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In Ulten

Von der Quelle der Falschauer im Nationalpark Stilfser Joch bis zur Mündung in die Etsch ist das Ultental rund 40 km lang.

Wie das Ultental zu seinem Namen gekommen ist, ist nicht bekannt. Allerdings zeugen die zahlreichen Schindeldächer der Almen und Höfe von einer langen Geschichte des Siedlungsgebietes und sprechen für die Ursprünglichkeit des Tales, was heute noch von vielen Orten aus spürbar ist. Um etwas mehr über den Standort zu erfahren, haben wir uns mit Bürgermeisterin Beatrix Mairhofer getroffen.

Vor einem Jahr hatten wir uns bereits über den Standort Ulten unterhalten. Was hat sich seither getan?
Beatrix Mairhofer: In St. Gertraud wurde die energetische Sanierung des Vereinshauses abgeschlossen. Außerdem sind die Sanierungs- und Erweiterungsarbeiten an der Feuerwehrhalle dort derzeit im vollen Gang, welche noch bis September anhalten werden. In St. Nikolaus haben wir den Friedhof saniert, und bei der Trink- und Löschwasserleitung auf dem Pircherberg wurde das 2. Baulos realisiert. Hierzu wurde die öffentliche Straßenbeleuchtung an vielen Stellen durch eine neue, energieeffizientere Variante ersetzt und weitere Straßenabschnitte renoviert. Besonders freut mich, dass wir die Planung der Generalsanierung der Mittelschule endlich abgeschlossen haben, sodass die Arbeiten bereits im nächsten Monat ausgeschrieben werden konnten. Auch das Vorprojekt eines neuen Kindergartens in St. Walburg wurde vom Gemeinderat Ulten gutgeheißen. Die Bauarbeiten sollen im Sommer 2019 beginnen.

Was die Erreichbarkeit angeht, wurde auch ein Abschnitt der Hauptstraße neu gestaltet.
Mit dem Neubau eines großen Tunnels entlang der Hauptstraße konnten zwei alte Tunnel-Abschnitte ersetzt werden. Ein dritter Tunnel wurde ausgebaut. Vor allem der erste Abschnitt befand sich in einem sehr schlechten Zustand und war teils so eng, dass es Schwierigkeiten gab, wenn zwei große Fahrzeuge sich kreuzten. Zusätzlich wird mit dem neuen Tunnel nun ein Straßenabschnitt umfahren, auf dem im Winter oftmals hohe Rutschgefahr bestand. Für viele Pendler aus der Gemeinde Ulten, der nahegelegenen Gemeinden Laurein und Proveis sowie auch Urlaubern wird der neue Tunnel die Fahr­sicherheit und den Komfort wesentlich erhöhen.
Wie steht es um den öffentlichen Verkehr in Ulten?
Der öffentliche Verkehr wurde in den vergangenen Jahren zunehmend ausgebaut, sodass die SAD zurzeit im Stundentakt auf der Linie St. Gertraud–Meran verkehrt. Hinzu kommt der öffentliche Dienst der Linie St. Gertraud-Weißbrunn in den Sommermonaten. Da die Fahrtenanzahl auf der Hauptlinie zunimmt, haben wir von St. Gertraud bis Lana bereits einen Halb-Stunden-Takt beantragt, welcher gerechtfertigt ist. Immerhin könnte dadurch der Individualverkehr auf weiteres verringert werden.

 

Die junge Falschauer

Mit der Seilbahn Schwemmalm hat Ulten auch eine Aufstiegsanlage. Welchen Stellenwert hat diese für Ulten?
Das Skigebiet Schwemmalm ist ein wichtiger Wirtschaftsmotor. Immerhin sorgt es dafür, dass unsere Tourismusbetriebe nicht nur im Sommer, sondern auch im Winter ihre Betten füllen und wirtschaftlich überleben kön­nen. Die Langlaufloipe im Tal, zahlreiche Skitourenrouten sowie bestens präparierte Ski- und Wanderstrecken sind ausschlaggebend dafür, dass der Wintertourismus bei uns funktioniert. Doch auch in den Sommermonaten gewinnt die mo­derne Umlaufbahn der Schwemm­alm immer mehr an Be­deutung und auch an Beliebtheit.

 

Was gibt es auf der Schwemmalm zu erleben?

Ultens Wahrzeichen, die Urlärche

Im Winter ist sie ein schönes klassisches Skigebiet mit einem beeindruckenden Panorama. Im Sommer bietet das Gebiet ein breites Wanderwegenetz mit über 600 km Wanderwegen in verschiedenen Höhenlagen in unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden. Am Teich nahe der Bergstation Schwemmalm finden außerdem immer wieder auch zahlreiche Veranstaltungen statt.

Was gibt es in Ulten sonst noch zu erleben?
Die zahlreichen historischen Höfe, die in einer in Ulten typischen alten Bauweise erbaut worden sind, sind unser größtes touristisches Kapital. Zu erwähnen sind hierbei die sogenannten „Schindeldächer“. Es handelt sich um eine historische Form des Dachbaues, bei dem an Stelle von Dachziegeln sogenannte „Holzschindel“ verwendet werden. Ein weiterer Grund für den Tourismus in Ulten sind die 5 Stauseen und gut 35 Naturseen, die über das gesamte Gemeindegebiet verstreut liegen. Außerdem laden rund 30 bewirtschaftete Almhütten zum Verweilen und zur Verkostung der Ultner Traditionsküche ein.

