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Lanas grüne Industriezone

Es ist auch dem ehemaligen SPÖ-Obmann und Bundeskanzler Bruno Kreisky zu verdanken, dass Lanas Industriezone an der Falschauermündung entstehen konnte. 1981 wurde sie eröffnet und ist zum Standort für internationale und lokale Unternehmen geworden.

Wussten Sie, dass Lana die siebtgrößte Gemeinde Südtirols ist? Lanas Wirtschaft baut auf mehrere Säulen auf. Neben der ursprünglich prägenden Landwirtschaft mit hauptsächlich Apfelanbau haben sich im Laufe der vergangenen Jahrzehnte die anderen Wirtschaftssektoren stark entwickelt. Nach wie vor ist die Marktgemeinde die größte Obstbaugemeinde Südtirols und produziert etwa 10 % der gesamten Südtiroler Apfelernte. Der seit den 1970er Jahren sehr stark gewachsene Tourismus weist pro Jahr rund 600.000 Nächtigungen auf. Lana verfügt über rund 4000 Gästebetten. Das Handwerk ist klein strukturiert und besteht hauptsächlich aus familiengeführten Unternehmen; rund 100 Handwerksbetriebe, welche vor allem in den Gewerbegebieten an den Ortseinfahrten beheimatet sind. Das Industriegebiet mit rund 75 Betrieben befindet sich an der Ausfahrt der Schnellstraße Meran-Bozen (MeBo). Neben international tätigen Unternehmen finden sich dort eine Reihe von Industrieunternehmen, welche für den regionalen Markt herstellen.

1962 – Erste urbanistische Planung
Diese relativ junge Industriezone an der MeBo-Ausfahrt Sinich wurde am 17. Mai 1981 eingeweiht und gehört heute zu den wichtigsten Produktionsstandorten des Burggrafenamtes. Und sie ist der zweitgrößte Arbeitgeber der Gemeinde. Die Vorgeschichte der Industriezone beginnt Anfang der 1960er Jahre, als sich im Juni 1962 im Gemeindeamt eine Kommission einfand, um im Auftrag des Assessorates für Raumplanung festzulegen, wie die vorgesehene Urbanistikplanung für Lana umzusetzen sei. Ausgehend von einem Konzept, das auf rund 18.000 Einwohner ausgerichtet war, entwickelten die Experten ihre Ideen. Diese beinhalteten die Planung von verschiedenen Zentren: ein Verwaltungszentrum auf dem Areal des Altenheimes, kirchliche Einrichtungen und Ver­sammlungsräume bei der Kreuzkirche, ein Schulzentrum bei der ehemaligen Knabenschule, ein Handelszentrum mit Geschäften, Banken und schlussendlich ein Industriezentrum von 25 bis 30 Hektar entlang und südlich der Zollstraße. Letzteres sollte im Sinne einer übergemeindlichen Planung als Industriezone Burg­gra­fenamt geplant werden.

Bürgermeister Gruber will die Falschauermündung
Nachdem der damalige Bürgermeister Josef Gruber einer Industriezone in der Zollstraße äußerst kritisch gegenüberstand, fiel sein Blick auf die Falschauermündung, wo sich das Übungsgelände des Panzerregiments „Savoia Cavalleria“ befand. Nachdem sich Gruber bei der Verwaltung des Wassermagistrats in Venedig, genauer genommen beim Verantwortlichen des Staatsbauamtes, Ing. Fragiacomo, über die Möglichkeit erkundigt hatte, das Mündungsgebiet von ca. 30 Hektar abzutreten, konterte dieser sofort: „Das kommt nicht in Frage!“. Dennoch überprüfte er Grubers Anfrage und fand eine Mög­lichkeit. Vor­aus­setzung war die Errichtung eines Dammes nach den Plänen des Staatsbauamtes, wozu sich die Gemeinde verpflichten musste. Es war die unermüdliche Überzeugungsarbeit des Bürgermeisters, die den Gemeinderat nach anfänglicher Skepsis umstimmte, das Vorhaben dann doch zu unterstützen.

Bruno Kreisky interveniert in Rom
Nachdem die Zusage für den Bau des Dammes im April 1964 in der Gemeinde getroffen worden war, folgte allerdings das Veto von Seiten des Finanzministeriums. Auf der Zone lastete noch ein Mi­litärservitut. Josef Gruber blieb standhaft und setzte auf politischer Ebene alle Hebel in Gang, um die Regierung für die Verwirklichung der Industriezone Lana zu gewinnen. Eine entscheidende Rolle spielte dabei der Besuch des Vorsitzenden der Ös­ter­reichischen Sozialistischen Partei (SPÖ) Bruno Kreisky in Lana, bei dem Gruber ein offenes Ohr fand. Dank seiner Unterstützung und Intervention in Rom konnte er wenig später sämtliche Unterlagen an die Adresse des italienischen Industrieministers Mauro Ferri übermitteln und erhielt zwei Monate später die Frei­gabe von 10 Hektar. Mit der Umsiedelung des Militärkommandos der „Savoia Cavalleria“ wurde die gesamte Fläche schließlich freigegeben. Daraufhin konnte auch das Land für die Realisierung gewonnen werden. Die Gemeinde behielt jedoch Mitspracherecht bei der Zuweisung des Areals.

Der erste Betrieb in der Industriezone öffnet
Nach dem Spatenstich im Juli 1971 und dem Abschluss der Arbeiten entlang des ersten Teilabschnittes wurde mit der Möbeltischlerei Plankensteiner der erste Betrieb in der Zone eröffnet. 1972 bildete sich die Interessentschaft der Industriezone, die mit dem Land alle notwendigen Infrastruktur-Planungen erarbeitete. Eine wichtige Rolle spielte dabei Wirtschaftsberater Rudi Rimbl. Die Erreichbarkeit der Zone durch die Errichtung einer Straße von Meran nach Bozen war schon in den 1960ern geplant. Allerdings galt es noch bis 1997 auf die Fertigstellung der MeBo zu warten. Seitdem hat sich die Zone zu einem attraktiven Wirtschaftsstandort entwickelt, in dem sich sowohl lokale als auch internatio­nale Unternehmen angesiedelt haben wie Doppelmayr, Develey, Iprona, SCA Packing. In den letzten Jahren veränderte sich das Bild der Zone und es siedelten sich immer mehr auch lokale Be­triebe an, darunter Alber, BerMartec, Pur Südtirol, Additive und viele mehr.
Die Industriezone Lana gehört dank dem vielen Grün und den vielen Bäumen zu den wohl schönsten Gewerbegebieten des Landes.

von Philipp Genetti