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Bildung im Wandel der Zeit

Franz Josef Oberstaller

Franz Josef Oberstaller leitete bis zum Sommer vergangenen Jahres elf Jahre lang das Realgymnasium und die Technologische Fach­oberschule in Meran. Wir haben mit dem langjährigen Direktor über Veränderungen im Schulwesen, die Digitalisierung, Vor- und Nacheile im heimischen Schulsystem, die Zukunft in Bildung und vieles mehr gesprochen.

Viele Jahre lang waren Sie Direktor am Realgymnasium und der TFO in Meran. Was hat sich im Laufe der Zeit an Südtirols Schule geändert?
Franz Josef Oberstaller: Am Beginn meiner Tätigkeit in Meran gab es aufregende Zeiten mit der Reform und Neuordnung der Oberschulen in Südtirol. Anstatt den ursprünglichen Lehrprogrammen wurden so genannte Leitlinien ausgearbeitet. Diese gaben den einzelnen Schulen mehr Freiraum bei der Planung der Lehr- und Lerninhalte. Gleich­zeitig wurde die Schullandschaft neu gestaltet und viele Schulen wurden umbenannt. Zum Glück gelang es uns damals, mit Unterstützung der Eltern und Bürgermeister die Fachrichtung Bauwesen an der Gewerbeoberschule Meran zu retten. Mit den neuen Leitlinien rückte der einzelne Schüler mit seinen Stärken und Schwächen ins Zentrum des schulischen Handelns. Die Integration und Inklusion wurden zentrale Elemente und sind nun ein wesentlicher Aspekt für alle Lehrpersonen. Das Ziel ist es, möglichst alle Schüler zu einem guten Schulabschluss hinzuführen.

Wie erlebten Sie die Digitalisierung?
Nach den Jahren der Neuordnung hielt die Digitalisierung Einzug in die Schulwelt, sei es in der Verwaltung wie im Unterricht. Unser RG-Maturant Stefan Raffeiner entwickelte für uns das nun viel benützte elektronische „Raffeiner Register“, unsere Elektroniker bau­ten ein drahtloses Netzwerk auf und die Lehrpersonen begannen in Netbook-Klassen mit digitalen Lerneinheiten auch auf online Lernumgebungen. Das Realgymnasium und die technologische Fachoberschule Meran haben damit früh begonnen und dadurch viel Erfahrung gesammelt. Die Lehrpersonen helfen und unterstützen auch gerne Lehrpersonen anderer Schulen darin. Vor drei Jahren wurde sodann die Dreijahresplanung eingeführt, die den Schulen und somit dem Lehrpersonal mehr Planungssicherheit geben soll. Dies ging einher mit der völligen Digitalisierung der Verwaltung, wo es nur mehr digitale Unterschriften, Dokumente und Rechnungen geben soll und online Einschreibungen Pflicht werden.

Internet, soziale Netzwerke, Facebook und Co. Wie wirkt sich dies auf das Schulsystem aus?
Sehr oft wurden bisher die neuen Technologien, das Internet und die sozialen Medien von Schulen möglichst ausgeklammert. Die fortschreitende Digitalisierung sowie online -Tests auf Staatsebene zwingen die Landesverwaltung nun, die Schulen mit schnelleren Datenleitungen zu vernetzen und veraltete Computer zu ersetzen. Die neuen Schülergenerationen wachsen in einer veränderten Welt auf, mit virtual reality, Maschinen-Lernen und verlangen nach neuen Lehr- und Lernmethoden, die Schritt für Schritt entwickelt werden müssen, ohne gutes traditionelles Lernen zu vergessen. Für Lehrpersonen ist dies eine Herausforderung, die nicht einfach zu bewältigen ist. Aber gemeinsam und miteinander Lernen und lernfähig bleiben ist ein großes Ziel für die Schule der Zukunft!
Sie haben Südtirols Schulen 16 Jahre lang im Obersten Nationalen Schulrat in Rom vertreten. Worum beneiden uns italienische Schulen und was könnten wir uns von deren Schulen kopieren?
Am häufigsten beneiden uns die Schulleute der anderen Provinzen um unsere schönen Schulgebäude mit einer hochwertigen Einrichtung und Ausstattung. Ihnen gefällt auch, dass Versprechen und Abmachungen eingehalten werden, dass seriös gelernt und gearbeitet wird. Wir könnten auf der Beziehungsebene von unseren ita­lienischen Lehrerkollegen lernen. Die mündliche Auseinandersetzung, das tägliche Überzeugen und Aushandeln fördern die sprach­liche und intellektuelle Gewandtheit der Schüler. Diese können im weiteren Studium und Beruf sehr hilfreich sein. Die Lehrpersonen bemühen sich um eine gute Beziehung zum Schüler, in der auch die Gefühlswelt einen wesentlichen Platz einnimmt.

Mit dem letzten Schuljahr haben Sie den wohlverdienten Ruhestand angetreten. Wie geht es Ihnen damit?
In mehreren Feiern habe ich mich von den vielen Freunden, Kollegen, Lehrpersonen und Mitarbeitern der Schulwelt verabschiedet. Dies erleichtert den Übergang und stärkt Beziehungen. Im neuen Lebensabschnitt sammle ich vor allem in Spanien, meiner zweiten Heimat, neue Erfahrungen. Dies bedeutet auch weiteres Lernen und Reisen. Und sicherlich wird es mir auch möglich sein, weiter Lehrer zu sein, Beziehungen zu pflegen und aufzubauen sowie anderen zu helfen.

von Michael Andres

 

 

Welche Schule ist die richtige?
Entscheidend bei der Schulwahl ist, dass man die Interessen, Begabungen, Neigungen und Lernvoraussetzungen des Kindes in den Vordergrund stellt. Dass selbstbewusste Kinder die Umstellung auf eine höhere Schulstufe besser meistern. Denn dann macht Schule Spaß und das Lernen ist nicht mühsam. Kinder schaffen den Einstieg in eine höhere Schule am besten, wenn die Eltern Hilfestellung geben, indem sie die Neigungen des Kindes in den Vordergrund stellen und nicht die eigenen Wunschvorstellungen für das Kind. Ob die Entscheidung für eine Schule die richtige war, stellt sich erst in den kommenden Jahren heraus.

Die Schullaufbahn eines Kindes kann niemand voraussagen. Es ist oft eine Glückssache. Kompetente Lehrer mit einem großen Wissen müssen nicht immer die richtige Lehrkraft für das Kind sein. Vor allem in den unteren Schulstufen sind einfühlsame und verständnisvolle Lehrer das Wichtigste. Wenn sie es schaffen die Schüler zum Lernen zu motiveren und diese Spaß an der Schule haben, dann ist der Grundstein für ein erfolgreiches Lernen gelegt. Sowohl Lehrkräfte als auch Schüler sollten sich im Lernalltag gleichermaßen wohlfühlen, dann stimmt am Ende die Qualität und der Erfolg des Lernens. Zudem ist ein gutes Klas­senklima nicht nur leistungsfördernd, sondern hilft Mobbing und Gewalt zu minimieren.