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Sinich entwickelt sich

Sinich ist der südlichste Ortsteil von Meran und vielen vor allem als historischer Industriestandort bekannt. Beim näheren Hinsehen hat der Stadtteil weitaus mehr zu bieten als Industrie. Ein Gespräch mit Bürgermeister Paul Rösch.

Bürgermeister Paul Rösch

Herr Bürgermeister, Sie stehen nach einem hauchdünnen Sieg vor der Regierungsbildung. Was ist Ihre Wunschkoalition?
Meine Wunschkoalition ist eine, die konstruktiv, effizient und ohne Parteiengeplänkel für das Wohl unserer Stadt arbeitet. Und in jedem Fall wird es eine Koalition sein, die unsere Werte und Ziele für die Stadt teilt: Offenheit, Vielfalt, Nachhaltigkeit und eine aktive Einbindung der Bürgerinnen und Bürger in alle Fragen, die ihre unmittelbare Lebenswelt betreffen.
In Ihrer letzten Amtsperiode haben Sie einige Projekte vorangebracht. Für viele waren die Sanierungs-Maßnahmen der ehe­­maligen Solland Silicon Ihr größter Erfolg. Was bedeutet Ihnen dieser Erfolg?
Ich bin sehr froh darüber, weil die Fabrik eine Gefahr für unsere Stadt und das Image Merans als Urlaubsziel und Kurstadt war. Und sehr froh auch deshalb, weil es ein Betrieb ohne Zukunft war – auch für die Mitarbeiter, die allesamt eine neue Beschäftigung gefunden haben.

Jetzt geht es darum, dieses Gelände neu zu nutzen. Was schlagen Sie vor?
Auf dem Gelände wird ein Gewerbegebiet entstehen, in dem sich heimische, innovative Betriebe niederlassen können. Damit werden auch neue, interessante und zukunftsträchtige Beschäftigungschancen für junge Meraner geschaffen.

Sehen Sie darin auch eine Chance für die Gewerbetreibenden der Stadt?
In jedem Fall! Das Gewerbegebiet ist logistisch optimal gelegen und bestens angebunden. Es ist damit eine Chance, vor allem dann, wenn wir es schaffen, kreative, innovative und nachhaltige Betriebe anzusiedeln.

Sie waren, was Solland Silicon betrifft, immer sehr entschieden. Aber war diese Siliciumaufbereitung tatsächlich eine solche Gefahr?
Das Werk war den Seveso-Richtlinien unterworfen, die für Unternehmen gelten, in denen gefährliche Stoffe verarbeitet werden. Feuerwehren und Zivilschutz haben deshalb immer ein sehr waches Auge auf den Betrieb haben müssen und ein Unfall wäre unweigerlich zur Gefahr für die Bürger unserer Stadt geworden. Dazu kommt auch das Risiko für das Image Merans als saubere, grüne Stadt.

Während Ihrer Amtszeit entstand auch die neue Grundschule in Sinich in deutscher und italienischer Sprache.
Ausschlaggebend für den Bau der neuen Schule war der Platzmangel, unter dem die Schulen in Sinich bis dahin gelitten haben. Diesen Platzmangel mussten wir beheben und zudem ein modernes Lernumfeld für die Schüler schaffen. Dass wir ein Schulgebäude für beide Sprachgruppen geschaffen haben, mag derzeit zwar noch etwas Besonderes sein, sollte aber zur Normalität werden, weil unsere Kinder vom Austausch nur profitieren können.

Was waren die wesentlichen Herausforderungen am Bau der Schule?
Zum einen war es das pädagogische Konzept, das von den Schulen ausgearbeitet werden musste, zum anderen bereitete der zu hohe Grundwasserspiegel in Sinich allgemein Probleme, nicht nur beim Bau der Schule. Daher arbeiten wir mit Nachdruck an einer umfassenden Lösung dafür.

Wie wird die neue Schule in Sinich angenommen?
Ich habe das Gefühl, dass die Bevölkerung eine große Freude mit der neuen Schule hat, weil sie ein Symbol dafür ist, dass auch in den peripheren Vierteln neu­e, moderne Einrichtungen geschaffen werden. Dasselbe gilt etwa für die Außenstelle der Bibliothek in Sinich. Und jetzt gilt es, die Schule mit Leben zu füllen.

Die Feuerwehr Freiberg/Sinich bekommt eine neue Feuerwehrhalle. Wie ist der Stand der Arbeiten?
Es war höchst an der Zeit, für die Feuerwehr Sinich/Freiberg eine moderne, den neuesten Erfordernissen entsprechende und gut ausgestattete Halle zu errichten. Bis heute musste sie mit einem Provisorium vorliebnehmen. Seit Frühsommer wird nun an der Halle gebaut, bis Juli 2021 soll sie fertiggestellt sein. Dann sind auch die baulichen Voraussetzungen geschaffen, damit die Feuerwehr ihren so wertvollen Dienst effizient verrichten kann.
Nicht unweit von der neuen Feuerwehrhalle befindet sich die Sportzone Sinich. Auch diese soll umgestaltet werden.
Es ist wichtig, dass Sportbegeisterte in Sinich die Möglichkeit haben, moderne Sporteinrichtungen zu nutzen.
Es gibt daher eine Machbarkeitsstudie zur Aufwertung der Sportanlagen neben dem ehemaligen „Dopolavoro“, die auch schon der Bevölkerung vorgestellt worden ist. Nun geht es darum, über die Umsetzung zu beraten und Möglichkeiten der Finanzierung auszuloten.

