Sinichkopf, urzeitliche Siedlungsstätte

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Sinichkopf, urzeitliche Siedlungsstätte

Wer den Herbst an den sonnendurchfluteten Südhängen des Tschögglbergs erleben will, einsame Pfade, romantische, teilweise uralte, gepflasterte Wege und die weite Sicht über das Tal, vom Silberband der Etsch durchzogen, der komme mit!

Dankbar für die Wegweiser

Wir fahren mit dem Bus 10 A vom Bahnhof von Meran bis nach Sinich, zur ersten Haltestelle nach der Abzweigung Richtung Lana, bzw. MeBo. Gleich gegenüber der Haltestelle ist hinter Bäumen ein Sträßchen. Hier sind auch einige Parkplätze für jene, die lieber mit dem Pkw fahren. Von hier aus starten wir.

Über den Graf-Volkmar–Weg
Dem Wegweiser Rauthof folgend, erreichen wir binnen kurzem den Promenadenweg, dessen Namensgeber Graf Volkmar von Burgstall war. Er war der erste Landeshauptmann von Tirol (1312 – 1347). Nun wenden wir uns nach rechts, in leichtem Auf und Ab; anfangs beeindruckt die riesige Kläranlage südlich von Sinich. Wir kommen an einem überdachten Rastplatz vorbei und müssen vor einer Apfelanlage links ansteigen. An einer kleinen steinernen Hütte vorbei, dem so genannten „Widenkeller“, es war der ehemalige Burgkeller, kommen wir zur Asphaltstraße, die wir hinuntergehen. Vor der neuromanischen Pfarrkirche zum hl. Kreuz bietet eine Informationstafel wertvolle Hinweise.

Abstecher zur Ruine Burgstall
Soviel Zeit nehmen wir uns! Von der Kirche wandern wir durch eine Wiese zur bereits gut sichtbaren ehemaligen Burganlage. Für die meisten, die das Dorf nur aus der Perspektive der Auto- bzw. Zugfahrer kennen, dürfte es neu sein, dass der Name des Dorfes von dem auf dem Burgstall errichteten einstigen Schloss stammt. Nur mehr Ruinen zeugen davon. Im Schutz des Burgstalls scheint sich der Friedhof zu ducken. Eine Besonderheit ist der riesige Felsblock inmitten des Totenackers. Zurück zur Kirche mit dem sehenswerten Bild der hl. drei Könige von Riemenschneider, gehen wir wieder hinauf zum Volkmarweg. Den steilen Wieslersteig lassen wir unbeachtet, denn die nächste Abzweigung ist die unsere!

Über den Höfeweg zum Wieslerhof

Herrlicher Aussichtspunkt beim Wiesler

Nun geht es bergauf. In weiten Serpentinen zieht sich der Weg, der schließlich zum Steig wird, höher und höher.
Auffallend sind die vielen Mäuerchen, aus den überall herumliegenden Steinplatten sorgfältig aufgeschichtet. Plötzlich zeugen riesige Felsblöcke von einem vor Jahrhunderten stattgefundenen Felssturz. Wir gehen ein Tälchen aus und dann treten wir auch schon aus dem Wald. Oberhalb gepflegter Weinberge, die von fleißigen Händen zeugen, thront der Buschenschank Wieslerhof. Seine Entstehungszeit reicht ins ferne Jahr 1369 zurück, neu errichtet wurde er 1962. Der hl. Urban, Patron der Winzer, wacht an der Hauswand. „St. Urban möge die Dinge lenken und uns stets gute Ernte schenken, draußen im Weinberg und in unserem Heim“– so die Inschrift.

Herrliche Aussicht
Über das Etschtal von Meran bis Bozen und die dahinter aufragenden Berge genießen wir die Sicht. Ein hohes Wetterkreuz und zwei Bänke laden zur Rast. Das Mündungsgebiet der Falschauer, eine kleine Seenlandschaft, nimmt sich aus dieser Höhe besonders reizvoll aus. Die Etsch windet sich als Silberband durch den Talgrund, und fast vergessen wir heute die Fiebersümpfe von einst, in denen die Malaria zuhause war. Der Kartograph Peter Anich erkrankte daran tödlich. Die beiden Laugenspitzen grüßen schon ganz in Weiß, ebenso die Passeirer Berge, das Tal hat sich herbstlich geschmückt. Nach einer verdienten Mittagsrast – ob aus dem Rucksack oder im Gasthaus – geht es weiter. Kurz müssen wir die Straße entlang, an einigen Neubauten, der Kastanienbaumschule „Kösti“ und einem Bildstock vorbei bis zum Koflerhof. Ab jetzt führt der markierte Fußweg in ein kleines Tal und jenseits aufwärts zum Törggelehof Hecher, dem höchsten Punkt der heutigen Wanderung.

Sinichkopf, eine prähistorische Siedlungsstätte

Ein kleiner Wasserfall am Volkmarweg

Durch ein Gatter wandern wir unter Haus und Hof vorbei zur Zufahrtsstraße, diese abwärts und in Richtung Mitterwalder. Hin und wieder können wir die Straße über nicht markierte Steige abkürzen und erreichen schließlich ein sehr modernes Gebäude, den Mitterwalder. Zuvor weisen uns Schilder zum Sinichkopf, einem herrlichen Aussichtspunkt. Jenseits der Schlucht, die der Fragsburger Wasserfall in den Berg gegraben hat, sind die heute als Hotel geführte Fragsburg und Schloss Katzenstein. Im Tal vor uns ausgebreitet die Stadt Meran! Plötzlich entdecken wir an einer Birke eine Gedenkplakette vom Amt für Friedhofs- und Bestattungsdienste für einen Toten. Ob hier wohl seine Asche verstreut wurde? Stehen wir gerade darauf?

Heimwärts wir ziehen …
Zurück zu den Hinweisschildern! Zügig wandern wir über den Forstweg „Sinichkopf“ abwärts. Laut Zeitangabe müssten wir in 30 Min. am Ziel sein, doch das viele Laub über den alten Pflastersteinen lässt uns vorsichtig Schritt für Schritt setzen. Hagebutten und Schlehen sind nicht nur für die Vögel wichtige Vitaminspender. Nun kommen wir von der anderen Seite zu unserem Ausgangspunkt und haben bald die Haltestelle erreicht.

 

INFO

Anfahrt: Mit dem Bus 10 A von Meran bis zur ersten Haltestelle nach der Abzweigung Sinich /Lana oder mit dem PKW bei der Haltestelle von Meran kommend links auf die kleine Seitenstraße mit Parkplätzen
Ausgangspunkt: Sinich, am Forstweg zum Rauthof
Gehzeit: insgesamt rund 3,30 Std. Start > Ruine Burgstall: 45 Min. > Wiesler: 1 Std. > Hecher: 30 Min. > Sinichkopf und Mitterwalder: 30 Min.> Sinich: 40 Min.
Beste Zeit: Frühjahr, Herbst, Winter bei trockenen Wegen
von Christl Fink