Das Vorhaben, am Zulauf der Passer in die Etsch, eine Naherholungszone für Meran zu errichten, reicht bereits über 100 Jahre zurück und nimmt seine Anfänge um das Jahr 1914. Seit 2019 arbeitet die Stadtverwaltung daran, die Zone neu aufzuwerten. Der neue Flusspark soll ab Juni 2024 nun öffentlich zugänglich sein.
von Philipp Genetti
Wie es die Autoren Walter Gadner und Magdalene Schmidt in ihrer Veröffentlichung „Auf gerader Linie – Städtebau und Architektur in Meran – 1860 bis 1960“ dokumentieren, sollte das innovative Konzept einer modernen Naherholungsanlage an der Stadtgrenze zu Algund und Marling auf einer aufgelassenen Müll- und Rehrichthalde den Höhepunkt der Grün- und Freiraumplanung in Meran zu Beginn des 20. Jahrhunderts darstellen. Der Gartenarchitekt August Zenzinger hielt dazu in seinem Bericht vom 22. Mai 1914 fest, dass das Projekt die Errichtung eines Volksparks für den südlichen Stadtteil vorsah. Dieser Park sollte mit verschiedenen Spazierwegen, Teichen, weiteren Bauten und Ruheplätzen ausgestattet werden. Für die Bewässerung der vielen Grünflächen war eine Zuleitung zur Etsch vorgesehen. Die großen und kleinen Wasserflächen sollten im Sommer zum Rudern und im Winter zum Eislaufen genutzt werden. Als Anlegestelle für die Boote sah der ursprüngliche Plan eine bepflanzte Gartenterrasse vor. Außerdem sollte ein Wächterhäuschen den Eingang zum Park bilden.
Am Passerstrand
Mit der Bepflanzung dieses „Volksgartens“ wollte man den Charakter einer Auenlandschaft schaffen. Zukunftsweisend war aber nicht nur die Grünzone an der Passermündung in die Etsch, sondern auch die Verlängerung der Uferpromenade in Richtung Stadtmitte. Nicht zuletzt hätte damit die geplante Naherholungszone zum südlichen Pendant der Gilfpromenade werden können. Überzeugt vom landschaftsplanerischen Konzept beschloss der Meraner Gemeinderat im Mai 1914 die Realisierung dieses einmaligen Projektes. Doch der Ausbruch des Ersten Weltkrieges am 28. Juli brachte das Projekt zum Erliegen. Die Ausführungsarbeiten am vielversprechenden Volksgarten wurden eingestellt, dann archiviert und schließlich vergessen. Nur ein kleiner Teil wurde zehn Jahre später bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges umgestaltet und als Volksbad am Passerufer genutzt.
Die weitere Entwicklung
1931 wurde ein erneuter Versuch unternommen, das Gebiet durch eine Verlängerung der Sommerpromenade aufzuwerten. Dieses Vorhaben stand im Zusammenhang mit dem Bau des neuen Meraner Freibades, dem heutigen Lido. Doch auch dieses Projekt blieb schlussendlich in den Anfängen stecken und wurde spätestens nach Ausbruch des Zweiten Weltkrieges aufgegeben. Nach Kriegsende entstand rund um das Areal ein Gewerbegebiet, das sich auf die Nordseite des Passerufers vor allem entlang der Postgranz- und Schießstandstraße entwickelte und auf der Südseite in das Gewerbegebiet Luis Zuegg überging. Im Bereich der Mündung der Passer in die Etsch entstand in der darauffolgenden Zeit hingegen der „Sportplatz Passermündung“ mit zwei Trainingsplätzen mit Kunstrasen für die Mannschaften des FC Olimpia Merano.
Ein neues Kapitel für die Stadtentwicklung
Die restliche Uferfläche von rund 12.000 Quadratmetern, wurde stattdessen als Hundeauslaufplatz genutzt, bis die Gemeindeverwaltung 2018 einen neuen Anlauf unternahm, die Idee einer Naherholungszone an der Passermündung ernsthaft anzugehen. Die Ausarbeitung des ersten Vorentwurfs erfolgte durch das Meraner Landschaftsarchitekturstudio „Freilich“. Im Jahr 2019 nahm sich anschließend Architekt Wolfram Pardatscher, der heutige Direktor der Stadtgärtnerei und Leiter der Abteilung Bauwesen und technische Dienste, des Prokekts an und nahm einige Anpassungen vor. Die größte Herausforderung lag darin, das Projekt mit den Auflagen der Wildbachverbauung in Einklang zu bringen, erklärt Pardatscher. Doch dann ließ das Projekt erneut auf sich warten. Zunächst wegen der Corona-Pandemie, dann wegen der kommissarischen Verwaltung der Stadt. Erst mit der neuen Stadtregierung und Bürgermeister Dario Dal Medico kam das Projekt wieder auf die Agenda. Im Sommer 2023 erfolgte schließlich der Spatenstich für den neuen Flusspark. Seit Anfang des Jahres sind die Hauptarbeiten abgeschlossen. Es fehlen nur noch die Beleuchtung und die Sitzgelegenheiten. In den kommenden Monaten wird das Gelände noch begrünt.
Der neue Park öffnet im Juni
Spätestens im Juni dieses Jahres soll der Flusspark dann aber für die Meraner Bevölkerung geöffnet werden. Die Betreuung der Anlage wird voraussichtlich die Sozialgenossenschaft Albatros übernehmen. Wie die Öffnungszeiten der Anlage dann konkret geregelt werden, ist noch offen. Mit dem Abschluss der Bauarbeiten in diesem Sommer kommt das lang ersehnte Projekt einer Naherholungszone an der Passermündung nach über 100 Jahren tatsächlich zu einem kleinen Happy End. Der neue Flusspark richtet sich als Naherholungszone vor allem an Familien. Für sportbegeisterte Jugendliche gibt es aber neben einem Pumptrack für sportliches Radfahren, wie es ihn bereits in Algund beim neuen Minigolfplatz gibt. Gleichzeitig wertet der neue Flusspark in Verbindung mit der bevorstehenden Eröffnung des Clubhauses der Meraner Sportvereine und dem neuen Standort des Ost-West-Clubs „Bersaglio“ die Zone Postgranz-, Schießstand- und Marlingerstraße deutlich auf und macht den Stadtteil zu einem attraktiven Lebensraum.