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Was heißt nachhaltig?

Waltner Mähder, Passeier: eine traditionell bewirtschaftete, artenreiche Bergwiese. Titelbild: CO2-Messstation im Vinschgau - alle Bilder eurac research.

Der 27. Jänner wird weltweit als Gedenktag begangen. Es wird der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz am 27. Jänner 1945 gedacht. Der 93-jährige Marian Torski, der das Lager überlebt hat, formulierte bei der heurigen großen Gedenkfeier in Auschwitz folgenden Gedanken: „Die Erfahrung der Schoah lehrt uns ein 11. Gebot. Es lautet: Seid nicht gleichgültig!“

Tagung am Realgymnasium und der Technologischen Fachoberschule Meran zur Klimakrise und Nachhaltigkeit

Die Aussage macht betroffen. Wir haben weltweit kein „Auschwitz“ heute mehr, fürwahr. Wenn wir aber an unsere Gleichgültigkeit denken, was die Zerstörung unseres Planeten betrifft, dann müsste uns schaurig werden. „Eine andere Welt ist möglich!“ lautete eine Tagung am Realgymnasium und der Technologischen Fachoberschule Meran kürzlich. Experten setzten sich mit der Frage auseinander, wie wir die Klimakrise lösen und nachhaltig leben können.
Das Ergebnis war ernüchternd: Es gibt keine einfachen Lösungen auf diese Fragen. Allerdings wurde eines klar: Wir müssen uns der blinden Flecken in unserer Wahrnehmung bewusst werden.
Als „Blinden Fleck“ bezeichnet die Sozialpsychologie jene Persönlichkeits- und Denkmuster, die nicht wahrgenommen werden wollen. Wir alle sind in der Lage, blinde Flecke auszubilden.

Weltweit zerstören wir unsere Ökosysteme
Forscher schlagen schon lange Alarm: Wenn wir nicht sofort handeln, kollabiert unser Ökosystem. Die Ökosysteme unseres Planeten seien so stark strapaziert, dass wir mit einem massiven Artensterben und einer neuen Völkerwanderung rechnen müssen, wenn nicht unverzüglich Maßnahmen ergriffen werden, prophezeien die Experten. Zwar weniger dis­kutiert, aber genauso gefährlich oder gar noch gefährlicher als der Klimawandel sei die Zer­stö­rung der Natur, der Kollaps unserer Öko­systeme. Hängt die derzeitige große Aufmerksamkeit für den Klimawandel und unser „blin­der Fleck“, was die Zerstörung unserer Ökosysteme betrifft, mehr mit der Tatsache zusammen, dass die Energiepolitik für das Wirtschaftswachstum der Zukunft von zentraler Bedeutung ist? Diese Frage muss uns zum Nachdenken bringen. Stehen hinter dem Klimathema, mit dem sich Politik, Medien und Gesellschaft tagtäglich auseinandersetzten, wirtschaftliche Interessen?
Zerstörte Land­schaften durch den Tagebau, Monokulturen in der Land- und Forstwirtschaft auf Kosten der Artenvielfalt, künstliche Eingriffe in die Flusslandschaften, von Menschen verursachte Brände weltweit, zunehmender Fleischkonsum und Pestizideinsatz: Noch nie hat der Mensch in den Naturkreislauf so verantwortungslos eingegriffen wie in den vergangenen Jahrzehnten. Welchen Einfluss hat dies aber auf unseren Alltag und die Zukunft?
Die Menschheit verbraucht natürliche Ressourcen in einer Geschwindigkeit, die weit über die Fähigkeit der Erde zur Selbsterneuerung hinausgeht. Und: Die Fähigkeit der Natur, Nahrung und Wasser für die wachsende Bevölkerung zur Verfügung zu stellen, ist in jeder Region der Erde gefährdet. Der Klimawandel und Naturkatastrophen werden immer häufiger auch als Fluchtursachen auf­geführt. Außerdem begünstigen sie soziale Konflikte. Die Klima- und Umweltkrise seien daher vor allem auch ein soziales Brandfeuer, sind sich viele Experten einig. Das An­steigen der Meerestemperatur, das Abschmelzen der Gletscher, Wirbelstürme und Überschwemmungen führten zu Tragödien, wegen derer Abermillionen von Menschen sich auf die Flucht machen.

