Pratenberg in neuem Glanz

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Pratenberg in neuem Glanz

Malerisch am steilen Hang zum Castel Freiberg vor den Toren Merans findet man das Weingut Pratenberg. Seit kurzem erstrahlt es in neuem Glanz.

Nach auf­wendigen zweijährigen Um- und Neubauarbeiten ist ein echtes Aus­hängeschild entstanden, für die Besitzerfamilie, die Anrainer, aber auch für ganz Meran. „Es war uns wichtig, dass der Hof einen Mehrwert für die ganze Umgebung bietet“, betont Familie Flarer. Sie haben im Jahre 2010 den jahrzehntealten damals halb zerfallenen Hof oberhalb von Meran gekauft und sich entschlossen, ein Weingut daraus zu machen. Aus Apfelbäumen wurden Weinberge, aus den besten Trauben edle Tropfen und aus einer Ruine ein Urlaubs­ziel. 2017 wurde mit den Bau­arbeiten begonnen. Die Ruine des Hofes wurde abgerissen, die Kubatur dafür genommen und als ein Nebengebäude neu gebaut, entstanden sind dort meh­rere Apart­ments. Bei den Bauarbeiten setzte man auf Nachhaltigkeit, den Einklang mit der Natur und eine Kulisse, die zum Landschaftskino wird. Die Häusergruppe mit dem traditionellen Weinhof, Nebengebäude und dem ehemaligen Stadel, der heute den Weinverkostungsraum beherbergt und sozusagen ein „Tasting Stodl“ ist (aber dazu später mehr), fügt sich wie selbstverständlich in eine leichte Mulde des Berges ein. Die Gruppierung der Gebäude schafft eine schöne Innenhofsituation, einen angenehmen Wohnhof. Angelehnt an die alte Hofsitua­tion wurde das neue Nebengebäude mit Kalk weiß verputzt und  mit Einzelfenstern ausgestattet, die wie kleine Erker aus dem Gemäuer herausragen. „Dies ist eine neue, moderne Interpretation des Erkers“, erklärt Architektin Elke Ladurner. Diese Fenster sind in den neuen Fe­rienappartements als Ausguckfenster in die traumhafte Landschaft konzipiert. Die niedrige Brüstung mit dem bankbreiten Parapett lädt zum Verweilen und Genießen ein.

Stein von daheim

Das Gebäude des ehemaligen Stadels wurde aus Natursteinmau­erwerk ausgeführt, der aus dem vor Ort gewonnenen Porphyrgestein gehauen wurde. „Die ganzen Häuser stehen auf Porphyrgestein, die Weinberge auf Granit. Die weinroten Porphyrgesteine wurden beim Aushub zur Seite genommen und für den Stadel verwendet“, betont Familie Flarer. Durch die gute Zusammenarbeit zwischen Statiker, Architekten und Bauherren sei ein Wunsch in Erfüllung gegangen. „Damit kann man die Geschichten des Hofes bei Weinpräsentationen nachverfolgen“, erklärt Karoline Flarer. Die Hausherrin ist Winzerin und Weinkennerin, die Weinverkostung wird von ihr mit Liebe gestaltet.

Modern-traditionell:der Stadel

Der ehemalige Stadel wurde zum „Tasting Stodl“. Der im modern-­tra­ditionellen Stil neu interpretierte Stadel bietet den perfekten Ort, um einen der edlen Tropfen zu genießen und einen tieferen Einblick in das Weingut zu erhalten. „Die vier Eckpfeiler stehen wie beim traditionellen Stadel ge­mau­ert da, dazwischen ergeben sich große Glasscheiben, welche den Blick auf die Stadt Meran freigeben“, erklärt Architektin Elke Ladurner. Der gesamte Dachstuhl er­hielt eine dunkle Tönung, wie das Holz an Wirtschaftsgebäuden, die jahrhundertelang von der Sonne geschwärzt worden sind. Boden und Dach­stuhl sind aus Holz, nur die Theke steht als Einzelstück da und ist eine Kombination aus Stahl und Porphyr, der wieder aus dem vor Ort gewonnenen Porphyr besteht. Dazu einige Hocker aus Holz und Stehtische, welche in ihrer eigenwilligen Form an alte, stilisierte Holzfässer anlehnen.

