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Marlings Zukunft

LED-Lampen im öffentlichen Bereich, die Verlegung der Hochspannungsleitungen, die Arbeit am Gemeindeentwicklungsplan und vor allem das neue Altenheim: Marlings Gemeindeverwaltung hat reichlich zu tun. Seit 2020 ist Felix Lanpacher der neue Bürgermeister. Der ehemalige Vizebürgermeister hat Walter Mairhofers Vermächtnis übernommen und hält seitdem die Gemeindezügel in den Händen. Wohin es in Zukunft gehen soll, verrät er im BAZ-Interview.
von Philipp Genetti

Als Vizebürgermeister hatten Sie die Gemeindepolitik in Marling mitgestaltet. Was hat sich geändert, seit Sie zum Bürgermeister gewählt wurden?
Diese Frage stellt man mir häufig. Ich bin schon sehr lange in der Gemeindepolitik aktiv und konnte viele großartige Projekte mitgestalten und weiterbringen. Den Wahlausgang empfinde ich als Bestätigung und als klares Dankeschön seitens der Marlinger für meine bisherige Arbeit. Allerdings bin ich jetzt viel mehr in der Gemeindestube anwesend. Man wird als Bürgermeister überall gebraucht. Ich bin fast täglich in der Gemeinde und habe auch immer ein Zeitfenster für die Mit­arbeiter in meinem Büro eingeplant. Außerdem biete ich viermal in der Woche Sprechstunden an, zu denen jeder Bürger mit seinem Anliegen kommen kann. Aufgrund meiner kaufmännischen Tätigkeit in unmittelbarer Nähe zum Rathaus bin ich meist auch dann erreichbar, wenn ich gerade nicht im Büro sein kann.

Bürgermeister Felix Lanpacher

Wie kamen Sie eigentlich zur Politik?
Es ist mittlerweile über 15 Jahre her, dass ich mich zum ersten Mal für ein politisches Amt in der Gemeinde beworben habe. Ich war für die Gruppe der Kaufleute in Marling tätig und wurde im Zuge der anstehenden Gemeinderatswahlen dazu ermutigt, mich als Kandidat zur Verfügung zu stellen. Ich wurde gewählt und kam beim ersten Wahlgang in den Gemeinderat. Daraufhin bin ich zum Referenten aufgestiegen und schließlich wurde ich Vizebürgermeister.

Was macht es für Sie lohnend, sich aktiv in die Gemeindepolitik einzubringen?
Mir wurde von Beginn meiner politischen Laufbahn an viel Vertrauen seitens des Altbürgermeisters Walter Mairhofer entgegengebracht, sodass ich sofort mitgestalten konnte. Die Entscheidung, als Bürgermeister zu kandidieren, sollte aber gut überlegt sein und einen familiären Rückhalt haben. Wir sind zum Glück im Ausschuss ein sehr gutes Team. Das macht die Arbeit einfacher.
Nicht zuletzt schätze ich unsere großartigen Gemeindemitarbeiter, die mit ho­hem Verantwortungsbewusstsein ihrer Aufgabe für die Bürger nachgehen. Das wird mir auch immer wieder bestätigt.

Mit „WeinKultur“ hat Marling von sich reden gemacht. Die alljährliche Ernennung eines „WeinKulturBotschafters“ gehört zum Aushängeschild der Gemeinde.
Wir haben uns als neue Gemeindeverwaltung für die Fortführung dieser Initiative ausgesprochen. Immerhin ist die „Marlinger WeinKultur“ für den Standort sehr wichtig und hat sich in den vergangenen Jahren mehr und mehr zu einem festen Bestandteil im Dorfmarketing entwickelt. Koordinator bleibt Altbürgermeister Walter Mairhofer. Unter dem Motto „Prickelndes Dorf“ werden wir vermehrt auch das Augenmerk auf die 4 Sekthersteller in Marling legen. Leider wurde die viel diskutierte Fortführung der bekannten „Südtiroler Weinstraße“ hoch bis ins Burg­gra­fenamt von den Vorständen im Südtiroler Unterland abgelehnt. Dennoch werden wir das Thema „Genuss, Wein und Gas­tronomie“ weiterverfolgen und unsere Alleinstellung im Meraner Land ausbauen. Ein besonderes Überraschungsprojekt in Zusammenarbeit mit der Hotelfachschule „Kaiserhof“ erwartet uns nächstes Jahr. Ein Projekt, in dem der Name „Marling“ mitverankert ist. Mehr möchte ich zu diesem Zeitpunkt aber nicht verraten.

