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25. Juni 2020
Wie die Burggräfler die Corona-Krise erlebten
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Wirtschaftswandel post-Corona

Werdegang der Weltwirtschaft westlicher Prägung.

Der seit über 70 Jahren andauernde Welt-Wirtschaftsaufschwung nach der Kriegszerstörung Mitte des 20. Jh. ist durch unternehmerische Pionierleistungen, durch technischen Fortschritt in Anlagen-, Fahrzeug- und Maschinenbau sowie durch die Industrialisierung in allen Erwerbssparten gekennzeichnet. Eine Vielzahl von neuen Produkten und Arbeitsplätzen entstand und ermöglichte im Zeichen des Wirtschaftswunders den Wohlstand für breite Bürgerschichten. Einhergehend mit gesicherten staatlichen Sozialleistungen ging dieses Erfolgsmodell in Europa als Soziale Marktwirtschaft in die Geschichte ein. Um die Jahrtausendwende kam die digitale Revolu­tion als enormer Multiplikator der globalen Wirtschaftsentwicklung dazu. Das weltweite EDV-Netz und seine digitalen Anwendungen machten Verwaltung und Abruf von Daten, Informationen, Prozesssteuerungen über Com­puterprogramme in Echtzeit abrufbar. Binnen weniger Jahre wurde die Elektronik zur dominanten Schlüsseltechnologie. Sie bestimmt mit ungeahntem Innovationsschub sämtliche Entwicklungen und Abläufe bis heute. Präzisionsgeräte für Wissenschaft und Produktion, Roboter für die Massenfertigung führten zum Technologierausch auf allen Ebenen. Die Sternstunde der weltumspannenden Wirtschafts-Konzerne als finanzkräftige Kapitalgesellschaften war gekommen, gesteuert von gewieften Managern im Dienste von Investitionsbanken, Finanz- und Rohwaren-Börsen an den wichtigsten Drehpunkten des globalen Marktgeschehens. Kontinuierliches Wachstum bis zur Marktdominanz, Verdrängungswettkampf bis zur Monopolstellung, rücksichtslose Ausbeutung von Natur- und Arbeitsressourcen, Gewinnmaximierung vor Steuerpflicht, Spekulationsgeschäfte und Profit um jeden Preis war mehr und mehr die Zielsetzung heutiger Konzerne, welche innert der letzten Jahrzehnte zu systemrelevanter Kapitalgröße angewachsen sind. Dies ist die Folge einer ausufernden neoliberalen Wirtschaftsform ohne Schranken, ohne human-ethische Richtlinien einer verantwortungsbewussten, gerechten, solidarischen Sozialpolitik. Letztere wurde systematisch ausgegrenzt. Mehr als ¾ der Weltprodukte aus allen Sparten werden heute von Großkonzernen produziert, gehandelt, kontrolliert – in ähnlich hohem Missverhältnis verfügen deren Inhaber als Privatmilliardäre über das Weltvermögen. Damit werden Wissenschaft, Medien und Politik unter Druck gesetzt, um die eigenen maßlosen Kapitalinteressen immer weiter durchzusetzen. Dies geht zu Lasten von Klima, Umwelt, Naturressourcen, zu Lasten von zukunftsfähigen Lebensperspektiven für Mensch und Tiere, zu Lasten des Weltfriedens, der aufgrund des massiven Sozialgefälles in höchster Gefahr ist. Die Globalisierung des Kapitals bedarf zur dringenden Rettung vor dem Kollaps einer statuskorrigierenden Neuordnung mit drastischer Wirkung für Fi­nanz­gebarung, Steuergerechtigkeit, Wirtschaftsnormen. Ein übergeordnetes Globales Regelwerk nach human-ethischen Grundwerten sollte interkontinental über die Koordinierung aller Investitionen zur Weltzukunftsentwicklung im Sinne des Gemeinwohls wachen.

