Auf dem Tschögglberg lebt es sich gut

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Auf dem Tschögglberg lebt es sich gut

Hafling, Vöran, Mölten und Jenesien sind die vier Gemeinden am Tschögglberg. Während Hafling und Vöran zum Burggrafenamt gehören, sind Mölten und Jenesien der Bezirksgemeinschaft Salten zugeordnet.

Auch wenn die Standorte etwas abgelegen sind, ist am Tschögglberg dennoch einiges los. Wir sprachen mit den Bürgermeistern Andreas Peer von Haf­ling und Thomas Egger von Vöran.
Herr Peer, Sie sind seit 2010 Bür­germeister von Hafling, Wie hat sich die Gemeinde entwickelt?

Hafling im Herbst

Andreas Peer: Hafling hat sich seit 2010 vor allem im Tourismus sehr stark entwickelt.
Durch ein neues Tourismusentwicklungskonzept haben wir die Rahmenbedingungen ge­schaffen, damit Gastbetriebe sich qualitativ und quantitativ erweitern konnten. Gleichzeitig haben wir verschiedene Tourismuszonen ausgewiesen und die Bettenanzahl angehoben. Auch die Landwirtschaft und das Handwerk sind in Hafling wichtige Wirtschaftszweige, die sich in den letzten Jahren gut entwickelt haben. Ein besonderes Projekt auf Gemeindeebene war das 2010/11 errichtete neue Mehrzweckgebäude. Darin befinden sich ein Mehrzwecksaal, Probelokale für die Musikkapelle und den Kirchenchor, ein Jugendraum und verschiedene Räumlichkeiten für die örtlichen Vereine und Verbände.
Wie ist die Wirtschaft in Hafling aufgestellt?
Der Wirtschaftsstandort Hafling stützt sich auf die Wirtschaftssäulen Tourismus, Landwirtschaft, Handwerk, Handel und Dienstleistung (technische Büros). Dabei ist der Tourismus mit rund 340.000 Nächtigungen (2018) stärkster Wirtschaftszweig der Gemeinde.

Doch das eingangs erwähnte Tourismuskonzept findet nicht überall Anklang?
Mit dem neuen Tourismusentwicklungskonzept wurde die Möglichkeit der Weiterentwicklung von gastgewerblichen Betrieben geschaffen. Allerdings sind die 450 zusätzlichen Betten, die uns von der Autonomen Provinz Bozen genehmigt wurden, bereits fast erschöpft, und die Nachfrage nach neuen Betten wird immer lauter. Das führte im Gemeinderat zu heftigen Diskussionen. Man befürchtet, dass die Trinkwasserreserven in bestimmten Monaten knapp werden könnten. Die von der Gemeinde in Auftrag gegebene Wasserstudie soll nun Klarheit darüber verschaffen.

Ein interessantes ESF-Projekt war in den vergangenen Jahren „Team Tschögglberg“. Was können Sie uns darüber erzählen?
Das Projekt „Team Tschögglberg“ hat die vier Gemeinden am Tschögglberg näher zusammengebracht. Ein wichtiger Bestandteil dieser Initiative war die Erstellung einer einheitlichen und gemeinsamen Wanderkarte. Ein weiteres wichtiges Projekt stand unter dem Titel „Vier Gemeinden wachsen zusammen“. Dieses wurde jedoch nur mit einem Teil­erfolg abgeschlossen. Teilerfolg deshalb, weil unter den Bürgermeistern zwar eine sehr erfolgreiche Zusammenarbeit zustande gekommen ist, bei der Bevölkerung kam das Projekt aber nie so richtig in Schwung, weil jedes Dorf nun mal seine Eigenheiten und eigenen Schwerpunkte hat.

Welchen Stellenwert hat die Land­wirtschaft in Hafling?
Die Landwirtschaft hat in Hafling einen großen Stellenwert. Ohne die Landwirtschaft würde es bei uns keinen so gut laufenden Tourismus geben. Denn die Land­wirte sind jene, welche die Landschaft pflegen und intakt halten, ohne die unsere Gemeinde nicht diese Anziehungskraft hätte. Um den neuen Anforderungen der modernen Tierhaltung gerecht zu werden, wurden in den vergangenen Jahren viele neue Scheunen und Ställe errichtet.

Doch auch das Gewerbe ist in Hafling vertreten.
Es gibt in Hafling eine klassische Gewerbezone bzw. Handwerkerzone. Sie befindet sich im Hinterdorf neben der Landstraße in Richtung Vöran. Unsere Handwerker sind überaus gut ausgelastet.

Wie ist die Lebensqualität in der Gemeinde?
Die Wohn- und Lebensqualität ist in Hafling sehr gut. Außerdem gehören wir südtirolweit zu einer der ersten Gemeinden, die einen Glasfaseranschluss haben.

