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Hoch hinaus – Spengler

Viele Lehrberufe – vor allem im Handwerk – haben mit einem Mangel an Auszubildenden zu kämpfen. Auch die Spenglerbetriebe suchen Auszubildende.

von Jasmin Maringgele

Zwei wesentliche Faktoren scheinen hierbei besonders zuträglich: zum einen zählt die Berufsausbildung in Südtirol zu den besten in Europa und eröffnet somit gut bezahlte Arbeitschancen auf der ganzen Welt und zum anderen be­fähigt die als Doppellehre konzipierte Ausbildung sowohl zu Arbeiten am Bau als auch in der kreativen Kunstspenglerei.

Mit einer geschickten Hand und Kreativität
Im süddeutschen Sprachraum wird anstatt des Begriffes „Klempner“ (bedeutet „Blech hämmern“) die Bezeichnung „Spengler“ verwendet. Der Begriff „Spengler“ geht auf einen ursprünglichen Tätigkeitsbereich im Handwerk des „Klempners“ zurück: dem Herstellen von Spangen und Beschlägen. Hierzulande steht der „Spengler“ aber synonym für den „Klempner“. Die vierjährige Lehrzeit erfolgt im dualen System, das bedeutet, es gibt zwei Ausbildungsstandorte: Betrieb und Berufsschule. Als Voraussetzung für die Ausbildung sollten ein gutes räumliches Vorstellungsvermögen, Kreativität, Interesse an technischen Zusammenhängen, Grund­lagen der Mathematik und Geometrie, Freude am Umgang mit dem Werkstoff Metall in all seinen Ausformungen und Lust an der Arbeit im Freien vorhanden sein. Während der Lehrzeit kristallisiert sich zumeist ein bevorzugtes Arbeitsgebiet heraus: die Bauspenglerei oder die Galanteriespenglerei. Während der Fokus der Bauspenglerei auf dem Anfertigen von Dachentwässerungen, dem Einfassen von Dachdurchdringungen (Kamine, Dachfenster oder dergleichen) und dem Verkleiden von Dächern und Fassaden liegt, kommen bei der Galanteriespenglerei vermehrt eigene Entwürfe und Herstellungen von Gebrauchsgegenständen mittels traditioneller Arbeitstechniken zur Anwendung. Kunsthandwerkliche Erzeugnisse sind heute wieder vermehrt überaus geschätzt und gefragt. Trotz des Einsatzes moderner Maschinen ist die Arbeit des Spenglers noch überwiegend Handarbeit.
Jemand, der den Spengler-Beruf bestens kennt, ist Armin Tratter von der Spenglerei Tratter in St. Pankraz. Wir haben mit dem motivierten Spengler über den Beruf, die Chancen und die Herausforderungen gesprochen.

Wir wird man Spengler?
Armin Tratter: Klassisch über eine Lehre. Die Spengler haben vier Jahre Lehrzeit im dualen Ausbildungssystem.
Die Berufsschule befindet sich in Brixen. Oder man ist Quereinsteiger und kann durch jahrelange Praxis und Kurse nach fünf Jahren zur Gesellenprüfung antreten.
Wie steht es um den Berufsstand in Südtirol?
Den Spenglern geht es relativ gut. Jedoch herrscht auch bei uns ein Mangel an Fachkräften. Wir sind eine kleine Gruppe von rund 110 Spenglerfirmen, arbeiten aber als Berufsgruppe gut zusammen und entwickeln uns durch viele Projekte stetig weiter.

Wo liegen die Herausforderungen dieses Berufs? Wo die Chancen?
Die Herausforderungen liegen in der Bewältigung der Bürokratie. Auch die sich immer ändernden Gesetze sind eine Belastung für die meist kleinstrukturierten Spenglerbetriebe.
Die Chancen sind sicherlich in der guten Aus- und Weiterbildung der Spengler, die auf ihrem Gebiet absolute Fachleute sind.

Was zeichnet einen kompetenten Spengler aus? Welche Arbeiten werden erledigt?
Ein kompetenter Spengler ist absoluter Fachmann und Spezialist auf seinem Gebiet. Typische Spenglerarbeiten sind die Verarbeitung von Dünnblechen. Es werden Einfassungen, Anschlüsse, Abdeckungen, Dachentwässerungen sowie ganze Dächer und Fassaden aus Metall in verschiedensten Systemen gemacht. Aber auch für kunsthandwerkliche Erzeugnisse (Galanteriearbeiten) ist ein Spengler zuständig.

Was gilt es für Kunden bei der Auswahl „ihres“ Spenglers zu beachten?
Es soll eine Firma gewählt werden, zu welcher man Vertrauen hat. So kann die richtige Lösung für das individuelle Problem gefunden werden. Der Spengler muss seriös arbeiten und gut ausgebildete Mitarbeiter haben, denn jeder noch so kleine Fehler kann sich nach Jahren dramatisch auswirken.

Interview: Michael Andres