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Kloster Maria Steinach

Das Nonnenkonvent mit neugotischer Klosterkirche, geweiht zur Mutter Gottes Maria in Algund, ist das namhafteste historische Bauwerk der Gemeinde.

Das romanische Kirchenportal trägt die Jahrzahl 1241 eingemeißelt. Sie gilt als Gründerdatum zum Bau des Klosters, welches als Stiftungsgelöbnis der Adelheit von Tirol, Gemahlin von Meinhard IV. im Namen des Tiroler Fürstenhauses entstand. Ihr Vater Graf Albert III. von Tirol folgte im Einklang mit Papst und Kirche dem Aufruf zum Kreuzzug gegen die Tartaren. Die Adeligen jener Zeit wollten neben der Sicherung ihres irdischen Wohlstands auch fürs Seelenheil im Jenseits vorsorgen, indem sie für die Geistlichkeit stifteten. Den Baugrund für die dreiflügelige Klosteranlage Maria Steinach stellte der Bischof von Brixen zur Verfügung.

Ein Abriss der Klostergeschichte
Es sollte von Anbeginn ein Frauenkloster werden, wo Ordensschwestern nach den einfachen Regeln der Bettelorden des Hl. Franziskus und Hl. Dominikus in Armut und Askese ihr Dasein dem täglichen Chorgebet widmeten – während den Ordensbrüdern in Männerklöstern das Lesen der Messe, die Predigt und Beichte als Aufgabe oblagen. Es gab großen Andrang bei den Novizinnen, welche bei Eintritt ins Kloster eine Mitgift zu hinterlegen hatten. Durch laufende Bar-Spenden von Bürgern, durch Grund- und Hof-Schenkungen von Adel und Klerus aus dem gesamten Tiroler Land ans Kloster kam dieses während der ersten drei Jahrhunderte zu ansehnlichen Vermögenswerten. Dementsprechend hatte das Konvent Maria Steinach im Spätmittelalter neben der Ablassfunktion als klösterliche Pilger- und Fürbittenstätte auch landwirtschaftliche Bedeutung – bis um die Mitte des 16. Jh. Dann brach die Lutherische Kirchenreform aus; bei Tumulten der Bauernaufstände gegen die Hierarchie von Adel und Geistlichkeit wurde die materielle Ordnung im Klosteranwesen durch Plünderungen zerstört. In anhaltender Notlage im 17 Jh. mussten viele Güter verkauft oder abgetreten werden.

Auflösung und Neugründung
Um 1782 kam es zur Aufhebung des Klosters aufgrund der kirchenpolitischen Wende am kaiserlichen Hof. 52 Kloster-Insassinnen mussten weichen – ein Tiefpunkt im Schicksal des Klosters. Nach dem Auszug der Schwestern ging der kaiserliche Religionsfond daran, Güter samt Inventarien zu veräußern. Am Kloster samt Kirche  bekundete der reformierte Klerus aus dem Bündnerland ein Kaufinteresse. Dies wusste der Algunder Pfarrer mit Hilfe des wohlhabenden Maratscher-Bauern Johann Ladurner zu verhindern,  indem letzterer 1795 als neuer Eigentümer und Klosterbauer ins Beichtvaterhaus einzog. Die Kirche diente weiter als Gotteshaus – in den Klostergebäuden wurden arme Leute beherbergt. Die nachfolgenden Jahrzehnte jedoch waren gekennzeichnet von militärischen Unruhen – das Konvent war alsbald der Fremdbesatzung und Verwahrlosung preisgegeben. 1848 kam es zur Neugründung des Klosterbetriebes als Filialhaus des Lienzer Konvents, welches mit Zustimmung der Bistümer Brixen, Trient und des Kaiserhofes durch Übersiedelung von einem halben Dutzend Chorschwestern das Kloster Maria Steinach neu belebte. Es herrschte Not an allem, von der maroden Ausstattung bis zum kärglichen Auskommen der Schwestern in gestrenger Gebetsklausur. Zudem war  vereinbart, eine Mädchenschule im Konvent unterzubringen. Zwei Räume dafür fanden sich im Nordtrakt. Notwendige Renovierungen in der Kirche, mit Erneuerung der drei Altäre gingen einher mit der Kloster-Elektrifizierung und einer Gebäudeerhöhung auf die bestehenden Klostermauern zur Erweiterung der Mädchenschule. Bis zum Neubau der Algunder Volks- und Mittelschule in Klosternähe 1960-80 wurde die Klosterschule über die Kriegsjahre im 20. Jh. hinweg genutzt. 1982 dann erfolgte der Abbruch der aufgelassenen Schulräume im Zuge einer Gesamtrestaurierung des Klosters – der Nordtrakt wurde zum Gästehaus umgebaut; die Anzahl der in Klausur lebenden Ordensschwestern war seitdem  stark rückläufig.  Priorin Schwester Angelika, nunmehr 85-jährig, ist seit 5 Jahren die einzige geistliche Bewohnerin und die Eminenz im Konvent.