Die „Gratis-Dienstleistungen“ der Natur

Günther Reifer: „Wir brauchen eine Gemeinwohl-Wirtschaft, das alte Modell zerstört!“

Die Natur unterstützt alle Volkswirtschaften der Erde mit kostenlosen „Dienstleistungen“. Sie stellt sauberes Wasser und Luft bereit, die Bestäubung aller wichtigen menschlichen Nutzpflanzen durch Bienen und Insekten sichert unsere Ernährung. Allein in den USA addieren sich diese „Dienstleistungen“ auf einen wirtschaftlichen Wert von mehr als 24 Billionen US-Dollar im Jahr. Die Bestäubung von Nutzpflanzen durch Bienen und andere Tiere allein ist weltweit bis zu 577 Milliarden US-Dollar wert. Auf der ganzen Welt roden und zerstören wir Wälder, was katastrophale Folgen für Wildtiere und Menschen hat. Die Brandrodung ist nicht auf den Amazonas beschränkt. Der Aralsee ist durch die intensiven Baumwollplantagen, welche das Wasser der Zuflüsse verbraucht haben, von der Landkarte fast verschwunden. Die seit etwa 1960 zunehmende Austrocknung des Sees stellt weltweit eine der größten vom Menschen verursachten Um­weltkatastrophen dar. Mit ursprünglich rund 68.000 Quadratkilometern Ausdehnung (beinahe die Fläche Bayerns) war der Aralsee früher der viertgrößte Binnensee der Erde. Die industrielle Landwirtschaft ist laut Experten für einen Großteil der Zerstörung der Natur verantwortlich. Diese Zerstörung durch die Landwirtschaft bedrohe die Grundlagen unseres Ernährungssystems. Ein Bericht der Vereinten Nationen vom Februar warnt davor, dass der Verlust von Land, Pflanzen, Bäumen und Tieren wie Vögeln, Fledermäusen und Bienen die Fähigkeit der Erde gefährde, Lebensmittel bereitzustellen. Bodenverbrauch und ein erhöhter Pestizideinsatz zerstören Lebensräume und reduzieren die Insektenpopulationen erheblich. In Europa sind bis zu 37 % der Bienenvölker und 31 % der Schmetterlingspopulationen rückläufig. Diese Zerstörung führt zunehmend zu Konflikten zwischen Menschen – und zu Massenmigration. Das öffentliche Bewusstsein für die Umweltkrise wächst zwar. Es entstehen neue soziale Bewegungen, die Druck auf die Regierungen ausüben, sagt Olivia Kieser. Die Südtiroler Umweltaktivistin rief auf der Tagung in Meran dazu auf, auf die Straße zu gehen und lautstark für Umwelt- und Klimaschutz einzustehen. „Wir müssen unseren Protest zum Ausdruck bringen“, fordert die Meranerin. Das politische Versagen sei dramatisch, heißt es von „Fridays for Future“. Dass die Politik nur langsam vorankomme, davon ist auch Lanas Bürgermeister Harald Stauder überzeugt. Demokratische Prozesse bräuchten ihre Zeit, allerdings habe ein Umdenken in Europa mittlerweile auch in der Politik stattgefunden. Dass der Gesetzgeber viel mehr tun müsste, dafür plädiert der Ökologe Georg Niedrist. Es sei verantwortungslos, wenn ein Flug nach London 50 € kostet, sagt der Wissenschaftler am „Institut für alpine Umwelt“ an der EURAC in Bozen. Niedrist spricht sich für die Einführung einer CO2-Steuer aus, sodass wir den reellen Preis einer Dienstleistung zahlen. „Gewohnheiten ändern wir nur über die Brieftasche“, ist der Klimaforscher überzeugt. Einen Paradigmenwechsel in der Wirtschaft fordert Günther Reifer. „Wir müssen zu einer Wirtschaft finden, die dem Gemeinwohl dient“, sagt der Gründer des „Terra-Instituts“ in Brixen. Der Theologe Paolo Renner formuliert es so: „Wir müssen von einer ICH-Wirtschaft zu einer ,WIR-tschaft‘ finden.“

