Nein zu Laborfleisch – ein Kampf gegen Windmühlen

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Nein zu Laborfleisch – ein Kampf gegen Windmühlen

In den letzten Wochen ist in Italien eine heftige Diskussion über Laborfleisch entbrannt. Die Regierung hat einen Gesetzesvorschlag ausgearbeitet, der „synthetisches“ Fleisch in Italien verbietet. Dabei ist bereits der Name irreführend: es handelt sich nämlich nicht um etwas Synthetisches, sondern um Stammzellen von Tieren, die im Labor zu Muskelgewebe gezüchtet werden, um damit Fleisch zu erzeugen. Da dieses Laborfleisch erst in der Entwicklungsphase und in Europa gar nicht zugelassen ist, ist ein Verbot derzeit überflüssig.
Sollte die europäische Agentur für Lebensmittelsicherheit das Laborfleisch eines Tages zulassen, kann Italien es nicht mehr verbieten, da die Zuständigkeit hierfür in Europa liegt.
Es handelt sich also um einen sinnlosen Gesetzentwurf, um reine Propaganda, die den Protesten der italienischen Vereinigung der LandwirtInnen (Coldiretti) entgegenkommen soll. Diese sehen ihre Produkte und das „made in Italy“ in Gefahr. Dabei soll das Laborfleisch – es befindet sich noch in der Entwicklungsphase – vor allem das Billigfleisch aus der Massentierhaltung ersetzen.
Diese Ausweitung der Logik der standardisierten Produktion auf die Agrar- und Ernährungsindustrie, zwingt Millionen empfindungsfähige Lebewesen unter abnormen Bedingungen zu leben.
Qualitätsprodukte von Tieren aus artgerechter Haltung wird Laborfleisch nicht ersetzen können. Daher wäre es eigentlich eine Chance für die Landwirtschaft, auch für die in Südtirol.
Sollte die Forschung zu den Ergebnissen kommen, die sie sich verspricht, liegen die Vorteile auf der Hand: Fleischkonsum wäre dann ohne das unermessliche Tierleid, das mit der industriellen Fleischproduktion verbunden ist, möglich. Die Produktion im sterilen Ambiente würde den Einsatz von Antibiotika hinfällig machen, was die Gefahr der Antibiotika Resistenzen, aber auch neuer Pandemien ausschalten würde. Die negativen Umweltauswirkungen der Fleischproduktion wären weit geringer, als sie heute sind. Derzeit werden große Mengen an Wasser, Land und Energie benötigt, um den Fleischmarkt zu sättigen. Sie führt zu Treibhausgasemissionen und Abfällen, welche die Umwelt stark belasten. Lebendtiertransporte sind nicht nur eine Qual für die Tiere, sondern eine weitere Umweltbelastung.
Kurzum Laborfleisch verspricht, sowohl ethisch als auch ökologisch, eine Erfindung von epocha­ler Bedeutung für die Menschheitsgeschichte zu werden. Aber auch in ökonomischer Hinsicht stellt es hohe Wachstumsraten in Aussicht. Es handelt sich um einen Markt der im Jahr 2040, nach Einschätzung von ExpertInnen, einen Umsatz von 450 Milliarden Dollar erreichen wird, was einem Fünftel des italienischen BIP entspricht. Laborfleisch verbieten zu wollen ist also nicht nur ein Kampf gegen Windmühlen, sondern in jeder Hinsicht kurzsichtig.