Körperliche und geistige Gesundheit

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Körperliche und geistige Gesundheit

Gesundheit meint mehr als nur die Abwesenheit von Krankheit. Einen nicht zu unterschätzenden Stellenwert nimmt hierbei die präventive Gesundheitsförderung ein. Diese möchte ganzheitlich orientiert bereits im frühen Kindesalter ansetzen, um Folgekrankheiten zu vermeiden.
von Jasmin Maringgele

Die Soziologin und Sozialpädagogin Christa Ladurner ist in ihrer Funktion als Koordinatorin der Fachstelle Familie im Forum Prävention in verschiedenen Netzwerken und Gremien des Landes tätig. Diese zielen auf eine Verbesserung der Rahmenbedingungen von Familien in Südtirol ab. Im Gespräch mit der BAZ erläutert sie, weswegen die ersten 1000 Tage im Leben eines Kindes so entscheidend sind und wie man Familien in Südtirol bestmöglich frühzeitig unterstützen kann. Denn: Eine vollkommene Gesundheit gibt es nicht. Das psychische und soziale Wohlbefinden ist spätestens seit Corona vermehrt in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt und eng mit dem Themenkomplex Gesundheit verbunden.

Das Wort Gesundheit ist jedem ein Begriff und dennoch interpretiert Gesundheit jeder individuell. Was bedeutet Gesundheit für Sie? 
Christa Ladurner: Die Gesundheit ist ein wichtiges Gut. Es geht dabei um körperliches, seelisches und soziales Wohlbefinden und nicht „nur“ um die Abwesenheit von Krankheit. So etwas wie vollkommene Gesundheit gibt es nicht. Defizite sollten nicht immer in den Vordergrund gestellt werden, sondern, wie man trotz Einschränkungen bestmöglich sein Leben meistert. Als Schlagwort sei hier die Resilienz – also die persönliche Widerstandskraft – genannt. Wie bleiben Menschen trotz widriger Umstände gesund, was sind deren Fähigkeiten und Kräfte. Folglich gilt es als Gesellschaft eine Grundhaltung zu entwickeln, die das Positive mehr in den Vordergrund rückt. Gerade während Corona wurden die seelischen und sozialen Aspekte von Gesundheit stark außer Acht gelassen – mit fatalen Folgen. Frühgeborene Kinder wurden beispielsweise im Krankenhaus zu lange von ihren Müttern getrennt, was eine zusätzliche Hochstresssituation in dieser sensiblen Zeit darstellte. Ebenso war die teils lange Isolation von Älteren ein gravierendes seelisches Erlebnis.

Christa Ladurner

Ein wichtiger Fokus Ihrer Arbeit liegt in der präventiven Gesundheitsförderung im Kindesalter.
In den letzten Jahren ist die frühe Kindheit in den Fokus der präventiven Gesundheitsförderung gerückt. Dabei geht man davon aus, dass vor allem die ersten 1000 Tage im Leben eines Kleinkindes für dessen weitere Entwicklung, Gesundheit und Wohlbefinden prägend sind. Was Eltern in dieser Zeit erleben und fühlen, überträgt sich auf das Kind. Das meint, wenn die Eltern viel Stress oder Sorgen haben, spürt das Kind eben jene Gefühle und Nöte. Daher lautet eine zentrale Frage der präventiven Gesundheitsförderung: Wie kann man die Eltern in der ersten Zeit nach der Geburt und darüber hinaus bestmöglich niederschwellig und unkompliziert unterstützen?
Manch­mal kommt es nach der Geburt eines Kindes „unverschuldet“ zu schwierigen Situationen, wie etwa finanzielle Sorgen, Belastungen durch Mehrlingsgeburten, Erkrankungen oder dergleichen, welche die ohnehin schon herausfordernde Zeit mit Baby oder Kleinkind noch verstärken. Deshalb arbeitet der Südtiroler Sanitätsbetrieb gemeinsam mit dem Amt für Kinder- und Jugendschutz und soziale Inklusion am landesweiten Aufbau der frühen Hilfen. Das Forum Prävention begleitet die Umsetzung, berät, schult und unterstützt Fachleute aus einer Vielzahl an Organisationen und Einrichtungen. Letztendlich mit dem Ziel, allen Kindern einen guten Start ins Leben zu ermöglichen. Heutzutage ist es ebenfalls wichtig, auf die heterogenen Lebenswelten in Südtirol einzugehen. Das meint beispielsweise anzuerkennen, dass viele soziale Netze brüchig geworden sind, dass Menschen aus unterschiedlichen Kulturkreisen im Land leben und unterschiedliche Möglichkeiten, aber auch Belastungen aufweisen. Es gilt zu beachten: Es braucht ein größeres Maß an Chancengleichheit für alle in Süd­tirol lebenden Men­schen.