Das Jahrzehnt der Renaturierung

Klimaaktivistin Olivia Kieser: „Seid nicht gleichgültig! Geht auf die Straße!“

Die Generalversammlung der Vereinten Nationen erklärte den Zeitraum 2021 – 2030 zum Jahrzehnt der Renaturierung von Ökosystemen. Damit sollen die von Menschen geschädigten Ökosysteme in einen ähnlichen Zustand zurück versetzt werden, wie er vor der Störung durch den Menschen bestanden hat. Dies bezieht sich sowohl auf natürliche Öko­systeme als auch auf hoch diverse Systeme der Kulturlandschaft. Hierzu werden umweltwissenschaftliche und ökologische Methoden eingesetzt. Durch eine Ökosystemrenaturierung sollen gezielt sogenannte Ökosystemleistungen wie­derhergestellt werden. Zu den Ökosystemleistungen zählen, am Beispiel Wald, die Kohlenstoffspeicherung, die Filterwirkung für Wasser und Luft, die Erholung und das Wohlbefinden, der Lärmschutz und vieles mehr. Wiederhergestellt werden neben naturnahen Ökosystemen und Kulturökosystemen auch neue Öko­systeme, beispielsweise urban-industrielle Standorte. Als interdisziplinär angelegte Aufgabe kann die Ökosystemrenaturierung einen wertvollen Beitrag hin zu einer nachhaltigen Entwicklung leisten.

Das Wachstum, das wir brauchen
Wachstum sei notwendig, um die Arbeitslosigkeit zu senken, Umweltprobleme zu lösen und Klimaziele zu erreichen. So sehen es immer noch viele. Günther Reifer vom „Terra Institut“ ist da anderer Meinung: „Ein Unternehmen ist nicht dazu da, nur Gewinne zu machen, sondern auch, um einen positiven Beitrag zu leisten“, sagt der gelernte Betriebswirt. Ziel eines gemeinwohl-orientierten Wirt­schaftstreibens sei die Schaffung hoher Lebensqualität für alle Lebewesen, unterstützt durch ein gemeinwohl-orientiertes Wirtschaftssystem. Menschenwürde, globale Fairness und Solidarität, ökologische Nachhaltigkeit, soziale Gerechtigkeit und demokratische Mitbestimmung sind dabei wesentliche Elemente. Profit und Wachstum sind auch in der Gemeinwohlökonomie erlaubt und erwünscht, nur eben nicht einziges und primäres Ziel der Ökonomie. „Es geht den Menschen auf der Welt und in Südtirol nicht so gut, wie es vielleicht scheint. Dasselbe gilt für die Umwelt und für viele Unternehmen. Mit dem Modell, das wir Menschen gebaut haben, geht es nur einer ganz kleinen Schicht gut. Diese wenigen Prozent haben ein Interesse daran, dass dieses Modell bestehen bleibt“, kri­tisiert Reifer.

