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Algund verändert sich

Algund ist in die sieben Fraktionen Mühlbach, Dorf, Mitter- und Oberplars, Forst, Vellau und Aschbach/Ried unterteilt und wird von Bürgermeister Ulrich Gamper in zweiter Amtsperiode verwaltet. – von Philipp Genetti

Wie geht es der Wirtschaft in Algund?
Die Wirtschaft in Algund ist vielfältig. Handwerk, Tourismus und Landwirtschaft haben mehr oder weniger denselben Stellenwert. Man kann sagen, dass es aufgrund der momentanen Wirtschaftslage unseren Betrieben gut geht. Viele davon gehören schon lange zu Algund und werden von den Inhaberfamilien selbst geführt.

Zu diesen Familienbetrieben gehören viele Tourismusschaffende. Allgemein scheint im Tourismus zurzeit einiges in Bewegung zu sein. Was können Sie uns über den Tourismus in Algund sagen?
Das ehemalige Hotel Des Alpes wurde vom Südtiroler Stararchitekten Matteo Thun geplant. Wir sind froh, dass der Tourismus in Algund sehr gut läuft und immer wieder einige neue und innovative Hotelkonzepte entstehen. Dabei erstreckt sich unser touristisches Angebot vom Urlaub auf dem Bauernhof bis in die 4-Sterne-S-Kategorie. Als Gemeinde haben wir einige grundlegende Richtlinien aufgestellt, die den Bau von neuen touristischen Einrichtungen regeln. Besonders freuen wir uns, wenn möglichst naturnahe, nachhaltige und qualitativ hochwertige Unterkünfte ent­stehen. Die Qualität steht in Algund vor der Quantität. Dies wird auch an der Größe der Betriebe deutlich. So befinden sich in der Gemeinde viele kleinere bis mittelgroße Betriebe, die unter anderem die Nahversorgung in der Gemeinde garantieren. Das aktuell größte Hotel verfügt über ca. 100 Betten.
Das Gewerbe hat sich in mehreren Gewerbezonen niedergelassen.

Wir haben in Algund zurzeit drei
ausgewiesene Gewerbezonen. Eine befindet sich bei der Brauerei Forst, in der gleichnamigen Fraktion, die Gewerbezone „Breit­ofen“ im Breitofenweg und die alte Handwerkerzone in der langen Gasse. Neben der Obstgenossenschaft Cofrum (ehem. OGA) ist seit mehr als 20 Jahre eine vierte Gewerbezone ausgewiesen, bei der es nun weiter zu gehen scheint.

Die weiten Apfelplantagen im Tal und die Weinhänge am Algunder Berg verdeutlichen, dass die Landwirtschaft eine beachtliche Rolle spielt.
Die Landwirtschaft gehört seit jeher zu Algund. Wir sprechen vor allem vom Apfel- und Weinbau. Auf einigen Äckern findet aber auch Gemüseanbau statt. Biologischer Pflanzenschutz wird vor allem in der Fraktion Plars großgeschrieben. Hier arbeiten rund 40 % der Betriebe nach den Richtlinien einer biologischen Landwirtschaft. Allgemein kommen wir in Algund auf etwas mehr als 15 % biologischer Anbaufläche.

In den Sommermonaten sind dem aufmerksamen Radfahrer auf dem Radweg nahe der Einfahrt zur Schnellstraße MeBo einige Schafe aufgefallen. Wird in Algund auch Viehwirtschaft betrieben?
Im Tal spielt die Viehwirtschaft heute keine bedeutende Rolle. In den Fraktionen Vellau und Aschbach wird aber auf einigen Bauernhöfen nach wie vor Milchwirtschaft betrieben. Sie beliefern die Algunder Sennerei, wel­che über Südtirol hinaus für ihre besonders hohe Qualität bürgt. Der Geschäftsführer der Sennerei ist auch für die Psairer Bio-Bergkäserei verantwortlich. Allerdings wird sie unabhängig von der Algunder Sennerei als eigenständige Genossenschaft geführt.