Welche Projekte stehen zurzeit in Marling an?
Ein Projekt, das schon seit über 10 Jahren in Vorbereitung war und Ende Juli in Angriff genommen werden konnte, ist die Verlegung der Hochspannungsleitungen, die über die bestehende Wohnbauzone und über den Kindergarten verlaufen. Am 25. Juli dieses Jahres ist das erste Stück vergraben worden. Damit haben wir einen wichtigen Meilenstein gesetzt. Nach Abschluss der Arbeiten ergeben sich für Marling besonders in der Wohnbauzone neue Erweiterungs­möglichkeiten, die für den geförderten Wohnbau verwendet werden können. Das Projekt „Klima­gemeinde light“ der Bezirksgemeinschaft Burggrafenamt, an dem sich auch Marling beteiligt, läuft weiter und ist zukunftsweisend für den Klimaschutz der Gemeinde. Im Zuge dessen wurde auch die gesamte Straßenbeleuchtung in Marling auf LED umgestellt und klimafreundlich optimiert. In der Raumordnung und Urbanistik macht uns, wie andere Gemeinden auch, die Anwendung des neuen Landesgesetzes zu Raum und Landschaft zu schaffen. Viele Techniker und Bürger gehen noch von den Möglichkeiten der alten Raumordnung aus und die neuen Regelungen bremsen vieles ein. Wir bemühen uns als Gemeinde klarerweise so verständlich wie möglich die Neuregelungen mitzuteilen, was nicht immer einfach ist. Wir wollen aber selbstverständlich weiterhin in Marling alle Möglichkeiten schaffen, damit Bürger ihre Bauvorhaben verwirklichen können.

Wie steht es um den Gemeindeentwicklungsplan?
Was den Gemeindeentwicklungsplan anbelangt, haben wir uns mit den Gemeinden Tscherms und Algund zusammengeschlossen, um diesen zu erarbeiten. Der Plan ist eine Art Leitbild für die künftige räumliche Entwicklung der Gemeinden. Es war für uns naheliegend, dass wir uns mit unseren Nachbargemeinden austauschen. Die Schlüsselfragen werden darin liegen zu klären, ob die urbanistische Entwicklung in eine quantitative oder qualitative Richtung gehen soll. Beide Ausrichtungen können ihre Berechtigungen haben, allerdings ist zu klären, wie viel Wachstum in den Gemeinden ausgehend von den vorhandenen Infrastrukturen und deren Kapazitäten möglich ist.

Wo gibt es Aufholbedarf?
Der Kindergarten braucht dringend eine Sanierung. Dabei wird der Kindergarten um eine weitere Gruppe erweitert. Wir haben bereits ein Vorprojekt in Auftrag ge­geben, um die baulichen Möglichkeiten zu klären. Dann müssen wir schauen, wie es finanziert werden kann, ohne unseren Haushalt zu sehr zu belasten. Ein konkreteres Projekt ist das anstehende Ausführungsprojekt zum Ansuchen der Beiträge für die Errichtung von 6 Wohnungen für betreutes Wohnen, die gegenüber dem Rathaus auf der Terrassenfläche des Mehrzweckgebäudes entstehen sollen.

