Bestimmt ist Ihnen bereits aufgefallen, dass in immer mehr Stellenanzeigen die Abkürzung „(m/w/d)“ nach der gesuchten Mitarbeiterstelle verwendet wird. Doch was genau bedeutet das „d“? Der Buchstabe „d“ steht für „divers“ und richtet sich an intersexuelle Personen, um deutlich zu machen, dass die Auswahl der Bewerber geschlechtsneutral erfolgt.
Während Arbeitgeber in Deutschland seit 2019 verpflichtet sind, ihre Stellenangebote geschlechtergerecht zu formulieren, existiert in Italien bislang keine vergleichbare Regelung. Dennoch hat sich die Ergänzung (m/w/d) auch bei uns durchgesetzt. Obwohl diese Formulierung in Stellenanzeigen oft als übermäßig bürokratisch empfunden wird, geht es bei der Anerkennung des sogenannten dritten Geschlechts vor allem um eine geschlechtergerechte Sprache. Aber, ist unsere Sprache tatsächlich sexistisch? Werden Frauen durch Begriffe wie „Studenten“ oder „Fußgänger“ benachteiligt? Müssen wir die deutsche Sprache einer Art Geschlechtsumwandlung unterziehen, sie also quasi „entmannen“? Manche Bürokraten fordern genau das. Das unmögliche Geschreibe mit dem großen „I“ in der Wortmitte und das wie Schluckauf klingende Sprechen sind alles eher als schön. Ich selbst bin unsicher, ob eine Veränderung der Sprache notwendig ist, um gesellschaftlichen Wandel zu bewirken. Wörter wie „Fußgänger“ oder „Kunde“ sind zwar grammatikalisch männlich, doch ihre Bedeutung umfasst alle Geschlechter – ähnlich wie das Wort „Mensch“. Wenn ich den Begriff „Person“ höre, denke ich auch nicht automatisch an eine Frau, nur weil das Wort im Deutschen weiblich ist.
Viele Bewerber fragen sich hingegen, was es mit dem rätselhaften „d“ auf sich hat. Sie sind verunsichert und fühlen sich überfordert. Ich möchte gar nicht wissen, wie viele von ihnen im Stillen denken: „Gut, das heißt wohl männlich, weiblich und deutsch – oder vielleicht doch männlich, walsch und deitsch, weil Zweisprachigkeit bei uns unerlässlich ist.“
Walter J. Werth