bildet bei uns seit etlichen Jahren unser Feuerwehrfest, das wir auch heuer wieder Anfang Juni veranstalten werden. Das Fest gehört längst zur Tradition und wird seit einigen Jahren auf der Zenoburg ausgetragen, wo auch schon die 75.- und 100.-Jahrfeiern veranstaltet wurden.

Die neue Halle der FF Zenoberg liegt ja nur wenige Autominuten von der Zufahrt zum künftigen Küchelbergtunnel entfernt. Inwiefern wirkt sich dieses Groß­pro­jekt auf die Funktion der FF Zenoberg aus?
Der Tunnel wird sicher eine große Herausforderung. Man muss aber auch dazu sagen, dass wir künftig nicht allein sein werden. Dementsprechend wird mit den Nachbarwehren auch ein eigener Alarmplan erstellt werden, um zu klären, wer wann wo hinfährt. Die Einsatzleitung wird mit hoher Wahrscheinlichkeit bei unserer Feuerwehr liegen, nachdem die Ausfahrt in unser Einsatzgebiet fällt. Aber im Ernstfall braucht hier jeder jeden. Wir haben kürzlich einen Übungseinsatz mit den Feuerwehren Tirol, Meran und Gratsch, Obermais, Untermais und Algund durchgeführt und man sah dabei, dass im Notfall vieles von der Verfügbarkeit der Leute und einer funktionierenden Zusammenarbeit aller Feuerwehren aus dem Gebiet abhängt.

Gibt es konkrete Planungen für den Zivilschutz im Küchelbergtunnel?
Während der Bauphase ist offiziell nichts Konkretes vorgesehen, die bisherigen Übungseinheiten haben wir als Wehren autonom organisiert, um zu prüfen, wie man an die entsprechenden Zugangspunkte gelingt. Momentan gibt es nur einen Plan dazu, welche Wehr wo hinfährt, wenn es in der Bauphase zu einem Einsatz kommt. In Zukunft werden wir den Notfallplan aber dann sicher als Feuerwehren noch genauer ausarbeiten. Dazu sind vor allem dann die Bezirks- und Abschnittsinspektoren gefragt. Man muss auch dazu sagen, dass einige unserer Nachbarwehren ja schon heute verschiedene Tunneleinsätze fahren und dementsprechend schon gewisse Erfahrungen auf dem Gebiet mitbringen.