Die Baulichkeiten der Klosteranlage
Die großzügige Klosteranlage erscheint vierflügelig um den zentralgelegenen Kreuzgang mit Klostergarten und Brunnen. Der gesamte Baukomplex zeugt von schlichter durchgehender Gewölbe-Architektur mit klarer Gliederung – ohne jeden Prunk, unter einheitlichem Satteldach – gedeckt mit Mönch+Nonne-Ziegeln. Ältester Gebäudeteil ist die geräumige Klosterkirche als Abschluss nach Süden – im Inneren mit abgesetztem Chorhaus samt kunstvoll geschnitztem, raumhohem Holzgitter vor dem Altarraum und mit angegliederter Sakristei. Der ursprüngliche romanische Baubestand aus dem 13. Jh. im Erdgeschoss der Klosteranlage hat erstaunliche Ausmaße samt kunstvollen Tonnengewölben in allen Räumen. Dazu gehört der 2.7 m breite Kreuzgang im Rechteck von ca. 40 x 50 m mit Spitzbogenarkaden zum inneren reizvollen Klostergarten hin; im Zuge von Erweiterungsbauten im 17. Jh. erhielten sämtliche Bau­flügel samt Kreuzgang ihr Obergeschoss. Vom schützenden Klosterhof gelangt man zur Vorhalle mit Klosterpforte sowie zur Kirchen-Vorhalle mit dem Hauptportal. Das südseitige Nebenportal steht Kirchenbesuchern ganzjährig offen. Der Gebäudetrakt nach Osten birgt die schlichten Wohnkammeraten der Schwestern. Der Kreuzgang mit seinen steingerahmten Türen stellt die Verbindung dar zu allen Gemeinschaftsräumen wie Küche und Refektorium, Vorrats- und Wirtschaftsräume im Westtrakt; im Obergeschoss südseitig befinden sich zwei Konventstuben für Rückzug und besondere Anlässe, sowie Kapitelsaal und Winterchor für die Andachten in Abgeschiedenheit und Kontemplation.

Kleinod Klosterbauerhof
Als ehemaliges Beichtvaterhaus des Klosters liegt er südwärts der Klosterkirche. Johann Ladur­ner-Maratscher war Ende des 18. Jh. Erstbesitzer und als Schützenführer engvertrauter Mitstreiter von Andreas Hofer im Tiroler Freiheitskampf um 1809. Gar manche gewichtige Verhandlung fand in der Stube des Klosterbauern statt. Seit jeher Selbstversorger-Bauernhof bis vor etwa 50 Jahren, ging er mittels Schenkungsvertrag an die heutigen Besitzer Alois und Gerti Ladurner. Heute als Obst- und Weinbaugut bewirtschaftet, steht der Klosterbauerhof als mustergültig renoviertes Schmuckstück da. Die Bäuerin ist Hof- und Gartenführerin, kann Besuchern neben der Verkostung von Eigenbauprodukten bei einem Rundgang die wechselvolle Geschichte des Klosters näherbringen.

 

von Jörg Bauer