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Die Tracht

Südtirol ist seit jeher ein Land der Traditionen. Viele wertvolle Traditionen prägen das Land und so auch das Burggrafenamt und seine Seitentäler. Wie kaum ein anderes Stück Kleidung ist die Tracht mit unserem Kulturkreis verbunden ist die Tracht.

von Michael Andres

Die Ultner Tracht ©Tourismusverein Ulten

Dabei gibt es in Südtirol wahrscheinlich mindestens so viele verschiedene Trachten wie es Täler gibt. Insbesondere in Farben und Schmückungen unterscheiden sich dabei die Trachten in verschiedenen Gebieten in unserem Land. Das war aber nicht immer so: Bis in das 18. Jahrhundert hinein herrschte nämlich in ganz Tirol eine Kleidervorschrift, welche eine ständegebundene, einheitliche Kleidung vorschrieb. Vor allem die Frauentracht hat im Lauf der Jahrhunderte nichts von ihrem Reiz verloren und wird auch heute noch in klassischer, überarbeiteter oder vereinfachter Form gern getragen. Das Gewand setzt sich in Tirol traditionell aus dem Kleid (Kietl), der Schürze (Firte) und dem Halstuch (Tiechl) zusammen.

Die Frau mit den 100 Dirndln
Große Bekanntheit hat etwa das Dirndl, das bayerische und österreichische Trachtenkleid. Auch in Südtirol erfreut sich dieses großer Beliebtheit. Das Dirndl liegt im Trend, keine Frage. So ist zum Beispiel Volksmusik-Star Marianne Hartl (67) ein großer Dirndl-Fan. „Das Dirndl ist ein Herzensöffner. Es macht jünger, unheimlich attraktiv, sieht anständig aus und ist absolut Kult“, sagte die geborene Münchnerin einmal der „Bild“-Zeitung. Seit Jahrzehnten steht das Volksmusik-Duo Marianne und Michael in Tracht auf der Bühne. „Ohne wäre ich nie so weit gekommen“, meinte sie. Das Dirndl habe sie berühmt gemacht. 100 Dirndl und 50 Dirndl-Blusen habe sie im Schrank, sagte Hartl. Diese seien aber so altmodisch, dass man sie nicht mehr tragen könne. „Aber ich bringe es auch nicht übers Herz, mich von ihnen zu trennen“, sagte Hartl der Zeitung. Mit 16 Jahren habe sie sich ihr erstes Dirndl selbst genäht. Mit 18 Jahren habe sie von ihrem Lehrgeld als Steuerfachgehilfin erstmals eine eigene Tracht gekauft.

Eine Burggräfler Tradition
Aber zurück nach Südtirol: Große Tradition hat etwa die Burggräfler Tracht. Insbesondere die auffälligen roten Aufschläge auf dem „Wollehemat“ machen die Burggräfler Männertracht sofort erkennbar. Die Joppe hat sich seit mehr als 200 Jahren kaum geändert und ist somit das einzige Trachtenteil in Tirol, welches derart beständig getragen wird. Sowohl Männer als auch Frauen im Burggrafenamt unterscheiden zwischen zwei Trachten-Formen: das „Bäurische Gwand“ und die „Burggräfler Miedertracht“ der Frauen, und das „Kurz- und „Langbäurische Gwand“ bei den Männern. Die „Burggräfler Miedertracht“, im Volksmund auch „Meraner Dirndl“ genannt, wird vor allem von Musikantinnen getragen, aber auch von Volkstanzgruppen und in Schützenkompanien. Zu den Burggräfler Frauentrachten wurde im Jahre 2016 sogar eine Broschüre herausgebracht. Sie ist auf Initiative des Marketenderinnenbeirates des Schützenbezirkes Burggrafenamt/Passeier entstanden und soll eine Fortsetzung des Kalenders von 2010 sein. Agnes Andergassen, Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft „Lebendige Tracht“, ging damals in einem Referat auf die richtige Pflege und Reinigung der verschiedenen Trachtenteile ein, welche die Marketenderinnen tragen. Marketenderinnen des Burggrafenamtes, des Passeiertales, des Ultentales und aus Proveis führten, begleitet von Männern in Tracht, ihre verschiedenen Frauentrachten vor. Andergassen erklärte die Besonderheiten jeder einzelnen Frauentracht und ging auf deren Geschichte und Herkunft ein.


Auch in den verschiedenen Tälern findet man verschiedene Trachten. So zum Beispiel die Ultner Tracht. Diese unterscheidet sich stark von den Trachten der Nachbartäler und ist stark an die Tradition gebunden. Das weiße Hemd hat einen einfachen Schnitt und einen kleinen Kragen. Es wird unter einer Weste getragen, die normalerweise bis zum Kragen zugeknöpft wird. Darüber trägt Mann Hosenträger die durch ein Band auf Brusthöhe verbunden sind.
Blicken wir ins andere bekannte Burggräfler Tal. Dort findet man die Passeirer Tracht. Diese ist von schlichter Machart und wird besonders an Festtagen oder zu bestimmten Anlässen im Tal getragen. Die Männer tragen etwa eine kurze braune Lodenjacke, eine Weste aus rotem Loden mit Messingknöpfen, Hosenträger aus grünem Stoff, Kniebundhosen aus Bockfell und einen Ledergürtel, in dem häufig Name oder Sprüche eingestickt sind. Eine Besonderheit: Der Hut ist aus schwarzem Filz, schwunghaft geformt und mit zwei Silberquasten geziert.
Die richtige bzw. ursprüngliche Passeirer Frauentracht wird kaum mehr getragen. Denn um das Jahr 1890 hat sich im Tale die Burggräfler Frauentracht, das so genannte Übertüchl eingebürgert. Dieses ist heute noch das übliche Festtagsgewand, wenn auch die schlichte, originale Taltracht wieder langsam zum Zuge kommt. Die originale Passeirer Frauentracht besteht aus einem schwarzen Wollrock, einer blauen Seidenschürze und einem schwarzen Miederleibchen. Als Kopfschmuck wird manchmal auch ein eigener schwarzer Filzhut getragen. Rote oder weiße Strümpfe bedecken die Beine, die Füße stecken in zierlich gestickten Schuhen. Attraktiv wirkt vor allem auch die erneuerte Passeirer Frauentracht. Das Miederleibl ist bei dieser rot, und dazu wird ein schwarzer Flor um den Hals getragen. Im Winter tritt an Stelle des Miederleibls der schwarze, langärmelige so genannte „Tschoap“.