Hoch über dem Etschtal – das Sauschloss

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Hoch über dem Etschtal – das Sauschloss

Auf der Fahrt von Meran nach Bozen, bzw. auf einer Wanderung auf der Talseite gegenüber, ist sie sicher allen schon aufgefallen: die Ruine Greifenstein, besser bekannt als Sauschloss, hoch über Siebeneich. Diese ist unser heutiges Ziel!

von Christl Fink

Ende März – und damit die ideale Jahreszeit für diese Wanderung, für die es ab Juni zu heiß wird. Wir starten an der Hauptstraße, gleich neben der Kirche. Der Name Siebeneich hat nichts mit sieben Eichen zu tun, sondern leitet sich von der Sprachwurzel „seb“ ab, was „heilig“ bedeutet, also ein heiliges Gebiet!

An St. Anton vorbei
An der Hauptstraße finden wir bereits die nötigen Hinweisschilder. Es geht geradeaus die Straße hinauf. Linkerhand sehen wir von weitem das Ensemble eines stattlichen Weinhofs mit der kleinen, barocken Kirche, die dem hl. Antonius geweiht ist, Das Ganze ist im Besitz des Deutschen Ordens, wie aus dem entsprechenden Wappen am Eingang gleich sichtbar wird. Hier blühen bereits Ende März Schwertlilien und die Glyzinie. Wir kommen zum Waldrand und damit zur Abzweigung. Der Weg Nr. 9 führt teilweise steil hinauf zur Ruine Helfenburg. Unsere Markierung 11 A führt nach rechts, an einer marianischen Andachtsstätte vorbei, zum Sauschloss. Immergrüner Mäusedorn und Flaumeichen sind unsere Begleiter. Durch den Laubwald wandern wir stetig aufwärts.

Geschützt durch den Deutschen Orden –hier blüht es schon Ende März

Der Pflasterweg hat
Jahrhunderte überdauert

Was Pflastersteine erzählen
Unser Steig mündet nun in den alten Weg, der sich von Moritzing heraufzieht, vorbei am uralten Heiligtum, das dem hl. Ärzte- Brü­der­paar Cosmas und Damian geweiht ist. Auf Markierung 11 geht es weiter, die alten Pflastersteine hätten wohl viel zu berichten von Rittern und Knappen, die hinaufzogen zur Burg, aber auch von den Vielen, die diese schier uneinnehmbare Festung belagerten.
Kurz wird der alte Weg flacher, wir umrunden die Felskuppe auf der die Reste der Burg auch vom Tal aus gut erkennbar sind. Am Fuß des 80 m hohen Burgfelsens hat man zahlreiche Funde aus vorchristlicher Zeit gemacht, hier stand anscheinend eine kleine Siedlung und auch südwestlich davon ein ausgedehntes Gräberfeld. Nun kommen wir wieder zu Weg­weisern und müssen nach links abwärts, dann wieder hinauf und plötzlich stehen wir vor dem Eingang zur Burgruine, der nur in einer kurzen Kletterei zu er­reichen ist.

Greifenstein, das „Sauschloss“
Wir stehen im Innern der Ruine, beeindruckend auch noch in ihrem Verfall. Die Burg wurde öfters belagert, zerstört und wieder aufgebaut.
Seit der Mitte des 16. Jh. ist sie leider dem endgültigen Verfall preisgegeben. Die Natur erobert sich langsam, aber sicher zurück, was Menschen ihr einst abgetrotzt. Wir gehen hinauf, dorthin, wo wir eine überwältigende Aussicht haben. Hier, in diesen Mauern, die Jahrhunderte überdauert haben, halten wir unsere Mittagsrast.
Die Sage, aus der Grundschulzeit vertraut, wird wieder lebendig. Die Burgherren hatten nach langer Belagerung ihr allerletztes Mastschwein über die Burgfelsen geworfen und damit war die Täuschung geglückt, denn die Belagerer zogen ab, überzeugt davon, wer noch so viel an Vorrat in der Burg habe, kön­ne nicht ausgehungert werden.

Faszinierender Blick zum Weißhorn

Hoch oben, das einst uneinnehmbare Sauschloss

Noafer, ein Ziel für viele
Wir müssen zu den Wegweisern zurück und nun geht es kurz aufwärts und durch Wiesen, an Schrebergärten vorbei, zum bekannten Gasthaus Noafer (Montag Ruhetag) mit einer neuen, kleinen Kapelle. Der Altar ist mittelalterlichen Flügelaltären nachgebildet. Zur Linken ein Bildnis vom hl. Martin, zur Rechten Kosmas und Damian, die einer Kranken helfend zur Seite stehen. Warum diese Patrone? Der Noafer liegt zwischen dem uralten Heiligtum von St. Cosmas und Damian hoch über Moritzing und der Kirche zum hl. Martin von Glaning! Nach einer Kaffeepause wandern wir auf der Markierung 11 B talwärts. Ein breiter Weg führt mit zwei betonierten Fahrspuren abwärts. Ehe uns der Wald aufnimmt, haben wir noch einen Prachtblick hinüber zur St.-Martins-Kirche von Glaning.

Erdpyramiden und Weinberge
Es geht in weiten Serpentinen abwärts, dann zur anderen Talseite und irgendwann entdecken wir sogar Erdpyramiden am Rande der Schlucht des Kohlbachgrabens. Wir kommen zu einem Weinberg, an dessen unterem Rand ein hübscher Steig entlangführt. Plötzlich ein einmaliger Blick zum Kirchlein von Moritzing! An einem Bauernhof vorbei müssen wir wieder über den uralten Pflasterweg abwärts. Agaven und Feigenkaktus zeugen vom warmen Klima an den Porphyrfelsen, von denen Bozen umrundet ist. Es geht noch etwas abwärts, dann durch ein Gatter und bald sind wir an der Straße, die wir kurz bis zur nächsten Haltestelle entlanggehen. Kaum angekommen, hält der Bus; froh und dankbar fahren wir wieder heimwärts.

Blick auf St. Moritz in Moritzing

INFO
Ausgangspunkt: Siebeneich, Hauptstraße: 246 m
Ziel: Ruine Greifenstein („Sauschloss“) 746 m, Noafer (767 m) und Moritzing
Gehzeit: insgesamt rund 3 – 3,30 Std.
Siebeneich > Ruine Sauschloss: 1,40 Std. – 2 Std. > Noafer: 20 Min. > Moritzing: 1- 1,15 Std.
Beste Zeit: Herbst, Winter und Frühjahr