Ist in Algund auch das traditionelle Handwerk noch vertreten?
Wie der Name der Fraktion „Mühl­bach“ vermuten lässt, haben sich in der Dorfgeschichte häufig Schmiede in Algund niedergelassen. Heute arbeiten noch drei Schmiedewerkstätten in Mühlbach. Ein interessantes Projekt entsteht zurzeit in Zusammenarbeit mit dem Freundeskreis der Südtiroler Schmiede. Dieses Projekt sieht die Errichtung einer Schauschmiede in Algund vor, in der das traditionelle Handwerk veranschaulicht werden soll.

Wie ist die Lebensqualität in Algund?
Die Lebens- und Wohnqualität ist in unserer Gemeinde gut. Die Erreichbarkeit ist sowohl mit den öffentlichen Verkehrsmitteln, dem Auto, zu Fuß, aber auch mit dem Rad gegeben. Außerdem befindet sich viel Grünfläche in der Gemeinde und es sind alle wichtigen Dienste, von der Post bis zur Apotheke vorhanden. Das Trinkwasser beziehen wir mit den Ge­meinden Meran, Marling, La­na und Tscherms gemeinsam von den „Frigele“-Quellen am Vigiljoch. Auf dem Gemeindegebiet selbst befinden sich vor allem in der Fraktion Vellau weitere Wasserquellen. Damit kommen wir in Algund, was das Wasser anbelangt, gut über die Runden.
Die Versorgung in Not- oder Spitzenzeiten garantiert ein Tiefbrunnen, der sich auf dem Areal um das Algunder Vereinshaus befindet.

Mit der Initiative „Gsund in Algund“ scheint sich die Gemeinde, aber auch darüber hinaus, um die Lebens- und Gesundheitsqualität der Algunder zu bemühen.
Die Initiative „Gsund in Algund“ haben wir zusammen mit dem Südtiroler Kneippverband ins Le­ben gerufen. Mit dieser Aktion wollen wir, ausgehend von der 5-Säulen-Philosophie nach Pfarrer Sebastian Kneipp (Wasser, Ernährung, Kräuter, Bewegung und Balance) in allen unseren Fraktionen darüber informieren, was wir mit den uns vorhandenen Mitteln vor unserer Haustür für unsere eigene Gesundheit tun können. Bei dieser Initiative werden verschiedene Veranstaltungen und Projekte vorgestellt, die in erster Linie für unsere Bürger angeboten, von Touristen aber mitgenutzt werden können.
Wer sich mit Sebastian Kneipp schon einmal befasst hat, weiß von dem hohen Wert, den der Gesundheitspfarrer dem fließenden Wasser zuschreibt. Deshalb sind wir in Algund auch sehr stolz darauf, dass wir in den vergangenen Jahren jedes Jahr mindestens eine neue Wasserstelle eröffnen konnten.

Für viele Bürger gehört auch Glasfaser zur Lebensqualität. Wie weit ist man hierbei in Algund?
Was die Glasfaser betrifft, wird in Algund gerade fleißig gearbeitet. Innerhalb der nächsten drei Monate wird fast die gesamte Fraktion Mühlbach mit schnellem Internet ausgerüstet sein. Nachdem die meisten Leerrohre verlegt worden sind, werden die Häuser nun von der Firma Infranet an die Hauptleitungen angeschlossen.

Was bietet Algund für Senioren?
Im alten Dorf haben wir als Gemeinde einige Seniorenwohnungen zu vergeben. Außerdem befindet sich in Mühlbach ein Senio­renheim mit 45 Plätzen, das von der Mathias-Ladurner-Stiftung betrieben wird. Da die Einrichtung etwas in die Jahre gekommen ist, machen wir uns zur­zeit Gedanken, wie wir das Seniorenheim qualitativ aufwerten können.

Welches Bildungsangebot bietet sich in der Gemeinde für die Jugend und Schule?
Mit den Gemeinden Marling und Partschins bilden wir zusammen einen Schulsprengel, in dem über 700 Schüler untergebracht sind. Es ist der größte Schulsprengel Südtirols. Neben den laufenden kleineren Ausbesserungen an den schulischen Einrichtungen steht nun die Sanierung der Akustik bevor. Das Algunder Schulzen­trum befindet sich oberhalb des Festplatzes und beherbergt eine Grundschule und eine Mittelschule. Außerdem hat Algund zwei Kindergärten. Einen in der Fraktion Mühlbach und einen weiteren in Forst. Der Kindergarten „Forst“ wird diesen Sommer energetisch saniert, wobei die Arbeiten Teil des EFRE-Projekts „Energetische Sanierung des Kindergartens Forst-Algund“ sind und somit vom Europäischen Fonds für regionale Entwicklung mitfinanziert werden. Im 2. Baulos soll künftig dann Platz für eine Kindertagesstätte in Forst entstehen. Für den Kindergarten „Mühl­bach“ wurde erst kürzlich eine Studie zur Aufstockung abgeschlossen. Die Ausschreibungen für die Planung dafür sind im Gange.

