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Meine Tracht

Nur wenig stellt Tradition derart klar dar wie eine Tracht.

Sie gehört zu Südtirol und zu unserem Kulturkreis wie wohl kaum ein anderes Kleidungsstück. Die Rede ist von der Tracht. Dabei gibt es in Südtirol wahrscheinlich mindestens so viele verschiedene Trachten wie es Täler gibt. Insbesondere in Sachen Farben und Schmückungen unterscheiden sich dabei die Trachten in den diversen Bezirken in unserem Land. Zudem unterscheiden wir heute zwischen den traditionellen Trachten, die vorrangig von Volkstanzgruppen, Musikkapellen, Schützen und Marketenderinnen, aber auch von Chören und Brauchtumsgruppen getragen werden, und der Tracht als Mode. Diese wird gerne auf Wiesenfesten, wie dem Oktoberfest, aber auch bei anderen Feierlichkeiten getragen. Nur wenige Kleidungsstücke, wie Trachten, haben eine so wechselhafte Geschichte der Ablehnung und Akzeptanz.

Große Tradition hat etwa die Burggräfler Tracht. Insbesondere die auffälligen roten Aufschläge auf dem „Wollehemat“ machen die Burggräfler Männertracht sofort erkennbar. Die Joppe hat sich seit mehr als 200 Jahren kaum geändert und ist somit das einzige Trachtenteil in Tirol, welches derart beständig getragen wird. Sowohl Männer als auch Frauen im Burggrafenamt unterscheiden zwischen zwei Trachten-Formen: das „Bäurische Gwand“ und die „Burggräfler Miedertracht“ der Frauen, und das „Kurz- und „Langbäurische Gwand“ bei den Männern. Die „Burggräfler Miedertracht“, im Volksmund auch „Meraner Dirndl“ genannt, wird vor allem von Musikantinnen getragen, aber auch von Volkstanzgruppen und in Schützenkompanien.

Die Passeirer Tracht
Blickt man ins Passeiertal, findet man auch dort eine eigene Tracht. Diese ist von schlichter Machart und wird besonders an Festtagen oder zu bestimmten Anlässen im Tal getragen. Die Männer tragen dabei unter anderem eine kurze braune Lodenjacke, eine Weste aus rotem Loden mit Messingknöpfen, Hosenträger aus grünem Stoff, Kniebundhosen aus Bockfell und einen Ledergürtel, in dem oft Name oder Sprüche eingestickt sind. Auffallend ist auch ein schwarzer Filzhut. Die Passeirer Frauentracht besteht aus einem schwarzen Wollrock, einer blauen Seidenschürze und einem schwarzen Miederleibchen. Den Halsausschnitt ziert eine weiße, breite Spitzenborte. Rote oder weiße Strümpfe und bestickte Schuhe runden die Tracht ab.

Einige heimische Betriebe haben sich auf Trachten spezialisiert und verkaufen bzw. fertigen auch die verschiedenen Formen dieser besonderen Kleidungsstücke an. Im ganzen Burggrafenamt sind somit bei besonderen Anlässen, an Feiertagen oder auch auf Wald- und Wiesenfesten verschiedene Trachten zu sehen. Die „eine“, echte richtige Tracht gibt es dabei nicht, denn Trachten sind laut vielen Experten auch dem Wandel der Zeit unterzogen. Aber egal welche Tracht aus welchem Teil des Landes, Fakt ist: Eine Tracht schaut flott aus und darin tanzt es sich besser. Da in den vergangenen Jahren immer öfters junge Südtiroler Origi­nal­trachten ihrer Eltern und Großeltern zum Aufrichten in die Trach­tenschneidereien bringen, darf man hoffen, dass das Tragen unserer Trachten noch lange nicht ausgedient hat, weiterhin zur Pflege unseres Heimatbewusstseins beiträgt.

In den letzten Jahrzehnten entwickelte sich im Alpenraum eine eigene Bekleidungsindustrie, die sich auf Dirndl- und Trachtenmode spezialisiert hat.

Einige Elemente wie die Miederform, die Bluse mit Spitzen und Pufferärmeln, der Rock und der Schurz wurden aus der Frauentracht übernommen. Die Herren-Trachtenmode ist der Mode weitaus weniger ausgesetzt. Lederhosen erleben allerdings eine Renaissance auch für Herren. Lange und kurze Lederhosen werden nur noch zu bestimmten Anlässen und Auftritten getragen, wobei deren Herstellung hauptsächlich aus Wildbock- und Hirschleder erfolgt.

Dirndln sind leichtere Kleider für den Alltag. Sprachlich gesehen ist „Dirndl“ eine Verkleinerungsform von Dirn bzw. Dirne, womit auch heute noch ein junges Mädchen bezeichnet wird. Das moderne Dirndl, wie man es heute in Trachtenstuben zu kaufen bekommt, ist mit der ursprünglichen Tracht, welche zeitloses Design hatte und mit den traditionellen Farben die Verbundenheit zur eigenen Region bekundete, nicht mehr zu vergleichen. Denn moderne Dirndln in modischen Farben und Designs eignen sich mehr für Wiesenfeste, Geburtstagsfeiern oder lustige Ausflüge.

 

von Michael Andres