Werden wir verblöden?

Langzeitstudien zeigen seit 2010 einen Rückgang kognitiver Fähigkeiten bei Jugendlichen weltweit, begleitet von sinkender Lesekompetenz und Konzentrationsproblemen. Experten bestätigen diese Entwicklung auch bei motivierten Studierenden. Kinderärzte beobachten zudem vermehrt Entwicklungsverzögerungen mit Autismus ähnlichen Symptomen. Ursache ist vor allem die passive Flut an Social-Media-Inhalten, die aktives Denken verdrängt. Die kulturellen Grundfertigkeiten Lesen, Schreiben und Rechnen verlieren an Bedeutung, was langfristig geistige Fähigkeiten schwächt. Parallel dazu wächst die Sorge um den Einfluss digitaler Technologien auf die gesellschaftliche Kommunikation und das soziale Miteinander. Während einerseits schnelle Vernetzung und Informationszugang neue Chancen eröffnen, führen andererseits die Flut an irrelevanten Inhalten zu einer Oberflächlichkeit im Umgang miteinander. Studien belegen, dass insbesondere jüngere Generationen Schwierigkeiten haben, tiefgehende Gespräche zu führen oder Einfühlungsvermögen zu entwickeln. Dies wirkt sich nicht nur auf persönliche Beziehungen aus, sondern auch auf die Fähigkeit zur kritischen Meinungsbildung. Die große Aufgabe besteht darin, digitale Medien bewusst und reflektiert zu nutzen, um ihre Potenziale zu entfalten, ohne die geistige und soziale Gesundheit zu gefährden.

Schulen und Universitäten setzen zunehmend Programme ein, die Medienkompetenz nicht nur als technischen Umgang mit Geräten verstehen, sondern als Fähigkeit, Inhalte zu hinterfragen und Quellen zu bewerten. Zudem setzen sich Initiativen für eine Rückbesinnung auf analoge Erfahrungen ein, etwa durch verstärkte Leseförderung, kreatives Schreiben und soziale Kontakte abseits digitaler Plattformen. Nur durch ein Gleichgewicht zwischen digitaler Innovation und überlieferter Kultur kann ein nachhaltiger Schutz der geistigen und sozialen Entwicklung zukünftiger Generationen gewährleistet werden.

Walter J. Werth