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Regional und biologisch

Wie hat sich die Ernährungin den letzten Jahren verändert? Worauf achten Verbraucher beim Einkauf? Die Beliebtheit regionaler und biologischer Produkte hat zu einem verstärkten Interesse an nachhaltiger Landwirtschaft geführt, da  die Menschen immer mehr Wert auf Qualität und Herkunft ihrer Lebensmittel legen.
von Markus Auerbach

Doch während in Umfragen ein hoher Prozentsatz der Kunden angibt, bei der Wahl ihrer Lebensmittel Wert auf Nachhaltigkeit und sozialer Gerechtigkeit zu legen, sieht die Einkaufspraxis oft ganz anders aus. Hier bestimmen Preis und das vorhandene Angebot im Supermarkt die Auswahl der Lebensmittel.

Die BAZ im Gespräch mit Markus Kelderer von der Laimburg:
Herr Kelderer, Sie sind Leiter der Abteilung Obstbau und Leiter der Arbeitsgruppe „Ökologischer Anbau“ am Versuchszentrum Laimburg. Wie stehen Sie zu regionalen und biologischen Produkten?
Regionale und biologische Produkte liegen im Trend, auch wenn die Produktion in den letzten 2 Jahren etwas zurückgegangen ist. Die Menschen haben weniger Kaufkraft und Länder wie Polen oder Frankreich haben durch großzügige Subventionen in der Apfelproduktion stark aufgeholt. Die Verdienstspanne im biologischen Obstanbau ist geringer geworden, da die Produktionskosten gestiegen sind. Regionale Produkte werden immer beliebter. Das liegt daran, dass regionale Produkte in der Regel frischer sind als Produkte, die von weiter her kommen. Außerdem wollen viele Menschen die lokale Wirtschaft unterstützen und vielen geht es auch um den Umweltschutz. Wichtig ist dabei die Zusammenarbeit zwischen Erzeugern, lokalen Landwirten, Handwerkern und Unternehmen. Es gibt aber auch Möglichkeiten, beide Ansätze zu kombinieren. Viele regionale Produzenten arbeiten heute nach Bio-Standards. Es gibt aber auch Biobauern, die versuchen, ihre Produkte möglichst regional zu vermarkten.

Woran forscht das Versuchszentrum Laimburg in der biologischen Produktion?
Wir sind sehr aktiv und haben sehr gut ausgebildete Mitarbeiter. Es werden nicht ständig neue Produkte auf den Markt gebracht, da der Markt relativ klein ist und es sehr viel Zeit braucht, die Produkte am Markt zu etablieren. Die Obstanbaufläche für Bioprodukte liegt in Südtirol bei 15 %. Wir beschäftigen uns mit den Themen nachhaltiger Pflanzenbau, Obst- und Weinbau, Ökotoxikologie, Bodenschutz und integrierter Pflanzenschutz auseinander.

Wie hat sich die biologische Landwirtschaft in Südtirol entwickelt?
In den letzten 10 Jahren mengenmäßig und produktionstechnisch sehr gut. Die Produzenten konnten in Zusammenarbeit mit dem Versuchszentrum Laimburg immer wieder neue Ideen einbringen. Auch einige der Maschinenhersteller haben sich auf den biologischen Anbau konzentriert und ihre Geräte, die heute weltweit vertrieben werden, in Südtirol entwickelt. Vor 5 Jahren war das Interesse an der biologischen Landwirtschaft größer als heute. Inzwischen stagniert die Produktion etwas und die Preise steigen nicht mehr so stark an wie früher. Dies ist jedoch ein zyklischer Prozess und die Situation kann sich schnell wieder ändern. Der Absatz und der Markt für Bioprodukte sind in Italien und in Südtirol etwas stärker zurückgegangen als in Deutschland und den nordeuropäischen Ländern.

Welche Vor- und Nachteile hat die ökologische Landwirtschaft?
Es gibt viele Vorteile. Einige davon sind: Die Schonung der Umwelt, die Erhaltung der Gesundheit, keine Rückstände, die höhere Qualität, artgerechte Tierhaltung, Unterstützung von Kleinbauern, geringere CO2-­Emis­sionen, die Erhaltung der Bodenfruchtbarkeit sowie die Bekämpfung des Klimawandels. Im Hinblick auf die Nach­hal­tig­keit, ist der Einsatz von Insektiziden problematisch. Es würde reichen, auf Produkte zurückgreifen, die in der Natur bereits vorhanden sind, wie zum Beispiel Nützlinge. Das sind Insekten oder Tiere, die Schädlinge fressen oder sie bekämpfen, wie beispielsweise bei der Blutlaus welche die Schwebefliege beseitigt. Auch der integrierte Obstanbau interessiert sich be­reits für diese Techniken. Bei den Nützlingen ist darauf zu achten, dass sie sorgfältig ausgewählt werden, um negative Auswirkungen auf andere Lebewesen zu vermieden. Außerdem ist viel Ge­duld erforderlich, da nicht alle Versuche erfolgreich sind.

Sind Bioprodukte klimafreundlicher als konventionell erzeugte Produkte?
Diese Frage ist nicht einfach beantworten. In der Regel ist dies der Fall, da Bioproduzenten sensibler mit der Klimapolitik umgehen. Einige Verbände, wie z.B. Bioland, bewerten die Betriebe bezüglich ihrer Nachhaltigkeit und stellen dafür eigene Berater zur Verfügung, z. B. für den Einsatz von Photovoltaik.

Markus Kelderer

Wie können Ihrer Meinung nach mehr Menschen für regionale und biologische Produkte begeistert werden? Welche Rolle spielen dabei Vermarktungsstrategien?
Den Verbrauchern ist vielleicht nicht immer bewusst, wie viel Arbeit und Fachwissen notwendig sind, um erfolgreich zu bleiben. Wenn man z. B. versucht, den Ertrag eines Bodens durch eine erhöhte Kupferzufuhr zu steigern, muss man sich im Klaren sein, dass dies verschiedene Auswirkungen haben kann. Gelangt zu viel Kupfer in das Erdreich, kann es zu einer Ansammlung von Kupfersulfat und zur Abtötung nützlicher Mikroorganismen kommen. Vermarktungsstrategien können je nach Zielgruppe und Produktart unterschiedlich erfolgreich sein.

Wie sehen Sie die Trends für regionale und biologische Produkte im Jahr 2023?
Es gibt durchaus positive Trends. Prozentmäßig gesehen ist der biologische Anbau in Südtirol immer noch relativ hoch, auch wenn sich einige Produzenten aufgrund der hohen Produktionskosten überlegen,ob sie nicht wieder zum integrierten Anbau zurückkehren. Folgende Trends werden sich auch in diesem Jahr bei regionalen und biologischen Produkten durchsetzen: Die zunehmende Bedeutung von Nachhaltigkeit und Umweltschutz; die Bedeutung des E-Commerce; die Nachfrage nach Transparenz und Rückverfolgbarkeit sowie nach neuen, regionalen Sorten.

Eine letzte Frage: Gibt es bei den Verbrauchern eine verstärkte Sensibilität für Umweltaspekte und Nachhaltigkeit?
Ja, auf jeden Fall. Immer mehr Menschen sind heute umweltbewusst und interessieren sich dafür, wie Produkte hergestellt werden und welche Auswirkungen sie auf die Umwelt haben. Vor allem junge Menschen sind sehr sensibel für nachhaltige Konsum­ent­schei­dungen. Nachhaltige Verpackungen, die Verwendung erneuerbarer Rohstoffe sowie Recycling-Initiativen finden immer mehr Beachtung.