Die Corona-Krise als Chance des Wandels
Der Corona-Virus war bekannt – doch unterschätzt; der Ausbruch der Epidemie kam über Nacht, der Schrecken vor der Seuche war groß, die Sanität bis an ihre Grenzen gefordert. Rasche und richtige Entscheidungen zur Minderung von Ansteckung und Virenschutz waren notwendig und wurden von oberster politischer Instanz unverzüglich getroffen – im eigenen wie in umliegenden EU-Ländern, denn die Seuche kennt keine Grenzen. Als drastische Maßregelungen dagegen erlebten die Menschen erstmalig als Verordnung das soziale Abstandsgebot mit vorübergehender Schließung sämtlicher Kontaktstätten, Schulen, Versammlungsorte. Es kam zum Stillstand von Arbeit, Produktion, Mobilität, Tourismus über 3 Monate lang – ein erzwungenes Innehalten im geschäftigen Alltag, vom rastlosen Konsum absehen, eine Zeit zum Überdenken; Stunden der erholsamen Ruhe ohne Hektik, ohne Straßen-, ohne Flugzeuglärm; nach 6 Wochen sind die Feinstaub- und Abgaswerte um 50 % abgesunken, die Sommerluft wirkt reiner, die Fernsicht klarer – dazu die Erkenntnis: konsequente Anti-Corona-Maßnahmen wirken als effektiver Klimaschutz. Der Stillstand der Wirtschaft brachte überall Verluste. Sie müssen von der Völkergemeinschaft zur Überbrückung ausgeglichen werden. Die Reserven und Mittel dafür sollten angesichts des bevorstehenden Neustarts samt tiefgreifenden Systemwandels der Weltwirtschaft aus der Umstrukturierung der für Sinnlosprojekte budgetierten Gelder sowie der im Übermaß gehorteten Vermögenswerte generiert werden – ohne neue massive Überschuldung von Volkswirtschaften. Die Weltregierenden müssen endlich die Chance zum Wirtschaftswandel JETZT gemeinsam ergreifen, um der drohenden Klimakatastrophe entgegenzuwirken. Seit über 20 Jahren wird darüber medien­wirksam beraten – ohne konkrete Maßnahmen. Die Jugend der Welt manifestiert ihren Unmut, ihre Betroffenheit durch die Freitags-Demonstrationen weltweit; sie bangt um ihre Zukunftsexistenz. Als mündige Bürger sollten wir eins im Sinne mit der Jugend solidarisch mit auf die Straße gehen. Die Corona-Krise ist der Wink mit dem Zaunpfahl!
Sie hat uns wachgerüttelt!

Wirtschaftswandel SOFORT – konkrete Ansatzpunkte
• Gründung der übergeordneten Globalen Welt-Ethik-Kommission mit bindender Rechtswirkung für die Koordinierung interkontinentaler Zukunftsinvestitionen zum Gemeinwohl aller Bewohner unseres Planeten;
• Klimaschutz = Naturschutz = Umweltverträglichkeit stehen absolut im Vordergrund aller wirtschaftlich/industriellen Aktivitäten – es werden nur mehr klimakonforme, damit zukunftsfähige Investitionen bewilligt und gefördert – die überzogenen klimaschädlichen Fehlinvestitionen bis dato werden zurückgebaut; (Fahrzeug- Flugzeugschwemme, Massenkonsum, Massentourismus, Transitwahn)
• Die globale Finanzwirtschaft samt Börsenfunktionen muss dringend wirksam reguliert werden; sie muss wieder als Fundament für eine nachhaltige Weltwirtschaft funktio­nieren – sie ist jedoch mangels Kontrollinstitution verkommen zum Marktplatz skrupelloser Finanzjongleure am Rande der Legalität = eine offene Weltgefahr!
• Die Macht der Konzerne muss systematisch durch klimafreundliche Wirtschaftsnormen reduziert werden, globale Massenproduktionen aus Monokulturen müssen eingeschränkt werden zugunsten von regionalen Kreisläufen mit gerechterer Wertschöpfung, die schändliche Massentierhaltung – damit die übertriebene Fleischproduktion als maß­gebliche Klimabelastung – muss gestoppt werden;
• Das private Großkapital in systemrelevantem Übermaß, sein übertriebener Vermögensstand, zustandekommen aus dubiosen Umständen, sollte sinnvoll resozialisiert werden, dem Sozialbedarf der Allgemeinheit ausgleichend zugeführt werden; die damit verwobenen Steueroasen sind sofort trockenzulegen, die versteckten Gelder zu liquidieren – allein durch letztere rechtmäßigen Regulierungen würde der So­zial­ausgeich für die Ein­kommens­ver­luste aus der Wirtschaftskrise und dem strukturellen Wirtschaftswandel über­brückt und abgedeckt.
•  Die Menschheit braucht Richtlinien nach humanen Werten – sie sind der vorherrschenden kapitalistischen Wirt­­schaftsform abhanden gekommen – der euphorische Wahn nach grenzenlosem Wachstum, nach Massenkonsum, nach Profitgier ohne Ende ist in jüngster Zeit entartet und be­droht die eigene Zukunft. Die Menschheit muss wieder lernen, die eigenen Untergrenzen wie Obergrenzen anzunehmen und zu respektieren.
• Wir stehen vor dem unablässigen Strukturwandel von Wirtschaft und Gesellschaft – die Ziele sind erreichbar und finanzierbar, wenn solidarischer Zusammenhalt den Mitmenschen als Mittelpunkt begreift. Neue Berufe, neue Lebensinhalte werden die herkömmlichen ersetzen, Menschen werden umgeschult und sind flexibel, wenn ihre Menschenwürde, ihre ökonomische wie ökologische Sicherheit im Rahmen ihres sozialen Umfeldes gewahrt bleiben. Dies ist die hohe und nicht mehr aufschiebbare Aufgabe neuer Weltenlenker aus Wissenschaft, Politik, Unternehmertum zur Rettung von Weltzukunft und Weltfrieden.

von Jörg Bauer