Eine Meranerin bei den Wiener Philharmonikern

Die freiwillige Berichtigung ist nun auch in Raten möglich
23. Juli 2019
Ultens Larcherberg
23. Juli 2019
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Eine Meranerin bei den Wiener Philharmonikern

Andrea Götsch, Klarinettistin

Die 24-jährige Andrea Götsch hat Grund zur Freude. Nach ihrem Probespiel am 26. Juni für die Position als Klarinettistin bei den Wiener Philharmonikern wird sie ab September als erste Südtirolerin eine Stelle an der Wiener Staats­­oper antreten. Zudem nimmt sie als erste Frau in der Klarinettengrup­pe dieses Or­chesters einen wichtigen Platz ein.

Ein Gespräch mit der Jungmusikerin.

Woher stammt die Faszination für die Klarinette?
Dass ich zur Klarinette gekommen bin, habe ich einer Freundin zu verdanken, die in sehr jungen Jahren mit mir gemeinsam beginnen wollte, dieses Holzblasinstrument zu lernen. Als ich zuhause meine Mutter fragte, wie denn eine Klarinette überhaupt aussieht und klingt, erfuhr ich, dass sie selbst viele Jahre lang Klarinettistin war, ebenso meine Tante und mein Opa. Mein erster Lehrer, Christian Laimer, hat es geschafft, dass ich von Anfang an eine Faszination und große Leidenschaft zur Klarinette aufbauen konnte, die sich mit den Jahren intensivierte. Dennoch ging und geht es mir auch heute in erster Linie immer um die Musik an sich; die Klarinette stellt hauptsächlich das Mittel zum Zweck dar, musizieren zu können. Am liebsten würde ich alle Ins­trumente spielen! Ich bin aber froh, dass ich mich doch auf die Klarinette (samt allen Nebeninstrumenten von der Es- bis zur Kontrabassklarinette) spezialisiert habe. Mit ihr konnte ich unfassbar vieles erleben, und jetzt hat sie mich so weit gebracht.

Nach deinem Bachelorabschluss in Bozen bist du zum weiteren Studium von Wien über Salzburg bis nach Nürnberg gekommen. Wie hat dich diese Zeit geprägt?
Nach meinem Bachelorabschluss in Bozen traf ich die Entscheidung, nach Österreich zu gehen und auf das deutsche Klarinettensystem umzusteigen. Ich bestand an mehreren Musikuniversitäten die Aufnahmeprüfung und entschied mich für Wien und Salzburg. Auch während meiner Akademiestelle bei den Nürnberger Symphonikern setzte ich mein Studium in Wien fort. Ich hatte das große Glück, stets von hervorragenden Musikern unterrichtet und unterstützt zu werden. 2018 konnte ich das Probespiel für eine feste Stelle an der Bühne Baden für mich gewinnen und war dort mehr als ein Jahr als Soloklarinettistin tätig. Dass ich nun im September meine neue Stelle im Wiener Staats­opern­orchester antreten darf, erfüllt mich mit riesengroßer Freude. Es ist ein Traum, der wahr geworden ist! Der Weg war lang und hart, aber wahnsinnig schön, und ich konnte eine große Entwicklung durchmachen. Ich bin so glücklich und dankbar für alles, was ich erlebt habe. Nun auch noch in dieses faszinierende Orchester aufgenommen zu werden, erfüllt mich mit unbeschreiblich großer Freude.
Deinen Lebensmittelpunkt hast du nun in Wien. Was schätzt du besonders, wenn du auf Heimatbesuch kommst?
Wien ist jetzt mein Lebensmittelpunkt geworden und in dieser Musikmetropole fühle ich mich sehr wohl. Nicht umsonst wurde sie als Stadt mit der höchsten Lebensqualität ausgezeichnet. Dennoch wird Südtirol und speziell Meran für mich immer meine Heimat bleiben. Ich bin traurig, dass die Heimfahrt so lange daurert. Ich lie­be Südtirol und seine Natur, die Menschen, meine unzähligen Erinnerungen, die Kultur, das Klima, ja sogar den Geruch! Viele Besonderheiten habe ich erst richtig zu schätzen gelernt, als ich fortging, wie die Berge oder den guten Kaffee. Wenn ich auf Heimatbesuch bin, freue ich mich, Freunde wiederzusehen, und es ist auch schön, dass ich bei der Musikkapelle in Algund stets willkommen bin. Wenn ich dann nach Hause komme und Zeit für meine Familie habe, kann ich wieder die kleine „Knot­tl“ sein, die mit ihrer verspielten Katze schmust – ein super Gefühl!

von Jasmin Maringgele