Traditionell und doch im Heute angekommen

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Traditionell und doch im Heute angekommen

Was im Mittelalter zur Versorgung für die Bevölkerung gedacht war, hat sich in den letzten fünf Jahrhunderten zu einem geselligen Beisammensein entwickelt: Die Weihnachtsmärkte.
Seit dem 17. Jahrhundert wandelte sich das Weihnachtsfests von einem rein religiösen hin zu einem bürgerlichen Familienfest. Mit dem Aufkommen der Kaufhäuser ab 1920 verschwanden viele Waren von den Märkten, da sie in den Kaufhäusern billiger und in größerer Auswahl zu haben waren. Dafür erlebt die folkloristische Ausrichtung der Märk­te einen Aufschwung. Über Höhepunkte des diesjährigen Meraner Weihnachtsmarktes und die Trends und Aktivitäten für die Zukunft sprachen wir mit Ingrid Hofer, Präsidentin der Kurverwaltung Meran.

Frau Hofer, was für Stände und Angebote gibt es?
Ingrid Hofer: Auf der Kurpromenade entlang der Passer reihen sich die Hütten und Stände aneinander und bieten eine reiche Auswahl an kunsthandwerklichen und handwerklichen Produkten, oft aus Naturmaterialien wie Wolle, Filz, Holz, Loden, Wachs, Fell oder Keramik. So kann man sich hier mit wärmenden Decken und Mützen, Kerzen und Stirnbändern, Socken und Pantoffeln eindecken oder Dekoratives für die festliche Tafel oder den Weihnachtsbaum finden. Im Haus des lebendigen Handwerks können wir 13 verschiedenen Kunsthandwerkern über die Schulter schauen. Die Gastronomie ist nicht nur unübersehbar, viele Produkte erkennen wir schon von weitem: Der Duft von frisch gebackenem Brot, von Lebkuchen oder Glühwein ist allgegenwärtig, natürlich sind auch traditionelle Rohmilcherzeugnisse, Wurstwaren oder andere Südtiroler Spezialitäten zu finden. Mitmachen ist ein wichtiger Aspekt der Meraner Weihnacht. Führungen laden dazu ein, gemeinsam die Stadt zu erkunden, sei es bei Laternenlicht oder ganz exklusiv im Kurhaus. Wer sich für Wein interessiert, ist bei den Masterclasses genau richtig. Im Chalet des Weihnachtsdorfes am Sandplatz laden Kreativwerkstätten für Erwachsene zum Basteln von Christbaum- und Türschmuck, Adventskränzen und vielem mehr ein. Das Angebot an Musik und Kunst schwebt ebenfalls über dem Markt. Die Silent Lights, eine Produktion von Fabrikazzurro, bringen mit einer Licht-, Klang-, Wind- und Landschaftsinstallation Kunst in den abendlichen Thermenpark, zahlreiche Chöre und Bands treten an verschiedenen Orten der Stadt auf. Abendveranstaltungen im Stadttheater und im Kursaal runden das Angebot ab. An Silvester wird es dann noch einmal richtig laut. DJs an drei verschiedenen Orten, eine Music Light Show um Mitternacht und eine Party für Jung und Junggebliebene.

Gibt es ein Kinderprogramm am Weihnachtsmarkt?
Goldy, das Maskottchen des Meraner Weihnachtsmarktes, ist Namensgeber für ein eigenes Kinderhaus. In seinem Inneren lebt die Kreativität, die Gestaltungsfreiheit: Hier können Schmuck, aber auch Baum- oder Tischschmuck, Notizbücher und vieles mehr gebastelt werden. An Heiligabend und Silvester verwandelt sich die kleine Werkstatt in einen Kinosaal. Unterhaltung pur für Kinder von 4 bis 13 Jahren. Der Eislaufplatz am Thermenplatz bietet nicht nur freie Bahn für schnelle Kufen, sondern auch Aufführungen verschiedener Eis­tanz­grup­pen.

Wie sieht es mit dem gastronomischen Angebot speziell für die Weihnachtszeit aus?
Das Chalet im weihnachtlichen Hüttendorf am Sandplatz besticht nicht nur durch seine gemütliche Atmosphäre, und die 8 Stuben, stehen jeweils unter einem eigenen Motto. Hier kocht Sternekoch Egon Heiss vom Castel Fragsburg, der kürzlich von Gault&Millau zum Koch des Jahres 2024 gekürt wurde. Als bekennender Knödelfan darf man sich auf die eine oder andere runde Besonderheit auf den Tellern freuen.

Können die Veranstalter des Meraner Weihnachtsmarktes auf besondere Traditionen oder Bräuche zurückblicken?
Nun, der Stadtpatron von Meran ist der heilige Nikolaus, der zahlreiche Wunder vollbracht haben soll und seit dem Mittelalter über die Stadt wacht. Traditionell ist am 6. Dezember ein Nikolaus auf dem Weihnachtsmarkt unterwegs. Vielleicht besiegt er an diesem Tag die Krampusse, die schon seit dem 5. Dezember ihr Unwesen treiben.

Welche Rolle spielen lokale Produzenten und Handwerker auf dem Weihnachtsmarkt?
Eine nicht zu unterschätzende. Viele lokale Produzenten sind auf dem Markt vertreten: von biologisch hergestellten Speck- und Wurstwaren bis hin zu handgefertigter Kinderkleidung. Für den Markt ist diese lokal verankerte Anwesenheit sehr guter Hand­werker eine große Bereicherung. Wir wünschen allen, dass es auch für sie eine erfolgreiche Zeit wird.

Wie wird der Weihnachtsmarkt für Besucher aller Altersgruppen attraktiv gestaltet?
Das Angebot ist sehr vielfältig, der Weihnachtsmarkt selbst ist barrie­refrei. Die Broschüre zur Meraner Weihnacht fasst die Fülle der Möglichkeiten auf ihren Seiten. Sie liegt im Büro der Kurverwaltung und im Infohäuschen direkt am Weihnachtsmarkt auf. Alle wichtigen Infos gibt es auch auf der Merano APP.

Kann der Weihnachtsmarkt ein Ort der sozialen Unterstützung gemeinnütziger Organisationen sein?
Das soll er sein. Mit der Solidaritätshütte versuchen wir, verschiedenen gemeinnützigen Organisationen eine Plattform zu bieten. Sie sind mit ihren Produkten vertreten und der Erlös aus dem Verkauf fließt in ihre jeweiligen Tätigkeiten.

Markus Auerbach