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Sommer in den Bergen

Ob gemütliche Familienwanderung oder anspruchsvolle Gipfeltour: Das Burggrafenamt bietet für jeden Anspruch eine passende Route. Aufstiegsanlagen möchten den Zugang zu schönen Bergerlebnissen erleichtern und etliche Hütten laden Wanderer zur verdienten Einkehr ein.
von Jasmin Maringgele

Dank seiner abwechslungsreichen Landschaft und unterschiedlicher Höhenlagen ist das Burggrafenamt das ganze Jahr über ein Wanderparadies. Einige Wanderwege, vor allem im hochalpinen Raum, sind erst jetzt wieder begehbar – inklusive kulinarischer Höhepunkte mit Fernsicht auf den zahlreichen Berghütten. Galt das (Berg-)Wandern bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts vornehmlich der wohlhabenden Stadtbevölkerung und dem Adel als illustres Hobby, findet man heute alle Alters- und Bevölkerungsschichten am Berg. Für die regionale Bevölkerung in den Alpen war das Wandern keine Freizeitbeschäftigung, sondern vorrangig Mittel zum Zweck und diente der Fortbewegung.
Die hohen Berge mit all ihren Tücken und Wetterumschwüngen wirkten bisweilen auf die Einwohner sogar bedrohlich. Es war anfänglich für viele kaum nachvollziehbar, weswegen man sich freiwillig der Gefahr einer Besteigung zum Vergnügen aussetzte. Heute wandern wir, um den Kopf freizubekommen. Oder um zur Ruhe zu kommen und einen Ausgleich zum stressigen Alltag zu schaffen. Gute Gründe gibt es, neben der Entspannung, noch weitere: So stärkt das Wandern dank seiner kontinuierlichen Belastung unser Herz-Kreislauf-System, schüttet Endorphine aus und eröffnet mitunter neue Perspektiven und Weitsicht. Der Weg ist, bei beinahe 17.000 km Wanderwegen in Südtirol, oftmals schon das Ziel und lohnend genug. Ob gemütlicher Waalweg, alpiner Meraner Höhenweg oder anspruchsvolle Sonnenaufgangswanderung – Vielfalt und Abwechslung kennzeichnen das Burggrafenamt.

Martin Knapp

Der Weg zurück in die Natur
Martin Knapp, Referatsleiter für Hütten im Alpenverein Südtirol zum Thema Berghütten und Seilbahnen. Ein Fokus des AVS liegt auf einem natur- und umweltverträglichen Bergsport im Sinne der Nachhaltigkeit. Dahingehend ist der Alpenverein in Südtirol um einen Konsens zwischen Naturschutz und Erholung bemüht.

Das Burggrafenamt bietet eine abwechslungsreiche Landschaft, zahlreiche Hütten und Auf­­stiegs­möglichkeiten. Wann hat sich im Burggrafen­amt der Wan­der­tou­rismus entwickelt?
Martin Knapp: Der Bergtourismus hat seinen Ursprung in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Die ersten Erschließer der Texelgruppe waren Eugen Guido Lammer (1863 – 1945), dem vor allem um die Jahrhundertwende viele Erstbesteigungen in der Te­xel­gruppe gelungen sind, Theodor Petersen (1836 – 1918), Victor Hecht (1847 – 1904), Ludwig Purtscheller (1849 – 1900) und andere. Der AVS besitzt im Burg­grafenamt nur eine Schutzhütte, alle anderen Hütten gehören dem Land, dem CAI oder sind in Privatbesitz.

Hängt das Aufkommen des (Berg-)Tourismus mit dem Bau von Seilbahnen und der Bewirtschaftung von Hütten zusammen?
Ich würde die Frage andersrum beantworten, der Bau von Seilbahnen und die Erbauung und Bewirtschaftung von Schutzhütten sind eine Folge des aufkommenden Bergtourismus. Die Menschen in den Städten suchten im Zug der Industrialisierung in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts den Weg zurück zur Natur. Es ist bezeichnend, dass die meisten Erstbesteigungen von Gipfeln von gut betuchten „Städtern“ gemacht wurden und nicht von der örtlichen Bevölkerung. Die örtlichen Gastwirte versuchten den Städtern den Weg zurück zur Natur so unbeschwerlich wie möglich zu machen, so erbaute der Bozner Gastwirt Josef Staffler 1908 die erste Personenseilbahn nach Kohlern. Vier Jahre später wurde die Seilbahn aufs Vigiljoch erbaut als zweitälteste Personenseilbahn der Welt. Alpenvereine wurden gegründet und betrachteten die Erschließung der Bergwelt als ihre Hauptaufgabe und erbauten Wege und Schutzhütten in ihren Arbeitsgebieten. Heute sehen die Alpenvereine die Erschließung der Bergwelt als abgeschlossen an und lehnen den Neu­bau von Schutzhütten und Wegen grundsätzlich ab. Das Hauptaugenmerk heute liegt in der Instandhaltung der bestehenden Wege und Hütten.

Die Ansprüche der Wanderer sind in den letzten Jahren stark gestiegen. Welche Tendenzen lassen sich auf Komfort oder Verköstigung feststellen?
Natürlich sind die Ansprüche der Bergwanderer gestiegen, dienten die ersten Schutzhütten hauptsächlich dem Zweck von Schutz und Unterkunft wird nun mancherorten ein Tourismus zelebriert, der beinahe schon skurrile Ausmaße angenommen hat. Der AVS bietet seinen Gästen einfache, gesunde Hausmannskost mit Schwerpunkt auf regionaler Beschaffung von Lebensmitteln an, dieser Weg zurück zu den Wurzeln ist unser Bekenntnis zu Nach­haltigkeit und ökologischer Bewirtschaftung. Während früher in den Schutzhütten Schlaflager gang und gäbe waren, werden heute vermehrt Mehrbettzimmer angefordert, dies ist nicht zuletzt eine Hinterlassenschaft der Covid-Pandemie der vergangenen beiden Jahre.

Nach zwei schwierigen Jahren voller Herausforderungen: Blicken die Hüttenpächter zuversichtlich in die Saison 2022?
Unsere Hüttenwirte blicken zuversichtlich in die heurige Hüttensaison, die Pandemie scheint beendet (zumindest für den Sommer). Die beiden letzten Jahre waren schwierige Jahre, durch erzwungene Schließung und Einschränkung in der Bewirtung der Gäste konnten die notwendigen Zahlen nicht erreicht werden, nun gilt es nach vorne zu schauen und den Fokus auf hochwertige Bewirtung zu legen. Die Buchungslage ist zufriedenstellend, jetzt muss nur noch das Wetter mitspielen.