Der Standort Passeiertal lebt vor allem von einem rührigen Gewerbe, einem eindrucksvollen Tourismus und einem traditionsreichen Handwerk. Auch die Landwirtschaft zählt zu den wichtigen Säulen der Wirtschaft im Tal. Hinzu kommen eindrucksvolle Bergbauernhöfe in den höheren Lagen, insbesondere im hinteren Passeiertal.
von Philipp Genetti
Fünf eigenständige Gemeinden zählen zu dem geschichtsträchtigen Tal, das besonders durch den aus St. Leonhard stammenden Tiroler Landeshelden Andreas Hofer weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt geworden ist. Die flächengrößte Gemeinde im Passeiertal ist mit ca. 193 km2 die Gemeinde Moos, an sie reihen sich die Gemeinden St. Leonhard, St. Martin, Riffian und Kuens. Auch das Ehrenamt und Vereinswesen haben im Passeiertal einen hohen Stellenwert und halten das Tal lebendig. Das reicht von den mitgliederstarken Schützen und Kapellen, Theatervereinen bis hin zu aktiven Sport- und Alpenvereinen bis hin zu wertvollen Sozialeinrichtungen wie dem Jugendbüro und einigen eindrucksvolle Senioren- und Pflegeeinrichtungen. Mit dem Museum Passeier und dem Verein Museum Hinterpasseier bietet das Tal außerdem mehrere Sehenswürdigkeiten, die immer wieder einen Besuch wert sind.
Das Jugendbüro Passeier
Das Jugendbüro Passeier zählt zu den jüngeren Mitgliedern der Südtiroler Jugenddienste und ist aus der Kinder- und Jugendarbeit im Tal nicht mehr wegzudenken. Seit der Gründung im Jahr 2008 hat sich viel getan: Es gab neue Räume, neue Projekte und neue Perspektiven. Im Interview spricht Geschäftsführer Thomas Schölzhorn über Meilensteine, Herausforderungen und seine persönliche Motivation.
Herr Schölzhorn, was hat sich seit der Gründung des Jugendbüros alles bewegt?
Das Jugendbüro Passeier wurde 2008 im Rahmen eines partizipativen Prozesses gegründet und fungiert seitdem als Fachstelle zur Förderung der Kinder- und Jugendarbeit im Tal. Neben unseren institutionellen Aufgaben unterstützen wir Ehrenamtliche und Multiplikatoren, die sich in der Jugendarbeit engagieren – immer mit dem Ziel, Mitbestimmung und Partizipation zu stärken.
Wie ist das Jugendbüro strukturell aufgebaut?
Unser Verein besteht aus einem ehrenamtlichen Vorstand mit sieben Mitgliedern, die sich um die strategische Ausrichtung kümmern. Unser Vorsitzender Joachim Volgger ist unser rechtlicher Vertreter und vertritt zusammen mit mir als Geschäftsführer das Jugendbüro nach außen. In der hauptamtlichen Fachstelle arbeiten außerdem drei pädagogische Mitarbeiter (David Lanthaler, Valeria Glira und David Falbo) sowie die Hausmeisterin für das Selbstversorgerhaus Egghof Kaser, Maria Hofer. In den Sommermonaten wächst das Team deutlich an. Für die Sommerprojekte und Freizeitangebote kommen zusätzliche Mitarbeiter hinzu, sodass wir dann insgesamt rund 30 Personen sind. Diese personelle Verstärkung ist notwendig, um die hohe Qualität unserer Sommerangebote sicherzustellen.
Thomas Schölzhorn.
Welche Einrichtungen koordiniert das Jugendbüro und wie gelingt die Vernetzung dieser Angebote?