Altbürgermeister Mairhofer lagen Wohnungen und die Betreuung von Senioren sehr am Herzen. Was ist diesbezüglich ge­­plant bzw. in der Umsetzungsphase?
Neben dem Projekt für betreutes Wohnen im Mehrzweckgebäude ist die Errichtung eines Senioren- bzw. Pflegeheimes beim alten Traubenwirt eines der brennenden Themen. Wir waren schon 2017/18 dabei, uns Gedanken über den Standort zu machen, nachdem die Eigentümerfamilie mit dem Angebot an die Gemeinde herangetreten war, die Immobilie für die Errichtung eines Seniorenheimes zu verkaufen. Wir hatten uns damals an die damalige Landesregierung gewandt und – verbunden mit dem Versprechen des Landes, Marling bei der Errichtung finanziell zu unterstützen – haben wir daraufhin den Traubenwirt erworben. Wir haben alles in die Wege geleitet und befinden uns zurzeit in der Ausarbeitung eines Konzepts für die Raumplanung- und -gestaltung. Worauf wir aber immer noch warten, ist die schriftliche Einlösung des Versprechens zur Finanzierung seitens der Landesregierung. In Marling ist die Frage nach dem Seniorenheim ein schwieriges Thema, weil es vor rund 40 Jahren auf dem heutigen Dorfplatz bereits ein Altenheim gab, das für den Dorfplatz weichen musste. Schon damals versprach die Gemeindepolitik das Altenheim an einem anderen Standort neu zu errichten. Das Seniorenheim „Traubenwirt“ soll künftig mit mehreren Kurzzeit- und Langzeitpflegebetten ausgestattet werden. Außerdem sind ein Mittagstisch für Senioren und Menschen mit Beeinträchtigung, ein Speisesaal mit Mehrfachnutzung und ein Treffpunkt für Beschäftigungstherapieren geplant. Was uns als Gemeinde jedoch wichtig ist, ist die weitere Nutzung des Traubenwirtes als Bar und Restaurant.

Was ist vom mühevoll erarbeiteten Leitbild geblieben?
Das Thema „Leitbild“ haben wir noch mit Altbürgermeister Walter Mairhofer abgeschlossen und jetzt wollen wir die langfristigen Ziele angehen. Dazu gehörte die Errichtung einer Kindertagesstätte, wo wir eine Lösung durch Kleinkinderbetreuungsplätze in der KITA Tscherms gefunden haben. Unser Schwerpunkt liegt zurzeit in der Seniorenbetreuung, verbunden mit der Herausforderung „Seniorenheim Traubenwirt“. Was das „Wasser“ betrifft sind wir laufend dabei die Wasserleitungen zu erneuern und haben in den letzten Jahren die Wasserbecken optimiert. Das Thema „Gewerbezone Erweiterung“ haben wir ebenfalls abgeschlossen, insofern dass diese realisiert wurde und die Flächen mittlerweile alle besetzt sind. Anlässlich der 45-Jahr-­Partnerschaft mit der Gemeinde Gelnhausen in Hessen haben wir den geplanten Werbefilm über Marling machen können und was die Sport- und Freizeitzone anbelangt, sind wir dabei ein Gesamtkonzept zu erarbeiten, um die weitere Entwicklung der Zone zu planen.
Mit der Anbindung an das übergemeindliche Radwegenetz der Bezirksgemeinschaft ist Marling auch in der Mobilität gut unterwegs.
Die Teilstrecke des übergemeindlichen Radweges zwischen Marling und Tscherms ist für uns sehr wichtig und erfreut sich eines hohen Zulaufes Wir suchen allerdings schon lange nach einer bessern Verbindung vom Unterdorf zum Oberdorf für Fußgänger und Radfahrer. Dieses Projekt haben wir als langfristiges Ziel gesetzt. Ebenso interessant wäre die Aufwertung der Verbindung Marling-Algund/Forst entlang der Panoramastraße „Nörderstraße“ für Rad und Fußgänger. Nachdem es sich hier um eine Landesstraße und Ausweichroute für die MeBo handelt, ist dieser Wunsch kurzfristig nicht umsetzbar. Umso erfreulicher ist das Projekt der Bezirksgemeinschaft zur Überwindung und Verbesserung des Verbindungsstücks des übergemeindlichen Radweges bei der Marl­ingerbrücke. Geplant ist ein Durchstich unter der Marlingerbrücke und ein Höhenausgleich in Form einer Spirale. Sobald die ausständigen Genehmigungen der RFI eingehen, wird das Projekt dem Land über die Bezirksgemeinschaft vorgelegt, welches die notwendige Finanzierung von 3,5 Millionen Euro stemmen muss.

Was ist Ihnen als Bürgermeister für die Zukunft der Gemeinde besonders wichtig?
Ich wünsche mir, dass Marling in Zukunft auf keinen Fall zur Schlafstätte für Meran wird, sondern weiter eine starke und eigenständige Gemeinde bleibt, die sich zeitgemäß entwickelt und kontrolliert wächst. Auch hoffe ich, dass das Dorfleben wieder mehr auflebt und die Vereine ihre Tätigkeiten wieder in dem Maße aufnehmen können, wie es vor Corona war. Außerdem wünsche ich mir, dass es uns als Dorf immer wieder gelingt, weiterhin an einem Strang zu ziehen.