Weinkeller als Herzstück

Als Herzstück des kleinen aber feinen Weingutes gilt der Weinkeller. Dieser ist in die Bergmulde aus Porphyrgestein eingehauen. Der Stein ist im Keller durch groß­zügige Fenster sichtbar gelassen. Die Fenster haben aber nicht nur gestalterischen Zweck, sondern dienen der Belüftung und Klimatisierung des Kellers. Der Boden ist zum Teil ein offenes Fundament, das heißt, von unten kann der Berg atmen, und gegen den Berg bewahrt der Weinkeller einen Abstand in Form eines Luftschachtes zur Belüftung. Dadurch behält der Keller Sommer wie Winter die notwendige fast konstante Temperatur. Der Weinkeller ist komplett aus Beton, der Teil des Barriquekellers in schwarzem Beton mit Holzbretterstruktur. Auch das Treppenhaus, das den Kern des neuen Gebäudes darstellt, wurde mit schwarzem Beton realisiert. Vom Innenhof, der zum Etschtal nur durch eine große Pflanzenwanne und Pergola mit alten Reben abgetrennt ist, gelangt man über den zentralen Eingang in das Treppenhaus zu den neuen Wohnungen. Bewusst ist dieses  dunkel gehalten, einzig vom Ausgang des Aufzuges hat man einen Ausblick in die Landschaft. „Aber genau aufgrund dieses Kontrastes zwischen introvertiertem Treppenhaus und lichtdurchströmter Wohnung kommt es zu einer Sinneserfahrung“, erklärt die Schlanderser Ar­chitektin Elke Ladurner.

Urlaub zwischen Weinreben

Drei Apartments für Gäste sind entstanden. Seit Juni 2019 ist die Pratenberg Wine-Lodge samt der drei Luxusapartments Teil des Weingutes. Die Ferienwohnungen sind über zwei Geschosse angeordnet. Die Eingangsebene beinhaltet Garderobe mit dahinter an­geordnetem Schlafzimmer und offenem Bad. Lediglich das Tages-WC ist abgeschlossen. Die freistehende Badewanne hat Ausblick in die Weinberge und auf Schloss Katzenstein. Die Treppe in das Wohngeschoss führt über frei auskragende Metallstufen. Kreuz und quer laufende dünne minimalistische Metallstäbe deuten ein Geländer an. Der  Wohnraum ist der großzügigen Terrasse zugewandt. Die Küchenblöcke sollen als schön gestaltete Objekte in Erscheinung treten und erst auf den zweiten Blick die Funk­tion erfüllen. Jede der Wohnungen hat ein eigenes Farbkonzept. Die Farben inspirieren sich an der Farbe des Weines, der Rebblätter. So wie Apartment 002, mit 75 m2 Wohnfläche, 20 m2 Terrasse, ideal für zwei bis vier Personen. Petrolfarbige Akzente, modernes Design und ein zweites XXL-Fenster im Schlafzimmer prägen hingegen Apartment 003. Das nach Südwesten ausgerichtete Apartment 004 lässt den Gästen auch vom Bett oder der frei stehenden Badewanne die Qual der Wahl zwischen dem Blick auf die Weinreben oder der wunderschönen Bergkulisse. Im oberen Stock können sich die Gäste auch während des Kochens von dem traumhaften Ausblick inspirieren lassen und anschließend auf der geräumigen Terrasse mit einem guten Glas Wein zur Ruhe kommen.

Klare Linien, modern und Traum-Aussichten

Klare Linien, modern und wunderschöne Aussichten, sind dabei die Schlagworte. „Ich wollte, dass man stets ein Bild sieht, wenn man aus einem Fenster schaut. Das ist gelungen. Man sieht die Natur, den Himmel, die wunderbare Umgebung“, betont Frau Flarer. Man habe auf Details geachtet, auch durch das Pratenberg-Logo scheint deshalb die Sonne. Ohnehin seien sämtliche Räume lichtdurchflutet. Auch bei der Einrichtung setzte man wie im gesamten Weingut auf Nachhaltigkeit. „Wir haben das Haus für meh­rere Generationen gebaut. Das war uns wichtig“, betont Familie Flarer.

Abgerundet werden die Ferienwohnungen durch das Schwimmbad aus Sichtbeton mit Zuschlägen aus Porphyr und mit einer Infinitykante. Die 360-­Grad-Aus­sicht von Bozen bis ins Ultental und der Blick in den idyllischen Vinschgau sind beeindruckend.

Man befindet sich inmitten der Weingärten und hat die Kurstadt Meran zu Füßen.

Optimale Zusammenarbeit

„So ein Projekt ist nur durch das gute Zusammenspiel aller Beteiligten zu bewältigen. Die Zusammenarbeit verlief optimal“, zeigen sich die Bauherren im Nachhinein erfreut. Man habe großen Wert darauf gelegt, in erster Linie mit Handwerksbetrieben und Unternehmen aus Südtirol zusammenzuarbeiten. Die heimischen Handwerker wussten dabei mit Fleiß und Kompetenz zu überzeugen. „Handwerk großartiger Qualität. Vielen Dank dafür“, lobt Familie Flarer abschließend.

 

von Michael Andres