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Ein häufig genutzter Name

Wie viele Südtiroler könnten auf Anhieb die beiden Landeshauptmänner vor Silvius Magnago mit vollem Namen nennen? Wahrscheinlich weniger als die Hälfte. Und nach einem Landeshauptmann im Mittelalter braucht man meist gar nicht zu fragen.

Wenn ein Ort das Glück hat, mit einer historischen Persönlichkeit verbunden zu sein, wird das oft in vielfältiger Weise ausgeschlachtet. Man denke nur an die Stadt Salzburg, die ihren wohl berühmtesten Sohn, den Komponisten und Musiker Wolfgang Amadeus Mozart vermarktet als gäbe es kein Morgen: Mozart-Regenschir­me, Mozart-Weißbiergläser und Mozart-Quietschenten, um nur die Spitze des Mozart-Likör-­Eis­berges zu nennen. Auch Toblach kann sich glücklich schätzen, dass Gustav Mahler von 1908 bis 1910 seine Sommerurlaube dort verbrachte und im Komponierhäuschen die 9. und unvollendete 10. Symphonie schuf. Und wer einmal in Trient war, dem ist wahrscheinlich aufgefallen, dass man dem Namen Cesare Battisti kaum entgehen kann. Als Welschtiroler und damit österreichischer Staats­bürger kämpfte er im Ersten Weltkrieg auf der Seite der Italiener und wurde von den Österreichern wegen Hochverrats hingerichtet. Heute gibt es neben Gedenksteinen, Tafeln und Büsten einen Platz, eine Kaserne und ein Mausoleum.
Ebenso häufig begegnet uns Graf Volkmar von Burgstall. Natürlich in Burgstall.

Ein Ritter ohne Furcht
Graf Volkmar von Burgstall lebte im ausgehenden 13. und beginnenden 14. Jahrhundert. Es ist die Zeit Heinrichs und Margarethes von Tirol, genannt Maultasch.
Volkmars Lebensdaten werden vorwiegend mit 1280 bis 1343 angegeben. Er war der erste Tiroler Landeshaupt­mann, wie man an verschiedenen Orten, auch in Stein gemeißelt, nach­lesen kann. Seine genaue Her­kunft bleibt, trotz aller Versuche, diese zu erhellen, letzten En­des im Dunkeln. Als er in der Meraner St.-­Nikolaus-Kirche zwei Jahrtage stiftete, einen für sich und seine Ehefrau, den anderen für seine Eltern, nennt er seine Frau ausdrücklich Margareth, seine Eltern jedoch nur „Vater und Mutter“. Man geht aber davon aus, dass sein Vater Konrad von Gagers ist. Der Ort Burgstall entstand im Schutz der gleichnamigen Burg, deren Turm schon Ende des 13. Jahrhunderts erwähnt wurde. Die schöne Anlage ist mittlerweile nur mehr als Ruine erhalten. Nachdem Volkmar von Tirol mit Burg und Ort belehnt worden war, nannte er sich Volkmar von Burg­stall. Um 1330 ließ er dort, wo heu­te die Dorfkirche steht, aus Dank­barkeit eine Kapelle errichten, weil er und seine Familie von der Pest verschont blieben. Volk­mar war sowohl ein geschickter Diplomat und gewandt im Umgang mit weltlichen und geistlichen Würdenträgern, als auch je­mand, der wusste, wie man Geld und Gewalt zum eigenen Vorteil einsetzte. Als Burggraf von Tirol er­hielt er unter seinem Gönner Heinrich immer mehr Aufgaben, so auch die heikle Angelegenheit, die Heirat dessen Tochter Margarethe mit Johann Heinrich von Lu­xemburg einzufädeln. Volk­mars Ende ist dann ebenso verschwommen wie sein Ursprung. Mehrere Todesjahre kursieren. Als er bei Margarethes zweitem Ehemann Ludwig von Brandenburg in Ungnade gefallen zu sein schien, kamen seine Besitzungen in Burgstall an den Tiroler Adligen Heinrich von Annenberg. Volkmar stirbt unter ungeklärten Umständen. Das noch existierende Geschlecht der Grafen von Spaur, aus dem mehrere Bischöfe stamm­ten, geht auf ihn zurück. Außerdem ziert der zum Flug be­reite Vogel aus dem Wappen der Grafen von Burgstall das Gemeindewappen.

Volkmar überall
Doch nicht nur das Burgstaller Wappen erinnert an Volkmar. Die Ruine ist ein beliebtes Ausflugsziel, das über den 1967 vom Gastwirteverband angelegten Graf-Volkmar-Weg in einer gemütlichen Wanderung erreicht werden kann. Auch Gastronomie und Tou­rismus halten ihn lebendig. Die wiedergegründete Schützenkompanie trägt seit 2010 seinen Namen, ebenso das Gemeindeblatt – und natürlich eine Straße.

Christian Zelger