Welche weiteren Projekte stehen gerade an?
Aktuell befinden sich in Hafling folgende Projekte in der Planungs- und Ausführungsphase: die Erweiterung des Glasfasernetzes, die Außengestaltung vor dem Vereinshaus und der Grundschule, die Errichtung des Musikpavillons, eine neue Zufahrt zur Pfarrkirche, der Grundschule und zum Mehrzweckgebäude, die Verbreiterung der Dorfzufahrt, die Errichtung der drei Bushaltestellen beim Mesner-Parkplatz, eine Erneuerung des Trink- und  Lösch­wassernetzes sowie die Ver­legung von Strom- und Telefonleitungen beim Hinterdorf.

Was hat es mit den Haflinger Riesen auf sich?
Gerne erzählt man sich die Sage der beiden Riesen, die für den Bau der St.-Katharina-Kirche und der Kirche Langfenn oberhalb von Mölten nur einen einzigen Hammer zur Verfügung hatten.

Was hat die Gemeinde noch zu bieten?
Was Hafling sonst noch interessant macht, ist das weite Wander- und Skigebiet. Einige beliebte Ausflugsziele sind Falzeben und das Piffinger Köpfl mit den Berg­stationen der Liftanlagen und des Kinderhügels, der Kratzberger See und für schwindelfreie Wanderer der große Ifinger sowie die zahlreichen Almen und Wanderhütten, die sich in Hafling befinden.

Weiter nach Vöran

Ebenfalls in zweiter Amtsperiode verwaltet Bürgermeister Thomas Egger die Gemeinde Vöran.

Das bekannte Knottnkino in Vöran

Thomas Egger: Die Gemeinde Vöran hat einige Projekte im letzten Jahrzehnt umsetzen können; 2010 konnten die 2 Fotovoltaikanlagen Töt und Wirtzötz mit einer Jahresleistung von 2,5 Megawattstunden gebaut werden, zudem wurde das Fernheizwerk saniert, was bedeutet, dass Vöran zu 100 % mit thermischer und elektrischer Energie aus erneuerbaren Energiequellen versorgt wird. 2013 konnte für die vielen Vereine im Dorf ein neuer Festplatz nahe der Sportzone errichtet werden. Auch das Verkehrsnetz, die Landesstraße mit Bus­hal­te­stellen, Gehsteigen und Fußgängerübergängen in Dorfnähe konnten zusammen mit dem Glas­­fasernetz ausgebaut werden. Das größte Vorhaben war der Bau der neuen Seilbahn mit den Anbindungen an das öffentliche Verkehrsnetz im Tal und am Berg sowie den dazugehörigen Gebäuden am Berg mit Bar, Dusch- und Umkleidemöglichkeit für Berg­läufer, Kinderspielplatz, Vereins­räumen sowie den Knottnkinosteig, der das Knottnkino, den Beimsteinknott und den Timpflerknott verbindet. Zudem sind im Tal die Parkgaragen für Pendler und Parkplätze mit Garagen für Räder und Ladestation für Elektroautos errichtet worden.
Die neue Seilbahn Burgstall-Vöran ist ein technisches Vorzeigeprojekt im Etschtal. Der einzige Trage­mast war anfangs vielen ein Dorn im Auge. Was ist an diesem Seilbahnkonzept so besonders?
Einzigartig ist, dass diese Bahn eine Abstiegsanlage ist, was bedeutet, dass wir mittlerweile ca. 10 % mehr Talfahrten zählen, Grund sind die rund 80 Bergläufer, die tagtäglich unsere Bahn nutzen. Die eine 44 Meter hohe Stütze war aus technischer Sicht notwendig, da es für die Wartung und die laufenden Kosten positive Auswirkungen hat, da zwei, wie ursprünglich geplant, oder mehrere Stützen kostenintensiver wären.
An den vielen Weiden und Höfen ist unverkennbar, dass die Landwirtschaft für die Wirtschaft von Vöran bis heute einen wichtigen Stellenwert einnimmt.
Vöran hat sich in den letzten drei Jahrzehnten von einem rein landwirtschaftlich geprägten Berg­dorf zu einem attraktiven Wirtschaftsstandort, bestehend aus zahlreichen guten Handwerks- und Gastronomiebetrieben entwickelt.

Was macht den Standort für diese Betriebe besonders attraktiv?
Für die Gastronomie ist es die gute Anbindung durch die neue Bahn und die Nähe zu den Städten Meran und Bozen sowie das gut ausgebaute Wandernetz. Die Handwerksbetriebe nutzen hingegen vorwiegend die gute Anbindung durch die Landesstraße über Mölten hin nach Bozen sowie über Hafling in den Meraner Raum.

