In Ober- und Mitterlana

MARIMBA
13. März 2019
Nachhaltiges Bauen
13. März 2019
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In Ober- und Mitterlana

Von der Gaulschlucht zum Lananer „Gries“, von der Maria-Hilf-Straße in die Andreas-Hofer-Straße bis hin zum Tribusplatz: ein Spaziergang mit Bürgermeister Harald Stauder.

Herr Stauder, Lana ist ein wichtiger Wirtschaftsstandort.
Neben der ursprünglich prägenden Landwirtschaft, in der wir vor allem von Apfelanbau sprechen, haben sich im Laufe der Zeit auch weitere Wirtschafts­zweige entwickelt. Nach wie vor gehört Lana mit einem Anteil von 10 % der Gesamtproduktion von Südtirol zu den größten Obst­an­bau­ge­mein­den im Land. Seit Beginn der 1970er Jahre wächst aber vor allem auch der Tourismus und koordiniert unter der Marke „Tourismusregion La­na und Umgebung“ die Ge­mein­den Tscherms, Burgstall und Gar­ga­zon mit. Das Handwerk ist kleiner strukturiert und besteht vor allem aus mehreren tradi­tionsreichen Fa­milienbetrieben. Dazu zählen rund 100 Unter­neh­men, welche sich in den Ge­wer­be­gebieten an den Orts­ein­fahrten niedergelassen haben. In der Ge­mein­de haben sich 75 Industrie­be­triebe vor allem an den Auf­fahrten zur Schnell­­straße MeBo niedergelassen. Neben mehreren international renommierten Un­ter­neh­men stellen eine Reihe von Be­trieben Waren für den regio­nalen Markt her.
Die Ein­zel­han­dels­betriebe befinden sich fast aus­schließlich in bewohnten Orts­­ge­bieten. Dabei ist es der Ge­mein­deverwaltung seit jeher ein großes Anliegen, keine Ein­kaufs­zen­tren auf der grünen Wie­­se zu erlauben, um damit die Kauf­kraft im Dorf zu halten.

BM Harald Stauder

Beim Kreisverkehr an der Ab­zwei­gung nach Tscherms befindet sich ein Obe­lisk. Was hat es damit auf sich?
Der Obelisk stand ursprünglich im Kreuzungsbereich zwischen der Maria-Hilf-Straße und der Gampenstraße und diente als Wegweiser in Richtung Deutsch­nons­berg, Nonstal und Meran. Er wurde zur Zeit des italienischen Faschismus errichtet. Al­ler­dings handelt es sich dabei um kein „faschistisches Relikt“. Dies ist da­ran zu erkennen, dass die Orts­angaben am Bauwerk jeweils zwei­sprachig in Stein gemeißelt sind. Im Zuge der Neuerrichtung des Kreisverkehrs an der Gam­pen­kreuzung wurde der Obelisk ca. 1 km weiterverlegt und steht seit rund einem Jahr an der nörd­lichen Dorfeinfahrt.

Unweit des Traditions­gast­hofes Teiss befindet sich der Bus­bahnhof. Hier hat sich in den ver­gangenen Jahrzehnten viel verändert.
Der Busbahnhof wurde vor einem Jahr erweitert und erneuert. Die ursprünglichen Eigentümer des Geländes um den Bus­bahn­hof „Autolinie Lana-Meran“ (ALM) verkauften die Fläche, und es wurde eine Wohnanlage errichtet. Der große Vorteil dieser Wohnzone liegt in der unmittelbaren Nähe zur Ortsmitte.

Die Teissbrücke oder Falschauerbrücke ist ein technisches Denkmal des frühen 20. Jahrhunderts. An der Brücke führt eine Promenade in die Gaulschlucht.
Die Gaulschlucht hatte immer einen besonderen Stellen­wert: 1903 errichtete dort der Lananer Vi­sio­när und Seilbahnpionier Luis Zuegg das erste private E-Werk Südtirols. Außerdem befand sich bis in die 1930er Jahre eine Holz­trift in der Falschauer, mit einem „Ländrechen“ in der Nähe der 1912 erbauten Falschauerbrücke. 200 Jahre zuvor befand sich auch ein Schießstand der k.u.k. ­­Mo-­­ nar­chie nahe der Brücke. 1746 wurde er taleinwärts in die Gaul verlegt. Nachdem der hochverschuldete Schießstand 1841 verkauft worden war, wurde dort eine Färberei und später ein Gasthaus errichtet. Unter dem Faschismus wurde der Schießstand in „Tiro a Segno Nationale“ umbenannt. Das letzte sogenannte Freischießen fand am 30. Juni 1926 statt.

