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Ein Wunder

Mittlerweile ist es wissenschaftlich erwiesen: Der Wald macht gesund. Wer sich in einem Wald aufhält, verbessert sein Immunsystem, Schmerzen und Stresshormone werden weniger. Unser Gehirn reagiert mit Entspannung, wenn wir in Berührung mit Bäumen kommen. Die Waldluft ist wie ein bioaktiver Cocktail, der uns nachhaltig davor schützt, krank zu werden.

Südtirols Holzwirtschaft boomt

Wussten Sie, dass in unseren Laubmischwäldern über 10.000 verschiedene Arten leben? Wussten Sie, dass es in Südtirols Wäldern 2000 verschiedene Pilzarten gibt? Wussten Sie, dass unter einem Hektar Waldboden bis zu 4 Tonnen Lebewesen vorkommen? Der Wald ist ein Wunder der Natur.
Nahezu ganz Südtirol wäre von Wald bedeckt, wenn  unsere Vorfahren nicht gerodet hätten, um fruchtbares Ackerland zu bekommen. Heute nimmt der Wald  rund 45 % der Landesfläche ein. 21.000 Waldbesitzer verfügen über die 337.000 Hektar Südtiroler Waldfläche. An erster Stelle steht die Fichte mit 63 %, gefolgt von der Lärche (19 %), Weißkiefer (10 %) und Zirbe (6 %). Tanne, Buche und Schwarz­kiefer sind die am wenigsten verbreiteten Baumarten in unseren Wäldern.

Viele leben vom Wald
Rund 100 Südtiroler sind als Holzunternehmer tätig. Ein traditionsreiches Sägewerk liegt mitten in Algund, die Haller-Säge. Es gibt an die 1050 Holzverarbeitungsbetriebe, 260 Zimmereien, 960 Unternehmen im Möbel- und Einrichtungssektor. Sowohl die Produktion als auch die Weiterverarbeitung von Holz spielen bei uns eine wirtschaftliche Rolle. Holz hat sich in Südtirol immer mehr als energieeffizienter Bau- und Werkstoff durchgesetzt. Es hat im Vergleich mit Beton und Stahl bessere Dämmeigenschaften, benötigt weniger Energie und ist recycelbarer. Brennholz ist ein wichtiges Koppelprodukt der Waldwirtschaft und versorgt unsere Fernheizwerke. Und zu guter Letzt ist Holz ein nachhaltiger Rohstoff.

Holzbau made in Südtirol

Paolo Bertoni vernetzt Südtirols Holzwirtschaft im NOI-Techpark

Im „NOI-Techpark“ in Bozen arbeitet Paolo Bertoni und leitet dort den IDM-Cluster „Ecosystem Wood & Agricultural Technologies“. Ziel der Abteilung ist die Vernetzung von Wirtschaft und Wissenschaft rund ums Thema Holz. „Die Forst- und Holzwirtschaft sind wichtige Branchen für die gesellschaftliche und wirtschaftliche Entwicklung Südtirols“, sagt Bertoni.
Der Forstingenieur hat ein beachtliches Netzwerk von Südtiroler Unternehmen im Holzsektor aufgebaut. Nur wenigen ist bekannt, dass unser Land weltweit führend ist in der Entwicklung  von innovativer Technik für die holzverarbeitende Industrie. So hat das Brixner Unternehmen  „Microtec“ einen Holzscanner entwickelt, der aus einem Stamm das Beste herausholt. Im Ultental steht die robotergesteuerte Produktionshalle von „Ligna Construct“; das Unternehmen hat sich auf Holzhäuser spezialisiert. „Holzbau Rubner“ oder „Ligno Alp“ in Brixen sind weltweit unterwegs, wenn es um Holzbau geht, und damit sind nicht Blockhütten gemeint.

