Italiens Trail-König Andreas Reiterer

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Italiens Trail-König Andreas Reiterer

Den Titel verteidigt, die Goldmedaille geholt: Der Haflinger Andreas Reiterer ließ erneut aufhorchen.

73 Kilometer und 4490 Höhenmeter galt es beim Trail-­Klassiker von „Porte di Pietra“ zu bewältigen und zählte als Italienmeisterschaft in dieser prestigeträchtigen Lauf-Disziplin. Der Gewinner? Ein Altbekannter. Er ist einer der besten Trail- und Bergläufer hierzulande. Andreas Reiterer aus Hafling war bei der 16. Auflage dieses Rennens im Piemont nicht zu schlagen und krönte sich zum Trail-König in Italien.

Wir haben mit ihm über seine Leistungen, die Herausforderungen, Enttäuschungen, die Ziele in Gegenwart und Zukunft, Träume von der Nationalmannschaft, hartem Training, der Vereinbarkeit von Beruf und Sport – und über vieles mehr. gesprochen

Sie haben ihren Titel erfolgreich verteidigt. Was bedeutet Ihnen dieser Erfolg?
Andreas Reiterer: Dieser Erfolg bedeutet mir sehr viel, da es eines der wichtigsten Rennen der Saison war und das Ausscheidungsrennen für die Weltmeisterschaften im November dargestellt hat. Deshalb waren alle starken Athleten mit dabei und wollten sich ein Ticket für die WM sichern. Und überhaupt: Zweimal in Folge Italienmeister zu werden ist sehr cool. Da bin ich schon stolz darauf.

73 Kilometer mit neuem Streckenrekord von 6:42.44 Stunden. Wie erlebten Sie dieses Rennen?
Da das Niveau sehr hoch war, wusste ich schon vor dem Start, dass auch das Tempo sehr hoch sein würd e– und so war es auch. Wir sind sehr schnell gestartet, bis zu Kilometer 20 lief ich in einer Gruppe von vier Athleten. Bei Kilometer 21 habe ich dann das Tempo verschärft und eine Attacke gesetzt, nach einigen Minuten habe ich mich umgedreht und gesehen, dass keiner folgen konnte. Bei km 40 hatte ich sieben Mi­nuten Vorsprung, da war mir klar, wenn ich jetzt durchhalte und alles gebe, könnte es für den Sieg reichen. Die restlichen 30 Kilometer bis ins Ziel bin ich meinen eigenen Rhythmus gelaufen und habe versucht, noch mehr zu „puschen“. Im Ziel war ich dann doch überrascht, so eine Zeit gelaufen und den Streckenrekord geholt zu haben.

Was waren die größten Schwierigkeiten?
Die größten Schwierigkeiten waren der Untergrund, es hat vor dem Rennen zwei Tage lang geregnet. Deshalb war der Boden sehr matschig. Es waren schwierige Verhältnisse, aber alle hatten die glei­chen Bedingungen.

Wie lief die Vorbereitung ab und wie sieht das Training aus?
Die Vorbereitung lief perfekt, ich habe im Winter gut trainiert und bin verletzungsfrei geblieben. Ich habe sehr viel mit den Tourenskiern traniert und die vergangenen zwei Monate dann spezifisch Lauftraining gemacht. Ich trainiere sechs bis sieben Mal die Woche. Wenn ich müde bin, lege ich einen Ruhetag ein. Das Lauftraining beansprucht den großteil des Trainings und im Winter mache ich Skitouren. Zum Ausgleich traniere ich auch mit dem Rad.

Wie sieht der Alltag aus?
Ich stehe um 7 Uhr auf und gehe zur Arbeit im elterlichen Hotel Viertlerhof in Hafling wo ich als Koch und als sogenannter „tutto fare“ beschäftigt bin. Wir sind ein Familienbetrieb und meine Familie unterstützt mich seit jeher. Ich arbeite ich bis mittags um 12 Uhr, um 13 Uhr starte ich mein Training, oft kurze Einheiten von einer Stunde – und manchmal länger bis zu 2,5 Stunden und an meinem freien Arbeitstag trainiere ich meh­rere Stunden. So wie ich gerade Lust und Laune habe. Nach dem Training leg ich mich kurz hin, um mich ein wenig auszuruhen. Dann um 17 Uhr beginne ich wieder zu arbeiten bis um ungefähr 21.30 Uhr.

Wie lassen sich Sport auf hohem Niveau und Beruf vereinbaren?
Sport und Beruf lassen sich gut vereinbaren, manchmal könnte der Tag aber ein bisschen länger sein. Da ich ja zu Hau­se mit meinen Eltern, meiner Freundin und meinem Bruder arbeite, habe ich den Vorteil, dass ich bei Wettkämpfen sehr flexibel bin und immer frei bekomme – selbst zwei oder drei Tage.

Was waren die bisher größten Erfolge?
Siege konnte ich schon einige feiern, wie beim Stelvio Marathon, beim Brixen Marathon, dem Südtirol Ultra skymarathon, dem Maddalene Skymarathon, dem Rosengarten Skymarathon und einigen weiteren Läufen. Aber meine größten Erfolge bisher waren die zwei Italienmeister- Titel in den Jahren 2020 und 2021 sowie die Einberufung in die Nationalmannschaft.

Was sind die Ziele für die Zukunft?
Vor allem gesund zu bleiben und eine Familie zu gründen. Sportlich ist mein großes Ziel, die Weltmeisterschaft im November in Thailand in Chiang Mai. Da möchte ich meine Chancen nutzen und so weit wie möglich vorne mit dabei sein. So oder so: Ich werde weiterhin hart trainieren und das Beste aus mir herausholen, denn dann kann man sehr viel erreichen. Michael Andres