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Berghütten im Burggrafenamt

Die Similaunhütte kurz vor Abenddämmerung

Die wohl schönste Pause lässt sich auf einer der zahlreichen Berghütten in den Südtiroler Bergen verbringen. Auch im Burggrafenamt finden sich viele gemütliche Einkehrmöglichkeiten mit herrlichem Panorama.

Das Hochganghaus am Meraner Höhenweg

Die ersten Schutzhütten im alpinen Raum sind entstanden, um reisenden und arbeitenden Menschen, die sich in unbewohnten Gebieten befanden, Schutz vor Unwettern zu bieten. Schutzhütten für Hirten beispielsweise, die oft lange mit ihrer Herde unterwegs waren, existierten allenfalls schon seit der Mensch Tierherden hält. Gerade im zentral gelegenen und strategisch wichtigen Südtirol lassen sich einfachste Schutz­hütten an wichtigen Statio­nen und Pässen seit der Zeit der römischen Alpenübergänge nachweisen. Mit einer zunehmenden Reisetätigkeit, dem Fernhandel des Hochmittelalters und Pilgerherbergen am Weg nach Rom stieg die Zahl bescheidener Unterkünfte am Wegesrand in den Alpen. Berghütten müssen nicht zwangsläufig bewirtschaftet sein, und nicht alle bieten Übernachtungsmöglichkeiten. Schutzhütten, die heute vom Alpenverein und dessen Hüttenwirten ge­führt werden, gliedern sich in verschiedene Kategorien, die von den alpinen Vereinen eingeteilt werden. Relevante Anhaltspunkte für die Einteilung sind Lage, Erreichbarkeit und Ausstattung der Hütten. So unterliegt jede Kategorie jeweils eigenen Vorschriften und Ordnungen. Zudem gelten für spezifische Kategorien eigene Übernachtungsgebühren und Hüttenordnungen. Hütten in Privatbesitz fallen nicht unter diese Kategorien und müssen, anders als die Hütten von Alpenvereinen, nicht mit einem (Notfall-)Winterraum ausgestattet sein, zudem legen sie ihre Preise selbst fest.

 

Berghütten im Wandel der Zeit
Die ersten Alm- und Schutzhütten im Sinne touristischer Stützpunkte entstanden Mitte des 19. Jahrhunderts. In verschiedenen Ländern kam es zur Gründung von Alpenvereinssektionen mit dem Ziel, die Bergwelt durch die Anlage von Wegen und den Bau von Hütten zugänglich zu machen. Das zunehmende Interesse an alpinen und hochalpinen Ausflügen durch die oftmals gehobene Stadtbevölkerung ließ zahlreiche neue Berghütten entstehen. Unterkunft und Verpflegung wurden zu einer dankenswerten Einnahmequelle in ländlichen Gebieten. Der Anspruch an Schutz- und Berghütten war weitestgehend funktioneller Natur, Komfort gab es kaum. Heute ist das Publikum auf Berghütten oftmals anspruchsvoller: Zweibettzimmer statt Matratzenlager, Duschen auf den Zimmern mit fließend Warmwasser. So rüsten viele Hütten nach, manchmal notwendigerweise wie bei ökologischen Belangen, vielfach aber um den Wünschen und Ansprüchen der Gäste zu entsprechen. So findet man gegenwärtig die ganze Bandbreite zwischen urigen, spartanisch gehaltenen Schutz­hütten bis hin zu erstklassigen Berghütten mit Sauna, die einem Hotel in Bequemlichkeit in nichts nachstehen. Diese Entwicklung beobachtet auch Dr. Ing. Elmar Knoll, seit über 20 Jahren Vorsitzender der AVS-Sektion Meran, zunehmend. Laut ihm passe sich der Komfort auf den Hütten den Wünschen der Gäste an, allerdings müssen auch die Gegebenheiten miteinbezogen werden.
So sei es selbstverständlich nicht möglich und zielführend, aus jeder Berghütte ein Berg­hotel zu machen. Weiters merkt Knoll kritisch an, dass in Landeshand befindliche Berghütten oftmals nur spärlich oder gar nicht instand gehalten werden. Es werden kaum genügend öffentliche Mittel aufgewendet, um dringende Sanierungsmaßnahmen zu realisieren. Zudem fehle es vor allem an einer praktischen zeitnahen Umsetzung, um die oft über 100 Jahre alten Berghütten den Minimalansprüchen der Zeit gerecht werden zu lassen, ergänzt Knoll.

Blick auf den Burggräfler Talkessel

Berghütten im Burggrafenamt
Die in Südtirol befindlichen Berg­hütten stehen heute im Besitz des Südtiroler Alpenvereins (AVS), des Club Alpino Italiano (CAI), der Landesverwaltung oder von Privaten. In der Zeit des Faschismus wurden die Südtiroler Alpenvereinssektionen aufgelöst, im Jahre 1946 wiedergegründet. Aufgrund dessen gingen viele Südtiroler Berghütten zwangs­weise in den Besitz des CAI über. Erst in den letzten Jah­ren war es möglich einen Großteil der Hütten wieder in Landesbesitz zu bringen. Die überwiegende Mehrheit der bewirtschafteten Hütten und beliebten Ausflugsziele ist daher in Privatbesitz oder gehört dem Land. Dank der abwechslungsreichen Landschaft des Burggrafenamtes erschließt sich ein vielfältiges Wanderangebot: unzählige schöne Waalwege im Tal, anspruchsvolle und mehrtägige Höhenwege, einmalige Gipfeltouren und Kletterpartien im Naturpark Texelgruppe oder ursprüngliche Wanderungen im Schnalstal. Bei einer „Brettlmarende“ inmitten der imposanten Südtiroler Bergwelt lässt sich die Tiroler Gastfreundschaft in vollen Zügen genießen. Hier trifft man sich gerne, ob auf knapp 3000 Metern, wie auf der hochalpinen und 2018 neu erbauten Stettiner Hütte oder weiter unten, am Schutzhaus Hochgang auf knapp 1800 Metern am beliebten Meraner Höhenweg.
Lodnerhütte, Zwickauer Hütte und Breitebenhütte
1. Die Lodnerhütte im Zieltal oberhalb von Partschins auf 2260 Meter ist die erste im Burggrafenamt erbaute Schutzhütte. Ihre Errichtung lässt sich auf das Jahr 1891 datieren, damals noch unter dem Deutschen und Österreichischen Alpenverein (DuÖAV), zahlreiche Erweiterungen der Hütte folgten. Heute gehört die Lodnerhütte zu den Landesschutzhütten und wird von Pächtern bestens geführt.
2. Das höchstgelegene Schutzhaus im Burggrafenamt ist die geschichtsträchtige und konflikt­be­haftete Zwickauer Hütte, stattlich thronend auf 2989 Metern nördlich oberhalb des Pfelderer Tals. 1899 erbaut, 1933 abgebrannt und erst 1960 wiedererrichtet, nach einer Explosion im Jahr 1967 abermals zerstört, wurde die Hütte 1982/1983 wiederaufgebaut und ist seit 2010 in Landesbesitz, heute unterstützt vom AVS und dem CAI.
3. Auch im Winter sind die Burggräfler Berghütten ein Genuss. Die beliebteste Winterhütte 2018 befindet sich im schönen Ultental, die Breitebenhütte im Skigebiet Schwemmalm.
Viele Berghütten und Berggasthöfe im Burggrafenamt starten nach einem ereignisreichen Sommer in eine lebendige Wintersaison.

 

von Jasmin Maringgele