Wie steht es um die Nahversorgung in der Gemeinde?
Diese wird in Vöran in Zukunft noch zu einer großen Herausforderung. Zurzeit wird die Nahversorgung durch zwei Geschäfte im Ort gewährleistet.

Wie steht es um Gewerbe und Handwerk?
Wir haben vor allem im Bauhandwerk einige Betriebe in Vö­ran. Außerdem gibt es in der bestehenden Handwerkerzone die Möglichkeit zur Erweiterung. Etwas schwächer sieht es im Dienstleistungssektor aus. Allerdings bin ich zuversichtlich, dass sich auch hier durch den Ausbau des Glasfasernetzes neue Möglichkeiten erschließen werden.

Das Lärchenplateau auf dem Salten

Für die Lebensqualität steht in Vöran auch das Haus der Dorfgemeinschaft.
Vöran hat viele Vereine, die das Dorfleben aufwerten und somit einen großen Beitrag für den Bestand des kulturellen und sozialen Umfelds der Menschen im Dorf leisten. Aus diesem Grund haben wir mit dem Haus der Dorfgemeinschaft Räume geschaffen, in denen sich die Vereine für Weiterbildungen und Veranstaltungen wie auch für Konzerte, Theateraufführungen treffen können.

Welche Projekte stehen aktuell in der Gemeinde an?
Zwei derzeit anstehende Projekte sind die Planung des Umbaus der gemeindeeigenen Leadneralm sowie die Planung zur Erweiterung des Friedhofes.

Für Wanderer ist Vöran auch für seine vielen Almen und das einzigartige Knottnkino bekannt. Hin und wieder kann man dort auch Slackliner beobachten.
Die Slackliner (ähnlich wie Seiltänzer) haben vor einiger Zeit die westliche Felswand am Knottnkino entdeckt. Diese Grup­pe wird leider nicht so gerne gesehen, da vielen Besuchern des Knottenkinos beim Anblick der Slackliner schaurig wird. Es wurde mit ihnen vereinbart, dass sie auf eigene Verantwortung handeln und diese Installation nur außer Saison anbringen dürfen.

Der Beimsteinkogel und die Bruggenlacke sind zwei Naturdenkmäler.
Zu diesen beiden Naturdenkmälern kommt noch der Timpfler- Knott dazu, den wir im Zuge des Knottnkinorundweges erschlossen haben. Die „Knottn“ charakterisieren Vöran und prägen somit die einzigartige Naturlandschaft. Genauso wie die Bruggenlacke. Diese laden dazu ein, die Ruhe und den Ausblick in besonderer Weise wahrzunehmen.

Mit Christine Innerhofer hat Vöran eine mehrfache Europameisterin in Handmähen.
Leider werden am Tschögglberg nur noch wenige Flächen von Hand gemäht. Gleichzeitig hat sich das Handmähen aber zu einer eigenen Sportart entwickelt, in der sich Christine Innerhofer auf internationaler Ebene erfolgreich geschlagen hat.

Die Seilbahn nach Mölten

Mölten und Jenesien
Die Gemeinden Mölten und Jenesien werden von den Bürgermeistern Angelika Wiedmer bzw. Paul Romen verwaltet. Die Standorte sind ebenfalls für ihre einzigartigen Na­tur­land­schaf­ten bekannt. Dazu gehört auch der Salten, Europas höchstgelegenes Lärchenplateau. In den vergangenen Jahrzehnten haben sich die beiden Dörfer vor allem im Tourismus und im Gewerbe weiterentwickelt. Einige besondere Ausflugsziele sind in Mölten die Stoanernen Mandln, der Möltner Kaser sowie das Fossilien- und Steinmuseum. In Jenesien ist hingegen der Besuch der einzigartigen Erdpyramiden ein absolutes Muss. Was man sich diesen Sommer am Tschögglberg außerdem nicht entgehen lassen sollte, ist die 4. Tschögglberger Wirtschaftsschau, die vom 1. bis 4. August in Vöran stattfinden wird. „Die Wirt­schaftsschau ist ein ideales Schaufenster, die Tschögglberger Wirtschaftstreibenden allen interessierten Bürgern zu zeigen“, sagt Josef Reiterer, lvh-Ortsobmann von Vöran und Präsident des OK-Teams. Neben den knapp 60 Ausstellern bietet die Wirtschaftsschau auch ein Rahmenprogramm mit verschiedenen Beiträgen der Vereine, ein Unterhaltungsprogramm für Kinder. Außerdem findet am Samstag, den 3. August der Bauernmarkt am Dorfplatz von Vöran statt.

 

von Philipp Genetti