Wanderwege zuhauf

In Südtirol gewinnt auch der Mountainbike- und Downhill-Tourismus immer mehr an Beliebtheit. Was bietet Ulten dazu an?
Das „Mountainbiken“ hat in Ulten schon lange eine Tradition. Bestärkt durch die sogenannte Transalp-Tour von München zum Gardasee, mit einem Teilabschnitt durch das Ultental. Als Gemeinde sind wir nun auch mit einigen Grundeigentümern im Gespräch, um einige Mountainbike-Routen für die „Berg­radler“ auszuweisen. Zur Zeit werden einige Wege von Wanderern und Radfahrern gemeinsam genutzt.

Kaiserin Sissi, Otto von Bismark oder Franz von Defregger. Das sind Persönlichkeiten, für die Ulten einst ein beliebtes Urlaubs­ziel war. Was hat sie ins Tal gezogen?
In den vergangenen beiden Jahrhunderten gab es im Ultental eine Reihe von Kurbädern. Das sogenannte „Mitterbad“ in der Gemeinde St. Pankraz war das wohl bekannteste und war deshalb auch Ausflugsziel der genannten Persönlichkeiten. Darüber hinaus hatte der bekannte Heilarzt Christoph Hartung von Hartungen in St. Nikolaus ein Sanatorium unterhalten, in dem Persönlichkeiten wie Thomas Mann und sein Bruder Heinrich immer wieder einkehrten.

Der Tourismus war und ist seit jeher ein wichtiger Bestandteil der Wirtschaft in Ulten. Auf welche weiteren Säulen stützt sich die Wirtschaft in der Gemeinde?
Neben dem Tourismus ist die Landwirtschaft in Ulten ein wichtiger Wirtschaftsfaktor, wenn auch 60 % der Landwirte nur noch im Nebenerwerb Bauern sind. Hervorragende Qualität liefern allerdings mehrere kleinere bis mittelgroße Handwerksbetriebe. Für eine gute Grundversorgung in allen drei Hauptorten garantiert der Handel.

Wie steht es um das Glasfasernetz?
Die öffentlichen Einrichtungen wurden vor kurzem bis nach St. Gertraud vom Land an das Glasfasernetz angeschlossen. Außerdem hat die Gemeinde die Hauptleitung auf weiten Teilen der Haupt­achse bereits verlegt. Das erste Baulos für die letzte Meile wurde bereits realisiert. Damit können mehrere Betriebe und Privathäuser an das Glasfasernetz angeschlossen werden. Weitere Abschnitte sollen dann in den kommenden Jahren verbaut werden. Da bereits die Kosten des ersten Bauloses über eine Million Euro betrugen, sind wir als Gemeinde auf die Finanzierung durch die EU angewiesen.

Dennoch zieht es viele junge Ult­ner in die Stadt. Was unternimmt man, um in Zukunft als Lebensraum attraktiv zu bleiben?
Die Landflucht ist in Ulten tatsächlich ein großes Thema. Durch die Schaffung von attraktiven Wohnzonen, die Errichtung wichtiger Infrastrukturen wie Grundschule, Kindergarten usw. sowie die Gewährleistung der Grundversorgung in allen Dörfern bemühen wir uns als Gemeinde diesem Trend entgegenzuwirken. Dabei versuchen wir die jeweiligen Gebühren der Einrichtungen möglichst niedrig und so familienfreundlich zu gestalten.

Was können Sie uns über das Vereinswesen erzählen?
In Ulten gibt es weit über 50 Vereine, die von der Gemeinde unterstützt werden. Dazu gehören beispielsweise 3 Feuerwehren, 1 Bergrettungsdienst, 2 Musikkapellen, 5 verschiedene Chöre, 1 Sportverein mit verschiedenen Sektionen (Fußball, Tennis, Skiclub, Langlauf, Rodeln), 2 AVS-Vereine, Bäuerinnen-Organisationen in allen Dörfern, 2 Bauernjugendvereine und viele andere mehr. Sie alle sorgen für ein vielfältiges Freizeitangebot für die Ultner Bürger und stellen einen soliden Zivilschutz dar.

Die Ultner Urlärchen sind eine Sehenswürdigkeit. Was hat es mit ihnen auf sich?
Die „Ultner“ Urlärchen befinden sich in St. Gertraud und sind einen Ausflug wert. Ihr Alter wird auf rund 850 Jahre geschätzt. Allerdings erzählt man sich, dass vor einigen Jahrzehnten eine der Lärchen abgeholzt worden sei, bevor diese als Naturdenkmal aus­gewiesen werden konnte. Unabhängig voneinander hätten 2 Personen die Ringe der gefällten Lärchen gezählt und seien schließlich beide auf ca. 2000 Jah­re gekommen.

Eine weitere Sehenswürdigkeit ist die sogenannte „Lahnersäge“.
Die „Lahnersäge“ bezeichnet das Nationalparkhaus, das bei der alten Lahnersäge in St. Gertraud errichtet wurde. Neben dem Nationalparkhaus selbst, mit seinen wechselnden Ausstellungen und Führungen, kann man hier auch eine alte „Venezianer Säge“ bewundern, welche an bestimmten Wochentagen in Betrieb genommen wird, um Besuchern das Sägen in althergebrachter Weise vorzuführen.
Am Zoggler Stausee soll in absehbarer Zeit auch ein kleiner Badestrand entstehen.
Der Zoggler Stausee ist Ultens größter Stausee und wurde in den vergangenen Jahren, wenn auch nicht erlaubt, vermehrt von Einheimischen und Gästen zum Baden genutzt. Allerdings sieht ein drittes Baulos die Errichtung eines geregelten Badestrandes vor, der in Kuppelwies entstehen soll. Die Errichtung dieses Badestrandes soll im nächsten Jahr umgesetzt werden. Finanziert wird das Projekt mit den Umweltgeldern, die vom derzeitigen Konzessionär, der Alperia AG, an die Gemeinde jährlich für Ausgleichsmaßnahmen ausgezahlt werden.

von Philipp Genetti