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Ein Nobelpreisträger mit Straße in Lana

Marconi mit einer seiner Funkanlagen

So mancher lokale Historiker würde seine eigene Straße verdienen. Auch Schriftsteller, Geistliche, Künstler, Freiheitskämpfer und Politiker werden häufig auf diese Weise geehrt. Und natürlich Erfinder.

Die Titanic bei der Abfahrt

Manche Anekdoten sind, sollten sie sich als unwahr herausstellen, doch immerhin gut ausgedacht.
Gerade um bedeutende Erfindungen ranken sich immer wieder Legenden. Um intensiver an seinen Experimenten arbeiten zu können, verließ ein Italiener seine Heimat und ging nach England. Der Empfang dort war allerdings alles andere als freundlich. Im Ge­päck hatte man zahlreiche rätselhafte Drähte und Gerätschaften gefunden. Da es sich dabei nur um eine Sprengstoffanlage handeln konnte und der Besitzer ein Spion sein musste, verhaftete man diesen sofort. Doch das Missverständnis klärte sich schnell und der Erfinder wird bald darauf mit seiner drahtlosen Telegraphie Geschichte schreiben. Der junge Mann war niemand anderes als Radiopionier Guglielmo Marconi. Nachdem er sein Patent erfolgreich verkauft hatte, wurde er gefragt, was er denn mit dem Geld gemacht hätte. Er meinte: „Ich bin ausgegangen und habe mir ein Fahrrad gekauft, dann habe ich mich wieder an meine Arbeit gesetzt.“

Whiskey und Funkgeräte

Guglielmo Marconi wurde 1874 in Bologna geboren. Sein Vater war ein italienischer Landbesitzer, seine Mutter Irin. Da Irland damals noch Teil von Großbritannien war, konnte er sich als Halb-Ire problemlos in London niederlassen. Die Mutter Annie Jameson entstammte einer alteingesessenen Whiskey-Dynastie und so wa­ren sieben der acht Teilhaber seiner ersten Firma in der Whiskey-Branche tätig. Durch die Finanzspritzen konnte sich Marconi seiner Erfindung widmen und die Reichweite der Funkübertragungen stetig vergrößern: zunächst auf dem Familiensitz in der Emilia Romagna, dann über den Ärmelkanal, schließlich mehrere Tau­send Kilometer über den Atlantik. 1909 erhielt der Autodidakt dafür zusammen mit Ferdinand Braun den Nobelpreis für Physik. Es war nicht die letzte Ehrung. In Italien war er auf dem 2000-Lire-Schein abgebildet und weltweit wurden Straßen nach ihm benannt, auch eine in Lana. Von sei­nen Zeitgenossen befragt, ob er auch Botschaften vom Mars empfangen könne, antwortete er trocken, er sei genügend damit beschäftigt, was auf der Erde passiere.

Glück muss man haben
Marconis Lebensgeschichte ist gleich mehrfach mit dem Untergang der berühmten Titanic 1912 verbunden. Da seine Firma das Schiff mit dem damals leistungsstärksten Funkgerät ausgestattet und zwei Funker zur Verfügung gestellt hatte, wurde ihm ein kostenloses Ticket für die Jungfernfahrt angeboten. Marconi hatte jedoch eine Menge Schreibarbeiten vor sich und wollte nicht auf die Bord-Stenographin verzichten, die sich auf der Lusitania be­fand. So lehnte er das Angebot ab und nahm das schon drei Tage vorher auslaufende Schiff. Auch seine Familie sollte ursprünglich mit der Titanic nach New York kommen. Doch Sohn Giulio erkrankte und die Reise wurde verschoben, wie Marconis Tochter Degna in ihrem Buch „Marconi, mio padre“ berichtet. Als deutlich wurde, dass die Titanic sinken werde, erteilte der Kapitän den Befehl, Funknotrufe zu senden. Die Carpathia empfing ein solches Signal und konnte, eineinhalb Stunden nachdem die Titanic gesunken war, 705 Überlebende an Bord nehmen. Die drahtlose Telegraphie hatte Leben gerettet. Als Marconi 1937 einen Schlaganfall erlitt und starb, wurde zu seinem Gedenken sämtlicher Funkverkehr weltweit für zwei Mi­nuten ausgesetzt.

Christian Zelger