Seit 2021 betreiben wir das Leonhards.Zentrum in St. Leonhard – eine generationenübergreifende Einrichtung mit Fokus auf Kinder-, Jugend- und Familienarbeit. Dazu gehören das Jugendzentrum YOU, ein Mehrzweckraum für Vereine, Musikräume mit Tonstudio, das Leonhards.Café sowie einen großzügigen Gartenbereich. Ein weiteres wichtiges Projekt ist der 2023 eröffnete 5er Jugendtreff Hinterpasseier in Moos. Beide Einrichtungen sind wöchentlich geöffnet und bieten jungen Menschen einen offenen Treffpunkt. Zusätzlich begleiten wir mehrere Jugendräume in den Bergdörfern des Tales, um möglichst viele Jugendliche direkt vor Ort zu erreichen. Einen besonderen Stellenwert haben auch unsere Selbstversorgerhäuser am Timmelsjoch: das Jugendhaus Hahnebaum (in Kooperation mit der SKJ) sowie das Bergheim Egghof Kaser. Diese Häuser sind ideal für Gruppenwochenenden, Projektarbeit oder Freizeit in der Natur. Die Koordination dieser vielfältigen Strukturen erfordert klare Abläufe und verlässliche Buchungssysteme.
Welche Tätigkeitsbereiche umfasst das Jugendbüro?
Unsere Arbeit umfasst offene, verbandliche, kirchliche und zunehmend auch digitale Jugendarbeit. Die Jugendzentren im Tal sind an sechs Tagen pro Woche geöffnet und bieten Jugendlichen ab zwölf Jahren einen niederschwelligen Zugang zu Freizeit, Beratung und Mitgestaltung. Darüber hinaus organisieren wir Workshops, Ausflüge und Präventionsprojekte. Ein aktueller Schwerpunkt liegt auf der digitalen Jugendarbeit: Mit dem MediaLab im Leonhards.Zentrum haben wir ideale Voraussetzungen für Gaming-Turniere, Medienprojekte und Informationsveranstaltungen geschaffen.
Können Sie uns ein Beispiel für ein besonders erfolgreiches Projekt nennen?
Ein zentrales Projekt ist der Erlebnissommer – mit Standorten in St. Leonhard und Platt – sowie die Sommerkindergärten in St. Leonhard und Moos. Rund 25 junge Menschen aus dem Tal arbeiten dabei im Sommerteam zusätzlich mit. Hinzu kommen bis zu 20 Praktikanten im Alter zwischen 12 und 15 Jahren, die im Rahmen des Projekts erste Erfahrungen in der Kinderbetreuung sammeln. Das Projekt bietet über die Sommermonate hinweg kreative Themen, Sport, Ausflüge und Höhepunkte. Parallel dazu finden eine Theaterwoche und zwei Hüttenwochen statt. All dies wäre ohne das Engagement junger Mitarbeiter und die gute Basisarbeit – etwa über Praktikumsplätze oder unser So.Ju.P.Pa-Projekt – nicht möglich.
Was motiviert Sie nach 8 Jahren Jugenddienst und was wünschen Sie sich für die Zukunft?
Jugendarbeit bedeutet für mich, echte Beziehungen aufzubauen – auf Augenhöhe, mit Respekt und offenem Ohr für das, was junge Menschen bewegt. Was mich motiviert, ist jener Moment, wenn Jugendliche anfangen, sich etwas zuzutrauen, eigene Ideen einbringen und merken: Meine Stimme zählt, mein Tun hat Wirkung. Es ist ein Privileg, sie dabei zu begleiten – mal unterstützend im Hintergrund, mal aktiv an ihrer Seite. Ich bin überzeugt: Jeder trägt Talente in sich, die oft nur den richtigen Rahmen brauchen, um sichtbar zu werden. Projekte gemeinsam zu entwickeln, Freiräume zu schaffen und verlässlicher Ansprechpartner zu sein, ist das Herzstück unserer Arbeit. Für die Zukunft wünsche ich mir, dass Jugendarbeit im Passeiertal weiter gestärkt und als wichtiger Teil des Gemeindelebens gesehen wird. Es braucht Räume, in denen junge Menschen ernst genommen, gefördert und beteiligt werden – damit sie Gemeinschaft früh erleben und sie weitertragen.