Die Schlucht und seine Promenade sind für die Lananer eine attraktive Naherholungszone.
Die Gemeindeverwaltung hat in den vergangenen Jahren große Investitionen in der Gaulschlucht getätigt. Dabei wurden alle Brücken und Stege erneuert und anfällige Holzkonstruktionen durch stabile Metallelemente ersetzt. Die Arbeiten stehen unmittelbar vor der Beendigung. Zusätzlich wird in diesem Jahr eine neue überdachte Holzbrücke über die Falschauer errichtet, um den Zugang am Stock der Eisschützen wieder zu gewährleisten. Die Arbeiten für die Brücke wurden bereits an ein Südtiroler Unternehmen übergeben und heuer noch abgeschlossen. Damit wird der Zugang zur Gaul­schlucht verbessert und gesichert.

Bis vor einigen Jahren konnte man bis ganz in die Schlucht hinein wandern. Warum ist der kleine Tunnel am Ende der Schlucht gesperrt worden?
Fast ganz am Ende der Gaul­schlucht befindet sich der Tun­nel. Dahinter ist das private E-­Werk. Vor einiger Zeit gab es ein äußerst interessantes Projekt, die Gaul­schlucht durch die Ver­län­ge­rung eines bereits bestehenden Tunnels wieder bis ganz nach hinten zugänglich zu machen. Nachdem im Tunnel eine An­sied­lung von Fleder­mäu­sen nach­gewiesen wurde, hat die Lan­desregierung allerdings einen sehr starken Schutz über das gesamte Gebiet gelegt und damit das besondere Naher­holungs­konzept der Lana­ner Bürger unterbunden. Obwohl Experten ver­sicherten, es gäbe die Mög­lich­keit, Fledermausschutz bzw. Natur­er­lebnis und Naher­ho­lung zu verbinden, müssen wir diese Ent­scheidung von Seiten des Lan­des akzeptieren, auch wenn wir sie nicht nachvollziehen können.

Besonders beliebt im Winter ist der Eislaufplatz in der Gaul. Früher war es eine Natureisbahn, heute eine moderne Kunst­­eis­anlage.
Nachdem es immer schwieriger wurde, unter natürlichen Bedin­gun­gen das Eis in der Gaul zu erhalten, wurde 2005 eine moderne Kunsteisanlage errichtet. Seit­her bietet sie vielen La­na­nern Gele­genheit zum Eislaufen. Auch der Hockeysport ist in La­na äußerst beliebt, und diese Sek­tion des Sportvereins betreut die An­lage.

Das erste E-Werk Südtirols in der Gaul

Für Musikfreunde ist das Gaul- Open-Air alle Jahre wieder ein Höhepunkt.

Das „Open Air Gaul“ geht auf eine Initiative des Jugendkollektivs Lana aus den 1980er Jahren zurück. Man brachte vor allem Künst­ler mit einer Botschaft aus dem deutschsprachigen Raum nach Lana. Nachdem das Kol­lek­tiv 1990 die Veranstaltung nicht mehr weitergeführt hatte, startete der im selben Jahr gegründete Verein „Jugendzentrum Lana“ das Open Air 1994 neu. Bis heute ist die Musik­veranstal­tung fester Bestandteil der Südtiroler Musik­szene und bietet aufstrebenden Musikgruppen eine Auftritts­mög­lichkeit. Mittler­wei­le hat sich um das Open Air auch ein Ver­an­stal­tungskomitee gebildet, welches das ganze Jahr über arbeitet. Während der Ver­an­stal­tung sind zwischen 80 und 100 ehrenamtliche Mitar­beiter im Einsatz.

Ein weiteres Projekt des Jugendzentrums ist die „Gaudi-Bar“.
Die Gaudi-Bar wird in den Som­mer­mo­naten vom Jugend­zen­trum „Jux“ geführt. Ihren Ur­sprung findet sie in der Initiative „Fest der Be­geg­nung“ des La­na­ner Sozial­refe­renten Olav Lutz. Die Vision dahinter war, Men­schen mit Beein­träch­tigung die Möglichkeit zu bieten, eine sinnvolle Arbeit zu übernehmen. 2013 kam das Jugendzentrum als Partner hinzu und erarbeitete ein Rahmen­pro­gramm für nachmittags und abends. In Zu­sam­men­­arbeit mit dem afrikanischen Restaurant „spirit africa soul“ arbeitet das Jugend­zen­trum derzeit an einem neuen Kon­zept der Gaudi-Bar. Damit will man in die­sem Jahr ein besonderes Au­genmerk auf die Integration von Flüchtlingen legen.