Welche Rahmenbedingungen müssen seitens der Politik und gesamtgesellschaftlich gegeben sein, um Kindern ein gesundheitsförderliches Umfeld zu bieten? 
Vorsorge ist immer günstiger als Krankheit, egal in welcher Hinsicht. Dabei meint Prävention mehr als „nur“ gesunde Ernährung im Kindesalter. Es muss in Südtirol ein Paradigmenwechsel stattfinden und ein Verständnis dafür entstehen, dass generell mehr in Familien investiert werden muss. Es ist ein Armutszeugnis, wenn hierzulande Kinder mitunter eine Armutsfalle darstellen können. Es gibt Familien die mit mehreren Kindern in Kleinst­wohnungen leben. Studien weisen auf einen Zusammenhang zwischen Armut in der Kindheit und einem erhöhten Risiko später an körperlichen und seelischen Gebrechen zu erkranken, hin. Prävention muss deshalb früh ansetzen und günstige Rahmenbedingungen für Familien schaffen. Die unterschiedlichen Familienkonstellationen sind nicht mehr so homogen wie früher: Nicht alle Mütter kön­nen auf eine Oma zur Betreuung zurückgreifen, um wieder einer Arbeit nachzugehen. Und längst nicht mehr alle Familien bestehen aus Vater, Mutter, Kind. Sicherungssysteme finanzieller Natur, ein flexibles Betreuungsangebot und niederschwellige Hilfsangebote ab Geburt sind die beste Vorsorge.

Welche Initiativen und Projekte konnten Sie in den letzten Jahren verwirklichen? 
Viele unserer Projekte sind auf der Internetseite des Forum Prävention nachzulesen. So umfasst unsere Beratungs- und Schulungstätigkeit beispielsweise eine Unterstützung beim Aufbau der Frühen Hilfen, einem innovativen Angebot für Eltern von Kindern bis zu 3 Jahren. Fachleute aus dem Sozial- und Gesundheitsbereich, sowie dem Erziehungs- und Bildungssektor arbeiten dabei eng zusammen. Das Ziel hierbei ist es, den Eltern schnell jene Hilfe zukommen zu lassen, welche sie im Moment dringend brauchen. Bis 2024 sollen die Frühen Hilfen nun schrittweise in ganz Südtirol aufgebaut werden – bisher ist diese niederschwellige und bedarfsorientierte Hilfestellung für Eltern im Raum Pustertal und Bozen realisiert worden. Weiters versuchen wir stetig die Familienfreundlichkeit in Gemeinden anzuregen oder verstärkt das päda­gogische Personal in Kindertagesstätten und Kindergärten hinsichtlich neuer gesellschaftlicher Entwicklungen und Herausforderungen zu schulen. Beispielsweise mit Elterngesprächen, Fortbildungen zu den Themen Stress, Traumata oder Erkrankungen der Eltern. Wichtig für Fachleute ist es, aufmerksam zu sein und angemessen zu reagieren, bevor es brennt.

Gibt es Pläne oder Zielsetzungen?
Wir arbeiten im stetigen Austausch mit Fachleuten und Entscheidungsträgern, um verstärkt eine frühzeitig Begleitung der Eltern auf vielen Ebenen aktivieren zu können. Wichtig dabei ist, die Eltern nicht zu bevormunden – sondern ihnen Unterstützung anzubieten, die sie brauchen. Selbstbestimmtheit ist das Schlagwort dazu. Die letzten zwei Jahre waren insbesondere für Familie und die Schwächsten der Gesellschaft schwierig. Nun gilt es die Risse zu kitten und wieder ein gutes gesellschaftliches Klima herzustellen. Wichtig ist es auch, gesellschaftliche Probleme klar zu benennen. Hilfe zu suchen und anzunehmen muss enttabuisiert werden.

Gesundheitszentrum ST. JOSEF Meran
Urologische Vorsorgeuntersuchung des Mannes
Auch in Südtirol ist das Prostatakarzinom die häufigste bösartige Tumorerkrankung beim Mann. Für eine wirkungsvolle Behandlung ist die rechtzeitige Erkennung dieser Erkrankung von entscheidender Bedeutung. Jedem Mann ab dem 45. Lebensjahr wird eine urologische Vorsorgeuntersuchung empfohlen, bei familiärer Belastung (Vater, Onkel, Bruder) bereits auch bis zu 10 Jahren vorher. Die übliche urologische Vorsorgeuntersuchung zur Früherkennung des Prostatakarzinoms umfasst ein Routinelabor, das als spezifischen Parameter das Pros­tata Spezifische Antigen (PSA) beinhaltet. Das PSA ist ein für verschiedene Erkrankungen der Prostata aussagekräftiger Parameter. Altersabhängig steigt der Wert mit zunehmendem Lebensalter und sollte in jährlichen Abständen bestimmt werden. Die Verlaufs­entwicklung über längere Zeiträume erlaubt eine korrekte prognostische Aussage. Weiters wird eine klinische urologische Untersuchung inklusive digital-rektalem Tastbefund vorgenommen. Diese wird durch eine sonographische Untersuchung der Harnorgane (Nieren, Blase, Prostata) ergänzt. Seit Mai werden diese Leistungen von den zwei Urologen Dr. med. univ. Egmond Jenny und Dr. med. univ. Michael Plangger, beide mit langjähriger fachspezifischer Erfahrung, im Gesundheitszentrum ST. JOSEF Meran angeboten.
Durch die interdisziplinäre Zusammenarbeit mit den Fachärzt­*innen und Therapeut*innen im Gesundheitszentrum ST. JOSEF Meran entsteht ein attraktives gesundheitliches Angebot: Allgemeine- und Viszeralchirurgie, Anästhesie und Schmerztherapie, Augenheilkunde, Chiropraktik, Ernährung und Physiotherapie, Gynäkologie und Geburtshilfe, Innere Medizin und Gastroenterologie, Naturheilkunde und Komplementärmedizin, Neurologie, Orthopädie und Trauma­to­logie sowie Urologie.