Von Vöran in die weite Welt

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Von Vöran in die weite Welt

Karin Duregger. Filmemacherin, Radio- & Fernsehmoderatorin

Wie kommt man vom Tschögglberg in europäische Großstädte und weiter in ferne Erdteile? Ein Gespräch mit der Filmemacherin, Radio- und Fernsehmoderatorin Karin Duregger.

Karin wuchs sozusagen in der Schule von Vöran auf, denn da die Mutter dort unterrichtete, stand der Familie die Lehrerwohnung zur Verfügung. Der Vater war als Tischler tätig. Es war ein Dreimädelhaus, Karin in der Mitte von zwei Schwestern. 1979 geboren, erinnert sie sich noch gern an ihre unbeschwerte Kindheit in einer noch nicht digitalisierten, dafür aber umso fantasievolleren Welt, an die vielen kleinen Abenteuer mit anderen Kindern im Wald und am Bach, an so manchen lustigen Streich. Später fuhr Karin drei Jahre lang an jedem Schultag mit dem Bus nach Mölten in die nächste Mittelschule.

Stürmische Jugend

Karin (l. i. B.) mit ihren Eltern und Schwestern Evelyn und Anita

Nach dem Abschluss kam sie in die Lehrerbildungsanstalt nach Meran. Diese führte in fünf Jahren zur Matura. Da hieß es zweimal täglich mit der Seilbahn zu Tal bzw. auf den Berg zu schweben. Viel „stucken“ war angesagt, denn Karin war ehrgeizig und eine gute Schülerin. Es bedeutete aber auch die „wilde Zeit“ des Erwachsenwerdens mit außergewöhnlichem Outfit, wofür sich ihre ältere Schwes­ter manchmal schämte. Durchtanzte Nächte in der Disco gehörten dazu, ebenso wie das mühevolle Augen-offen-Halten am darauffolgenden Tag in der Klasse. Die Maturareise nach Barcelona war für sie unvergesslich: der erste Flug, eine neue Welt, die vielen Straßenkünstler… da bereits war ihr klar: Künstlerin wollte sie wer­den (Ma­lerei, Bildhauerei, Fo­to­grafie, Kon­zeptkunst, Land-art-Kunst)!

Hinaus in die Fremde
Nach der Matura freute sich Karin auf ihr Studium an der Hochschule für angewandte Kunst in Wien. Sie bestand die Aufnahmeprüfung in Landschaftsdesign, machte dann den Abschluss mit Auszeichnung in Kunstgeschichte. Für ein Semester schnupperte sie die raue Luft in Hamburg, einer Stadt, in die sie sich für immer verliebte. Schon während des Stu­diums keimte der Wunsch, im Fernsehen zu arbeiten. Für ein halbes Jahr praktizierte sie in München bei einer Fernsehproduktionsfirma. Es war eine harte Zeit der Suche. Viele Bewerbungs­schreiben, viele Absagen, aber Ka­rin gab nicht auf. Sie absolvierte eine zweijährige Ausbildung zur Radiomoderatorin in Südtirol.

Zwei Koffer und viel Mut
Mit 28 Jahren packte die junge Frau ihre Koffer und zog für zweieinhalb Jahre nach Hamburg. Da sie beim Fernsehen keine Arbeit fand, jobbte sie durch verschiedenste Arbeiten, als Putz- und Servicekraft oder Messehostess. Keine Arbeit war ihr zu gering, und es war ihr bewusst, dass jede Erfahrung sie nur reifer und reicher machte. Als sie sich mit 31 Jahren entschied, nach Südtirol zurückzukehren, konnte sie im Nachhinein sagen, dass dies ein sehr guter Schritt war.

Fußfassen in der Film- und Fernsehwelt
Zurück in Südtirol, wagte sie den Schritt in die Freiberuflichkeit. Der forderte vor allem in den ersten Jahren Durchhaltevermögen. Sie musste sich erst einmal ein Netzwerk aufbauen. Hier konnte sie sich entfalten und bekam zunehmend Aufträge. Unter anderem realisierte sie für den ORF, BR und Servus TV mehrere zeitgeschichtliche Dokus, u. a. „Die Rattenlinie – Nazis auf der Flucht durch Südtirol“, „Luis Trenker – Ein Mann und seine Legenden“. Für Rai Südtirol moderiert sie einige Tage im Monat im Radio, hat die TV-Sendereihe „Aben­teuer Rucksack“ entwickelt und gestaltet Dokumentationen mit den Themenschwerpunkten Menschenporträts und Bergwelten.

Mit Rucksack und offenen Augen

Als Radiomoderatorin im Studio von Rai Südtirol

So reiste die abenteuerfreudige Frau, die mehr kennenlernen wollte als nur die touristische Seite eines Landes, alleine und mit Rucksack durch Kolumbien, Ecua­dor und Costa Rica. Neun Wochen lang ging es kreuz und quer durch Argentinien und Chile, ein anderes Mal nach Thailand. Mit Rucksack und offenen Augen wandert sie auch sehr gerne durch die Berge Südtirols, davon zeugen mehrere Fernsehreportagen, die im TV Südtirol ausgestrahlt wurden.

Einen Fußabdruck hinterlassen
Jetzt, wo Karin Duregger als Radio- und Fernsehmoderatorin sowie als Filmemacherin bereits auf gute Erfahrungen zurückblicken kann, träumt sie davon, mehr und mehr anspruchsvollere Filme zu machen, für die sie sich selbst die Themen aussuchen möchte. Sie will auf ihre Art „frucht­bar“ sein, einen Fußabdruck hinterlassen. Das Hören auf die Lebensweisheit alter Menschen, Nachhaltigkeit, auch den Schutz der wunderbaren Schöpfung betreffend, dies wird ihr immer wichtiger.

Zwei Wünsche auf den Weg
Die heute Vierzigjährige möchte der Jugend zwei Wünsche mitgeben: „Sucht euch keinen Partner, nur, um euch durch ihn zu vervollständigen! Steht auf euren eigenen Füßen! Trainiert es ab jetzt, alleine etwas zu tun: alleine in ein Café zu gehen, alleine eine Reise zu machen… lernt beizeiten, auch Einsamkeit auszuhalten!“

von Christl Fink