Perfektes Ökosystem
Die Waldwirtschaft ist ein Aspekt. Der Wald ist aber mehr: ein Lebensraum für viele Tier- und Pflanzenarten. Alles spielt hier perfekt zusammen. Bereits der Waldboden ist ein komplexes System zahlreicher Kreisläufe von Wasser, Nähr- und Schadstoffen. Die Pflanzen im Wald entnehmen Wasser und einfache Elemente dem Boden und können in ihren Blättern oder Nadeln Sonnenenergie und Kohlendioxyd in energiereiche Stoffe wie Traubenzucker und Stärke umwandeln. Gleichzeitig geben sie Sauerstoff an die Umgebung ab. Die Pflanzen stellen also ihre Nahrung selbst her und sind gleichzeitig die Nahrungsgrundlage für die Tiere. Im Boden leben wiederum zahlreiche Insekten, Würmer, Pilze und Bakterien, die von abgestorbenen Pflanzen oder Tieren leben. Gleichzeitig machen diese Bodenlebewesen die Überreste auch wieder für Pflanzen, Bäume und Sträucher zugänglich. Dadurch schließt sich der Kreislauf der Nährstoffe im Wald.  Für den Menschen ist der Wald ein Schutzraum. Dass unsere Luft überhaupt zum Amten geeignet ist, verdanken wir den Bäumen und Pflanzen, die Sauerstoff freisetzen. Schmelz- und Regenwasser werden im Waldboden gefiltert und zu Trinkwasser. Bis zu 200 Liter pro m2 speichert der Boden. Der Wald gleicht Temperaturschwankungen aus, erhöht die Luftfeuchtigkeit und beeinflusst im Sommer das Klima positiv. Durchschnittlich filtern unsere Wälder pro Hektar jährlich bis zu 50 Tonnen Ruß und Staub aus der Atmosphäre. Sie reinigen die Luft, schützen aber auch vor Lawinen, Lärm und Bodenerosion.

Das Echo des Waldes
Auf dem 1. Natur-Heil(t)-Kunde Kongress in Algund am 7. April nehmen Bäume und Wald ein zentrales Thema ein. Als Ort der Ruhe und Kraft wissen immer mehr Menschen den Wald zu schätzen. Das Eintauchen in die Stille, das Einatmen der Waldaromen, das Betreten des weichen Waldbodens lässt sie die Kraft der Natur wahrnehmen und wertschätzen. Die BAZ sprach mit Martin Geier und Astrid Par­deller, den Organisatoren des Algunder Gesundheits-Kongresses, über den Wald und seine Bedeutung für den Menschen.

BAZ: Der Wald scheint es Ihnen angetan zu haben. Wie kam es zu dieser Faszination für Bäume?

Martin Geier

Astrid Pardeller

Martin Geier/Astrid Pardeller: Durch eine gemeinsame Waldpädagogik-Ausbildung an der Forstschule Latemar am Karerpass. Die Weiterbildung beim Waldexperten Peter Wohl­leben hat uns unter anderem die Erkenntnis gebracht, dass wir unsere Wälder mit seinen Wildwäldern und Urmutterbäumen zu schätzen und für die kommenden Generationen zu bewahren  haben.

Von allen Pflanzen stehen Bäume uns Menschen am nächsten. Wie ist das zu verstehen?
Weil wir ohne sie nicht leben können. Es gibt keinen Unterschied zwischen dem Bewusstsein, das einem Baum innewohnt, und dem Bewusstsein, das in einem menschlichen Wesen existiert.

Bäume haben erstaunliche Fähigkeiten. Was können wir von ihnen lernen?
Vieles, sie regulieren den Wasserhaushalt nicht nur für sich selbst, sondern auch für den ganzen Planeten und das ist das Wichtigste.

Wald ist nicht gleich Wald. Sie sprechen in Ihrer Schau vom Wildwald. Was ist darunter zu verstehen?
Wildwälder brauchen den Menschen nicht, dort gelten nur die Naturgesetze. Der Wildwald ist ein vereinter Organismus.

Wie steht es um unsere Wälder?
Es wäre wichtig, wenn es uns gelänge zum Aus­gleich die erhaltenen Wildwaldzonen nicht nur zu schützen, sondern sie mehr zu fördern.

Was erwartet die Zuhörer auf Ihrem Naturheilkunde-Kongress am 7. April in Algund?
Eine wunderschöne bewusste Erlebnisschau über älteste Bäume und Wildwälder. Es geht aber auch um Gesundheit, die wir in unseren Wäldern tanken, und um unser Verständnis von Bäumen. Der Frühling lädt uns ein, den Wald bewusster zu erspüren.

Die perfekte Ordnung

von Josef Prantl