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Gedanken zum neuen Jahr

Am 6. Januar wird wie jedes Jahr das Dreikönigsfest gefeiert. Das Fest Epiphanie bringt zum Ausdruck, dass das Jesus- bzw. Christkind nun der Weltöffentlichkeit gezeigt wird.

Es ist die sichtbare Erscheinung des Heiligen. Caspar, Melchior und Balthasar sind die Repräsentanten der drei damals bekannten Erdteile. In der Kunst werden die Magier oft auch als Jüngling, erwachsener Mann und Greis dargestellt. So schrieb Beda Venerabilis um 730 nach einer älteren griechischen Vorlage: Der erste soll Melchior gewesen sein, ein Greis mit weißem Bart, der zweite Caspar, ein bartloser Jüngling, der dritte Baltasar, mit dun­klem Vollbart.

Die Weisen aus dem Morgenland sind jene Zarathustrapriester (griech. magoi), die aus dem Osten kamen. Wen suchten sie? Welche Gaben brachten sie mit? Was ändert sich, wenn jemand mit der Religion seiner Herkunft, z. B. dem Zoroastrismus oder dem Mithraskult dort ankommt, wo der göttliche Anfang in Fleisch und Blut erscheint? Dazu heißt es beim Evangelisten Matthäus: „Sie (die Magier) gingen in das Haus und sahen das Kind und Maria, seine Mutter; da fielen sie nieder und huldigten ihm. Dann holten sie ihre Schätze hervor und brachten ihm Gold, Weihrauch und Myrrhe als Gaben dar.“ (Mt 2,11).
Vor dem neutestamentlichen Hin­tergrund wird deutlich, wie diese Gaben auf Jesus Christus hinweisen. Um seine Herkunft, Ankunft und Zukunft geht es. In der Offenbarung an Johannes ist vom Gold die Rede.
So heißt es vom himmlischen Jerusalem: „Die Straße (griech. plateia) der Stadt ist aus lauterem Gold.“ (Offb 21,21). Der Christus, das Lamm Gottes, kommt aus der himmlischen Herrlichkeit auf die Erde.

Der Glanz der Ewigkeit leuchtet goldfarben
Wenn Engel erscheinen, handelt es sich um eine geistige, himmlische Wirklichkeit. Welch ein Kontrast zu dem Goldenen Haus (lat. Domus aurea) im irdischen Rom, das sich Kaiser Nero als Residenz erbauen ließ. Für die persönliche Betrachtung könnte man sich fra­gen, was Gold, Weihrauch und Myrrhe über ihre Gegenständlichkeit hinaus für eine spirituelle Be­­deutung im eigenen Leben haben. Was ist mein Gold? Alle Ge­genstände aus dem edlen Metall sind wertvoll: Brustkreuz und Ring, Ikonen und Goldschmuck, Kelch und Patene. Etwas als Opfergabe verstehen heißt, es loszulassen. Zu jeglichem ist in ein frei­es Verhältnis zu treten. Auf die­­se Weise kann es unter den Se­gen Gottes gestellt werden. Die Cäsaren verlangten göttliche Verehrung. Das Zeichen dafür war der Weihrauch, der für sie verbrannt werden sollte. Aber ihnen gebührt keine Anbetung, sondern nur Gott allein.

Der Weihrauch symbolisiert Ge­be­te, die nach oben steigen
An den ewig schöpferischen Geist im Himmel wendet sich der betende Mensch. Gott wird auf Erden in Jesus Christus präsent. So wird er für Menschen, die ihn suchen und finden, zu einer menschlichen und göttlichen Ressource. Was ist mein Weihrauch? Sich mehr Zeit zum Beten zu nehmen, dafür steht die Gabe des Weihrauchs. Denn Beten heißt, sich lieben zu lassen von dem, dessen Gegenwart die Atmosphäre des Gebets erfüllt. So wachsen der Glaube und das Vertrauen im eigenen Leben. Das Gebet ist der Schlüssel und die Methode, um gotteskundig zu werden. Dies gilt vom gemeinsamen und persönlichen Beten.

Die Myrrhe als Zeichen der Wertschätzung und Liebe
Wenn im Leib, dem durchgeistigten und durchseelten Körper keine Geistseele mehr anwesend ist, sondern nur noch der Körper in seiner Vergänglichkeit exis­tiert, spricht man von einer Reli­quie.
Was ist meine Myrrhe? Das Vermächtnis Jesu ist das, was bewahrt werden soll. Wie die Myrrhe dazu dient, den Körper zu erhalten, so ist Studium und Verkündigung dazu da, das Vermächtnis Jesu konkret zu verstehen, lebendig weiterzusagen, medial zu transponieren oder gegenständlich neu zu verschriftlichen.
Die Myrrhe wird so zum Zeichen der Hoffnung, dass nicht der Tod, sondern das ewige Leben das letzte Wort hat: „Deinen Tod, o Herr, verkünden wir und deine Auferstehung preisen wir, bis du wiederkommst in Herrlichkeit“, so das Bekenntnis der Gemeinde Jesu Christi.
Je mehr staatlicherseits Verbote und Gebote, Kontrollen und Einschränkungen realisiert werden, umso mehr ist es nötig, in spirituelle Entwicklung zu investieren. Andernfalls droht über kurz oder lang ein sozialer Kollaps, weil die Bevölkerung kein Objekt eines Obrigkeitsstaates ist, sondern weithin aus freien, selbstverantwortlichen Subjekten besteht. Spirituelle Ressourcen zum Fließen zu bringen ist notwendiger denn je!

von Prof. Paul Imhof, Theologe und Philosoph