Der Trubel rund um „Halloween“ und der mehr oder weniger traditionell begangene Allerheiligentag mit dem Besuch der Gräber sind wohl vorüber, doch möchte ich dennoch einige Gedanken dazu teilen. Das Fest Allerheiligen, das am 1. November gefeiert wird, gelangte im 9. Jahrhundert durch irisch-schottische Missionare auf den europäischen Kontinent. „Halloween“ hingegen, das am Vorabend von Allerheiligen stattfindet, ist ein uraltes Brauchtum, das vermutlich bis zu 2500 Jahre zurückreicht. In der Eisenzeit glaubte man, dass sich in dieser Nacht die Pforte zur Welt der Toten und Geister öffne. Mit gruseligen Masken versuchte man damals, diese Mächte in Schach zu halten. Dieses alte Brauchtum, das nach dem Abschluss der Ernte den Übergang vom alten zum neuen Wirtschafts-Jahr markierte und die Einheit von Lebenden und Verstorbenen feierte, führte zu ausgelassenen Festen. Das heutige „Halloween“, das seinen Weg über die USA zu uns gefunden hat, hat mit diesem ursprünglichen Anlass nur noch wenig gemein. Vielmehr erinnert es an eine Mischung aus Fasching und Silvester, verbunden mit ausgehöhlten Kürbissen und gruseligen Verkleidungen. Wenn wir an Allerheiligen in besonderer Weise unserer verstorbenen Lieben gedenken und die Gräber liebevoll schmücken, so ist dies ein Zeichen der Dankbarkeit. Aber wie lange werden die Gräber noch gepflegt werden? Wie lange braucht es diese noch, wenn Asche in alle Winde verstreut wird?
Ein Gespräch mit einem Verstorbenen zu führen, mag auf den ersten Blick unlogisch erscheinen, doch es lohnt sich. So wird uns bewusst, wie viel wir bestimmten Menschen verdanken. Wer manchmal an den eigenen Tod denkt, schätzt die Tage umso mehr, die ihm das Leben schenkt. „Im Glück nicht stolz sein und im Leid nicht klagen, das Unvermeidliche mit Würde tragen, das Rechte tun, am Schönen sich erfreuen, das Leben lieben und den Tod nicht scheuen …“ schrieb der deutsche Dichter Carl Streckfuß.
Walter J. Werth