Was wird Ihr nächstes großes Projekt für Meran sein?
Wenn wir „Projekt“ nicht im Sinne von Bauprojekten verstehen, sondern von politischen Vorhaben, dann sind es drei, die derzeit für mich Priorität haben. So geht es zuallererst darum, dass wir unseren Beitrag leisten, damit unsere Stadt so schnell und so effizient wie möglich aus der aktuellen wirtschaftlichen und sozialen Krise findet. Der zweite Schwerpunkt gilt der Umsetzung unseres Mobilitätskonzepts zur umfassenden Entlastung unserer Stadt von Verkehr, Lärm und Abgasen.
Und die dritte Herausforderung ist die Anpassung Merans an die Folgen des Klimawandels. Wie wichtig die ist, hat uns der heurige Sommer ja sehr deutlich vor Augen geführt.

 

 

Sinichs neue Grundschule
Rund 7,4 Millionen Euro wurden von der öffentlichen Hand für die Realisierung der neuen Grundschule in Sinich bereitgestellt.

Ein Projekt, das den Sinichern schon seit über 30 Jahren am Herzen liegt, sagt Markus Moosmair, Leiter der deutsche Schulstelle. Während die italienischsprachige Grundschule bislang in der Grundschule „Giovanni XXIII“ untergebracht war, musste die deutschsprachige Grundschule Sinich mit zwei umfunktionierten Wohnungen des Wohnbauinstituts auskommen. Auch die Direktorin des Schulsprengels Untermais, Michaela Dorfmann, zu dem die Grundschule Sinich gehört, freut sich über die neue Einrichtung und ist froh, dass man mit dem Gemeinschaftsprojekt der deutsch- und italienischsprachigen Schulen das Schulproblem in Sinich endlich gelöst hat. Das moderne Schulgebäude befindet sich in unmittelbarer Nähe der alten Sinicher Bibliothek und verfügt im Erdgeschoss über eine kombinierte schulische und öffentliche Bibliothek, einen Raum für die Schulausspeisung und mehrere Funktions- und Umkleideräume. Im ersten Stock befindet sich die italienische Grundschule.

Die deutschsprachige Schule ist im zweiten Stock untergebracht. Neben dem begrünten Pausenhof inklusive Kleinfeldfußballplatz ist die großzügige neue Turnhalle hervorzuheben, die von einigen Vereinen mitgenutzt wird. Wer in den Räumlichkeiten der deutschen Schule nach grünen Kreidetafeln oder finsteren Schulräumen Ausschau hält, sucht vergeblich. In Anlehnung an das kompetenzorientierte Schulmodell, an dem sich die Schule orientiert, wurden großzügige und lichtdurchflutete Lernräume geschaffen, unter anderem auch ein Medienraum, zwei Kunst- bzw. Technikräume und ein großer offener Lernbereich, Lernwerkstatt genannt. „Nachdem unser Schulkonzept großen Wert auf Partizipation und Bewegung legt, mit möglichst wenig Frontalunterricht im klassischen Sinn, haben wir uns darüber gefreut, dass unsere Ideen bei der Raumkonzeption von Architekt Simmerle miteinbezogen wurden“, erklärt Schulstellenleiter Markus Moosmair. Sowohl architektonisch als auch bildungstechnisch hat die neue Grundschule Sinich einiges zu bieten. Außerdem sind sich Direktorin Dorfmann und Schulstellenleiter Moosmair einig: „Das neue Schulzentrum kommt sowohl beim Schulpersonal als auch bei den Kindern und deren Eltern gut an und wird ohne Zweifel sowohl den Ortskern als auch den gesamten Ortsteil Sinich einmal mehr aufwerten.“

 

Ein Bauernladen für Meran
Es war kein leichter Weg, den die Betreiber des neuen Meraner Bauernladens auf sich nehmen mussten, um ihre Verkaufsstelle zwischen Sinich und Untermais zu realisieren.

Die Gemeinschaftsinitiative zur Vermarktung von eigenen Hofprodukten kam nicht bei allen Meranern gut an. Vor allem die Kaufleute von Meran stellten sich dagegen und unterstellten einen Verstoß gegen mehrere Grundsätze der Handels- und Raumordnung. Bürgermeister Paul Rösch

unterstützte das Projekt, und laut seinen Aussagen stelle der Bauernladen einen Mehrwert durch die Aufwertung heimischer Produkte dar. Die Idee, eine Verkaufsstelle für hofeigene Produkte zu errichten, beschäftigte Familie Trog­mann-­­Innerhofer schon länger. Rund 35 Bauern aus Meran, Vinschgau, Ulten und Passeiertal sind nun daran beteiligt. „Es freut uns, dass unsere Initiative bei den Herstellern auf so großes Interesse getroffen ist, nun hoffen wir, dass die Kunden dieselbe Begeisterung haben“, erklärt die Betreiberfamilie. Die breite Produktpalette des Bauernladens, die sich je nach Jahreszeit ändert, verspricht ein spannendes Verkaufskonzept. Bei Eva Trogmann und Tochter Elisabeth Innerhofer können neben dem Einkauf auch zahlreiche Produkte vor Ort verkostet werden.

von Philipp Genetti