Die Umwelt-Enzyklika des Papstes
Welche Art von Welt wollen wir denen überlassen, die nach uns kommen, den Kindern, die gerade aufwachsen? Diese Frage steht im Zentrum von „Laudato si“, die 2015 erschienene zweite Enzyklika von Papst Franziskus, in der er sich mit der Umwelt- und Klimakrise auseinandersetzt. Klar und unmissverständlich ist die Analyse der gegenwärtigen weltweiten Lage durch den Papst: Viele, „die mehr Ressourcen oder ökonomische oder politische Macht besitzen, scheinen sich vor allem darauf zu konzentrieren, die Probleme zu verschleiern oder ihre Symptome zu verbergen“, schreibt Franziskus. Und weiter: „Der Mangel an Reak­tionen angesichts dieser Dramen unserer Brü­der und Schwestern ist ein Zeichen für den Verlust jenes Verantwortungsgefühls für unsere Mitmenschen, auf das sich jede zivile Ge­sellschaft gründet“.
Auf die Gefahr hin zu meinen, mit Technik und Wissenschaft ließe sich alles lösen, antwortet Franziskus: „Das technokratische Paradigma tendiert auch dazu, die Wirtschaft und die Politik zu beherrschen“ und uns davon abzuhalten, zu erkennen, dass „der Markt von sich aus (…) nicht die ganzheitliche Entwicklung des Menschen und die soziale Inklusion“ gewährleistet. Mit der En­zy­klika „Laudato si“ hat Papst Franziskus so deutlich wie nie zuvor zu Umweltschutz und zum Kampf gegen Armut aufgerufen. „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und der Veränderung der Umwelt hat die Ka­pa­zitäten des Planeten derart überschritten, dass der gegenwärtige Lebensstil nur in Katastrophen enden kann“, schreibt Franziskus.
Nur wenn die jetzige Generation die Kraft und den Willen habe, „die Verantwortung zu übernehmen und zu handeln – und sich nicht einen Angstdiskurs durch Populisten aufoktroyieren zu lassen“, könne man der fortschreitenden Umweltzerstörung noch entgegenwirken. Der Papst zeigt dann auch Lösungen aus der ökologischen Krise, die eigentlich eine kulturelle Krise ist. Unser Verhalten und un­sere Gewohnheiten zu ändern, sei nicht einfach.
Die Hauptherausforderung sei daher die Bildung: Weil „für jede Veränderung Be­weg­gründe und ein erzieherischer Weg nötig sind“, sind alle Bereiche der Bildung betroffen, vor allem „die Schule, die Familie, die Kom­munikationsmittel, die Katechese“, schreibt der Papst.
Letztlich sei die ökologische Umkehr eine spirituelle Herausforderung für jeden Menschen, schließt Franziskus seinen Aufruf an die Welt.

 

Die Verantwortung liegt bei jedem Einzelnen
Der in Prissian wohnhafte Georg Niedrist ist Vegetationsökologe und erforscht, wie sich Klima- und Landnutzungswandel auf unseren Alltag auswirken. 2019 wurde er für seine 10-jährigen Studien zum Matscher Tal bei der Verleihung des Südtiroler Forschungs-Nachwuchspreises geehrt.

Die BAZ sprach mit dem Ökologen und Wissenschaftler am Institut für alpine Umwelt an der EURAC.

BAZ: Die Klimaerwärmung ist eine der zentralen Herausforderungen unserer Zeit. Wie wird sie sich bei uns bemerkbar machen?
Georg Niedrist: Sie macht sich schon jetzt deutlich bemerkbar. Allein in den letzten 50 Jahren ist die Durchschnittstemperatur um 1,6 Grad angestiegen. Das klingt zunächst nicht viel. Aber wenn man bedenkt, das entspricht einem Anstieg der Höhenstufen von 200 Metern. Für die kommenden 30 Jahre wird noch einmal derselbe Anstieg erwartet. Im Vergleich zu natürlichen Klimaschwankungen, die es immer schon gegeben hat, verläuft die jetzige Erwärmung ca. 100-mal schneller!

41 % der Tierarten und 27 % der Pflanzenarten in Südtirol gelten als gefährdet. Was machen wir falsch?
Da müssen wir unterscheiden: In Südtirol hängt der Biodiversitätsverlust (noch) nicht mit dem Klimawandel zusammen, sondern primär mit der Landnutzung z.B. durch Landwirtschaft, Siedlungs- oder Straßenbau. Umweltschutz wird von vielen immer noch als nettes Hobby von unverbesserlichen Optimisten gesehen. Dabei erfüllt die Biodiversität fundamentale Dienstleistungen wie Bodenfruchtbarkeit, Hangstabilität oder sauberes Wasser. Wir sägen uns praktisch den eigenen Ast ab, auf dem wir sitzen.

Georg Niedrist im Gespräch mit Moderator Eberhard Daum: „Die sozialen Unruhen und Massenmigration werden zunehmen“

Kein Fleisch mehr essen, nicht mehr fliegen, viele neue Bäume pflanzen, auf neue Technologien hoffen: Bringt das wirklich etwas für die Umwelt und das Klima?
Es geht nicht darum, Fleisch zu verbieten, sondern den Konsum auf ein gesundes Maß zu drosseln. Früher gab es Fleisch ja auch nur an Sonn- und Feiertagen. Und wenn ich mich dann noch für re­gionale Produkte entscheide an­statt das Billigschnitzel aus Südamerika, dann senke ich Trans­portemissionen und unterstütze noch dazu die heimische Wirtschaft. Sehr viel lässt sich also schon mit Hausverstand und ein bisschen gutem Willen bewegen.