Was erwartet uns beim neuen Projekt „Jugend und Bibliothek“?
Bei diesem Projekt werden die Räumlichkeiten am Festplatz neu gestaltet. Geplant ist auch die Realisierung einer zweiten Etage, in der künftig einige Jugendräume und die neue Bibliothek untergebracht werden sollen, sowie ein direkter Zugang zum Schulhof und dem Schulzentrum. Das Projekt geht auf eine Studie der Architektin Verdorfer und des Ingenieurs Hartmann aus Meran zurück. Es entsteht in Zusammenarbeit mit der Provinz Bozen. Die effektive Planung steht außerdem noch in diesem Jahr an.

Ein spannendes sozialpädagogisches Projekt besteht seit geraumer Zeit in Aschbach.
Das alte Schulgebäude in Aschbach wird in Zusammenarbeit mit der Landesberufsschule „Luis Zuegg“ in Meran verwirklicht. Da­bei können Schüler in Einzelunterricht mit ihren Lehrern ihre Fähigkeiten einbringen und an der Sanierung des Gebäudes mitarbeiten. Ein großer Dank gilt allen Unternehmen, die für das Projekt eine Patenschaft übernommen haben und uns mit Beratung, Material, Werkzeug, aber auch Baumaschinen tatkräftig zur Seite stehen.

Pädagogisch genutzt wird auch der Gemeinschaftsbunker der Gemeinden Algund und Marling auf der Töll.
Nachdem der Bunker und das umliegende Areal aufgewertet worden sind und für mehrere Aktionen, wie den Jugendtagen der Caritas im Sommer, bereits genutzt worden sind, steht die offizielle Eröffnung des „Bunker Töll“ am 18. Mai an. Eine besondere Attraktion wird die virtuelle Bunkererfahrung, bei der man den Bunker mittels einer APP mit seinem Smartphone erforschen kann. Verwaltet wird der Bunker von der gleichnamigen Arbeitsgruppe, welche sich zum Motto gesetzt hat: „Wir bunkern Kultur“.

Weit über Südtirol hinaus bekannt ist Algund durch den Profi-Snowboardfahrer Omar Visintin.
Wir sind als Gemeinde überaus glücklich, mit Omar Visintin einen solch talentierten und erfolgreichen Wintersportler zu haben. Nachdem Visintin bei der diesjährigen Snowboard-Weltmeisterschaft in Solitude (USA) im Mixed-Bewerb mit Michela Moioli mit dem zweiten Platz wieder auf dem internationalen Siegerpodest stand, werden wir seinen Erfolg und das Ende seiner diesjährigen Sportsaison am 18. Mai im Algunder Freibad feiern.

Was gibt es Neues bei den Aufstiegsanlagen?
Der Sessellift von Algund nach Vellau und der historische Gondellift zur Leiteralm wurde aufgrund seiner Einzigartigkeit nun unter Ensembleschutz gestellt. Die beiden Aufstiegsanlagen gel­ten somit nun offiziell als tech­nisches Kulturgut. Der Sessellift ist ein „Einsitzer“, und so kann man während der Fahrt die umliegende Natur bestaunen und genießen.

Was gibt es sonst noch Aktuelles?
Worüber wir uns in Algund besonders freuen, ist, dass wir mit dem neuen Einkaufszentrum „Al­go“, dem ehem. „Maxi Mode-Center“ in absehbarer Zeit ein Kino im Burggrafenamt haben werden. Und dass sich dieses noch in unserer Gemeinde befindet, ist für uns Algunder ein absoluter Glücksfall.

Die Holzbrücke über die Etsch vom Algunder Schwimmbad nach Forst.

Der Verkehr macht dem Ortskern zu schaffen.

Die Zukunft von Kloster Steinach ist ungewiss.