Auch die Freilichtspiele Lana fanden früher in der Gaul statt.
Die Freilichtspiele Lana wurden 1990 anlässlich der „1000 Jahre Lana“ ins Leben gerufen und feierten mit dem Auftragsstück „Die Legende von Braunsberg“ des Südtiroler Theaterautors Jul Bruno Laner Premiere in der Gaulschlucht. Nach dem Erfolg der ersten Festspiele wurden die Spiele in den Folgejahren weitergeführt.
Durch die Umbau­ar­beiten am neuen Eislaufplatz mussten die Freilichtspiele 2005 mehrmals Spielort wechseln, bis man 2014 schließlich mit dem Kapuzi­ner­gar­ten eine fixe Spiel­stätte gefunden hatte. Mit dem Stück „Der Selbst­mörder“ werden die Fest­spie­le in diesem Som­mer fortgesetzt. Verpflichtet wurde dafür die Südtiroler Re­gis­seurin Steffi Nag­ler.

Der Gesundheitssprengel und der „Lorenzerhof“ sind weit über die Gemeinde hinaus bekannt.
Die Stiftung Lorenzerhof wurde im Jahre 1795 erstmals urkundlich erwähnt und betreibt einen öffentlichen Betrieb für Pflege und Betreuungsdienste ohne Ge­winnabsichten. Das bestehende moderne Altenheim im Haus Lorenz wurde im Jahr 2000 bis 2003 errichtet. Hier befindet sich auch der Verwaltungssitz der Stiftung. Dem hinzu gesellen sich die Einrichtungen „Haus Martin“, „Haus Elisabeth“ und die Wohngemeinschaft „Haus Sebastian“ in Tscherms. Mit seinen 138 Vollzeitangestellten ist der Lorenzerhof in Lana ein wich­tiger Arbeitgeber und Bezugs­punkt für Senioren und Pflege­be­dürftige der Gemeinde.

 

Lananer Betriebe stellen sich vor
Vielseitig zeigt sich der Wirtschaftsstandort Lana. Sechs Firmen im Kurzporträt.
Die Agentur Be­treut OHG, in der M.-Hilf-Straße kümmert sich seit knapp 6 Jahren um die Ver­mittlung von kompetenten Pfle­ge­fachkräften. Dabei wird auf die individuellen Bedürfnisse der zu pflegenden Person und ihrer Fa­mi­lie eingegangen. Zu­dem bietet die Agentur Be­ra­tung und Unterstützung in der Haus­pfle­ge an.

In der kreativen Werkstatt von Glasidee in der Andreas-Hofer-Straße entstehen aus den rohen unbehandelten Gläsern mit viel Phan­tasie, Inspiration und Lie­be individuelle Kunst­wer­ke. Seit nun 30 Jahren nimmt Her­mine und nun auch Tochter Martina Kun­den­wünsche an, um sie in den Techniken Sandstrahl und Gravur auf dem Glas festzuhalten.
Das Elektrofachgeschäft EP-Elec­tro Malleier am Gries bietet seinen Kun­den individuelle Be­ratung beim und nach dem Kauf von Elek­tronikartikeln an. „Un­ser Service macht den Unter­schied“, unterstreicht dazu Mar­tin Hofer.

Mit einem German Design Award 2018 ausgezeichnet wurde im Vorjahr die Firma Laimer GmbH mit Standort in der Hof­mann­passage. Seit 7 Jahren fertigt der Hand­werks­­betrieb Accessoires aus Holz­. In diesem Jahr steht der Einsatz von Kork und Heil­stei­nen im Fokus, aber auch Ta­schen­uhren sind neu dabei. Der Betrieb lässt bei der Her­stel­lung seiner Produkte den ökologischen As­pekt nicht außer Acht und versucht das Be­wusstsein über den Wert der verwendeten Materia­lien an seine Kun­den weiterzugeben.

Das Familienunternehmen Despar Pircher wird von Josef Pircher und seiner Familie geführt und sichert die Nahversorgung am Gries. Auch in Zukunft werden nach alter Tradition sowohl die Stammkundschaft als auch die Tageskunden fachkundig und freundlich beraten und bedient.

Seit 1957 legt Elektro Lechner besondern Wert auf kompetente Beratung und Service, das von den Kunden sehr geschätzt wird. Nicht nur der Verkauf sondern vor allem die Betreuung der Kunden steht im Betrieb an oberster Stelle.

von Philipp Genetti