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Freiheit für die Vielfalt

UTTENHEIM – Erhalt der Sortenvielfalt, Verbreitung alter traditioneller Sorten, Austausch von Kulturpflanzen: Das war Thema am 12. Februar in Uttenheim beim Saatgutfest, das von der Südtiroler Bäuerinnenorganisation (SBO) Ortsgruppe Gais/Uttenheim veranstaltet wurde.

Sabine Schrott (Zweite von links) neben L. Abg. Maria Kuenzer.

„Seit Jahrtausenden entwickeln und erhalten Menschen Nutzpflanzen, tauschen und handeln Saatgut. Auf diese Weise erst sind wichtige Kulturpflanzen wie Getreide, Kartoffeln und eine Reihe von Gemüsepflanzen zu uns nach Europa gekommen“, argumentiert Sabine Schrott, Ortsbäuerinnenstellvertreterin von Uttenheim. Nach Jahren intensiver Auseinandersetzung ist sie heute eine überzeugte Verfechterin der alten und lokale Sorten: „Weitervermehrt haben die Bauern nur jene Pflanzen mit den günstigsten Eigenschaften, wie etwa Anpassung an die örtlichen Standortbedingungen, geringstem Schädlingsbefall, lange Lagerfähigkeit, Nahrhaftigkeit, guter Geschmack und Verwendung für die traditionelle Kost. Jedes Tal, zuweilen jeder einzelne Hof hatte seine eigenen Landsorten, die von Generation zu Generation weitergegeben wurden. So entstanden eine Vielzahl neuer Sorten, die alle optimal auf die lokalen Gegebenheiten abgestimmt waren und ausnahmslos freiabblühende und samenfeste Sorten waren.“ Diese einstige Situation habe sich mit dem Aufkommen der züchterischen Tätigkeit und der Intensivierung der Landwirtschaft dahingehend verändert, dass „sich unsere Mischkulturen hin zu Monokulturen mit ihrem Bedarf an Düngemitteln, Herbiziden und Pestiziden entwickelten und dass der Markt Einfluss in Züchtungskriterien nahm: Perfektes Aussehen, Uniformität, Transportfähigkeit, Verpackbarkeit wurden bestimmend, der Geschmack ist nur mehr zweitrangig“, beanstandet Schrott.

LOKALSORTEN & KULTURERBE
Da Kutlurpflanzenvielfalt ein wichtiger Beitrag für unser Ökosystem ist, wollte die SBO Ortsgruppe Gais/Uttenheim genau hier ihren Schwerpunkt setzen, wie Ortsbäuerin Waltraud Astner bestätigt: „Uns ist wichtig, dass samenfeste Sorte weiterkommen und die Leute den Samen selber vermehren und nicht die Hypridsorten kaufen. Wir sollen den eigenen Garten mehr schätzen und gesundere Gemüse anpflanzen.“ Es dürfe nicht sein, dass eine Handvoll Saatgutkonzerne dieses Kulturerbe in Frage stellten, es verdrängten und entschieden, was in der Welt wachsen dürfe und was nicht. „Es ist deshalb das Ziel der Bäuerinnen alte Kulturpflanzen wieder in das Bewusstsein der Verbraucher zu rücke“, so Astner.

SAATGUTTAG
Dass dieses Thema zunehmend an Interesse gewinnt, bestätigten die guten Besucherzahlen. Neben dem Südtiroler Sortengarten waren auch Aussteller aus der Schweiz, Deutschland, Österreich und den oberitalienischen Raum anwesend. Sie boten den Besuchern alte Sorten, lokale Kulturpflanzen bis hin zu Gartengeräte. Mit dem „Felderhof“ war Schrott auch selbst unter den Ausstellern: „Ich habe die ‚Baz Peim‘, meine Lieblingssorte mitgebracht. Es ist eine Kohlrübe, die früher sehr bekannt war. Nur wenn wir unsere Kultur- und Lokalsorten anbauen, essen und verwenden, wird es sie auch noch in 20 Jahren geben.“ (SP)