Müsste die Politik nicht viel mehr handeln?
Definitiv ja, und zwar schnell. Historisch gesehen haben Klimaänderungen immer sozialen Unfrieden ausgelöst, wie durch Lebensmittelknappheit oder Völkerwanderungen. Die UNO geht in Zukunft von ca. 200 Millionen Klimaflüchtlingen aus. Das langfristig beste Mittel dagegen ist die Umsetzung der Pariser Klimaziele auf EU-Ebene über Staaten und Regionen bis hin auf Gemeindeebene. Allerdings dürfen wir beim Klimaschutz nicht nur auf die Politik zeigen: Die Verantwortung liegt schlussendlich bei jedem Einzelnen.

 

„Wir stehen sprichwörtlich an einem Scheideweg“
Die Wiederherstellung der Ökosysteme ist für unsere Zukunft genauso wichtig wie der Klimawandel – Vortrag von Prof. Stefan Zerbe

Zerstörte Landschaften durch den Tagebau, Monokulturen in der Land- und Forstwirtschaft auf Kosten der Artenvielfalt, künstliche Eingriffe in die Flusslandschaften, von Menschen verursachte Brände weltweit, zunehmender Fleischkonsum und Pestizideinsatz: Noch nie hat der Mensch in den Naturkreislauf so verantwortungslos eingegriffen wie in den vergangenen Jahrzehnten.
Anschaulich und mit vielen aktuellen Beispielen aus aller Welt schilderte Prof. Stefan Zerbe kürzlich Schülern am Realgymnasium Meran die von Menschen verursachte Zerstörung unserer Ökosysteme. Nicht grundlos habe die UN-Generalversammlung die Jahre 2021-2030 als Dekade zur Wiederherstellung von Ökosystemen ausgerufen, unterstrich Zerbe, der an der Fakultät für Naturwissenschaften und Technik der Freien Universität Bozen lehrt.

Den renommierten Wissenschaft­ler hatte Biologielehrerin Valentina Zeller an die Schule geholt, denn „weit weniger diskutiert, aber genauso gefährlich oder gar noch gefährlicher als der Klimawandel ist die Zerstörung der Na­tur, der Kollaps unserer Öko­systeme“.
Zerbe bot den Schülern dann auch einen tiefgreifenden Einblick in seine Forschungsthemen, wie Renaturierung von Ökosystemen, Biodiversitätsforschung, Waldökologie und nachhaltiges Waldmanagement.

Prof. Stefan Zerbe: „Renaturierung von Ökosystemen liegt in unserer Verantwortung.“

Durch eine Ökosystemrenaturierung sollen gezielt sogenannte Ökosystemleistungen wiederhergestellt werden. Zu den Ökosystemleistungen zählen, am Beispiel Wald, die Kohlenstoffspeicherung, die Filterwirkung für Wasser und Luft, die Erholung und das Wohlbefinden, der Lärmschutz und vieles mehr. „Der Grad der Wiederherstellung verlorengegangener Ökosystemleistungen ist allerdings je nach eingesetzten Renaturierungsmaßnahmen unterschiedlich groß“, erklärte Zerbe den Schülern. Wiederhergestellt werden neben naturnahen Ökosystemen und Kulturökosystemen auch neue Ökosysteme, beispielsweise urban-industrielle Standorte. In einer anschließenden Diskussion wurden Fragen mit Lokalbezug, wie die Problematik der Monokultur in unseren Tallagen und die Möglichkeiten einer Diversifizierung von Agrarökosystemen bei uns aufgegriffen. Insgesamt wurde deutlich, dass die Ökosystemrenaturierung als interdisziplinär angelegte Aufgabe einen wertvollen Beitrag hin zu einer nachhaltigen Entwicklung leisten kann.

von Josef Prantl