In Sinich bleibt die Grundwasserproblematik weiterhin ein drängendes und ungelöstes Thema, das erneut politischen Druck und öffentliche Diskussionen auslöst. Seit Jahren kämpfen die Bewohnerinnen und Bewohner mit den Folgen des erhöhten Grundwasserspiegels, der vor allem nach Regenperioden immer wieder zu überfluteten Kellern, feuchten Wänden und Schäden an Gebäuden führt. Die Situation belastet nicht nur die Eigentümer, sondern stellt auch die Stadtverwaltung vor große Herausforderungen. Vor Kurzem kündigte Vizebürgermeister Nerio Zaccaria an, bei der Provinz Bozen die Ausrufung des Notstands für Sinich zu beantragen. Mit diesem Schritt möchte er die langwierigen und komplexen bürokratischen Hürden umgehen, die bislang die Umsetzung wirksamer und schneller Maßnahmen behinderten. „Der Notstand würde es uns ermöglichen, unmittelbar und ohne die üblichen Verzögerungen einzugreifen“, erklärte Zaccaria. Seiner Ansicht nach sei ein solcher Ausnahmezustand notwendig, um die Situation effektiv und zügig zu verbessern. Bereits im vergangenen Jahr hatten die Grünen einen vergleichbaren Antrag gestellt, der damals jedoch von der Gemeinderegierung, zu der auch Zaccaria selbst gehörte, abgelehnt wurde. Die Kehrtwende des Vizebürgermeisters verdeutlicht, wie sehr die Problematik inzwischen an Dringlichkeit gewonnen hat. Heute fordert Zaccaria ausdrücklich die Unterstützung der Provinz, um die starren und zeitintensiven Verfahren zu umgehen, die in der Vergangenheit eine rasche Umsetzung verhinderten. „Nur mit der Hilfe der Landesregierung können wir die dringend notwendigen Arbeiten zur Entwässerung effizienter und schneller vorantreiben“, betonte er. Die Bürgerinnen und Bürger von Sinich warteten seit Jahren auf Verbesserungen und hätten mittlerweile kaum noch Verständnis für die langwierigen Abläufe.
Die Bürgermeisterin von Meran, Katharina Zeller, zeigt zwar Verständnis für die schwierige Lage in Sinich, setzt jedoch weiterhin auf die etablierten Verwaltungswege. Sie sieht die Ausrufung eines Notstands als einen außergewöhnlichen Schritt an, der gut begründet sein müsse, um seine Rechtfertigung zu finden. „Wir arbeiten intensiv an Lösungen und haben bereits umfangreiche Maßnahmen eingeleitet“, erklärte Zeller. So seien unter anderem Kanalreinigungen durchgeführt und technische Studien in Auftrag gegeben worden. Außerdem pflege die Stadtverwaltung einen engen Austausch mit den Landesbehörden, um eine koordinierte Vorgehensweise zu gewährleisten. Sie warnte jedoch davor, dass ein Notstand nicht leichtfertig ausgerufen werden dürfe, da er mit besonderen Befugnissen und auch Risiken verbunden sei.
Die Landesregierung unter Landeshauptmann Arno Kompatscher reagierte auf den Antrag aus Meran mit einer deutlichen Absage. Nach Ansicht von Kompatscher sei die Ausrufung eines Notstands nur für unvorhersehbare, plötzlich eintretende Notlagen vorgesehen, nicht jedoch für langjährige und bekannte Probleme wie jene in Sinich. Die Provinz signalisiere zwar grundsätzlich die Bereitschaft, finanzielle Mittel bereitzustellen, die operative Verantwortung für die Koordination und Umsetzung der erforderlichen Maßnahmen liege jedoch bei der Stadtverwaltung. Auch Vorschläge, beispielsweise die Einsetzung eines Sonderkommissars zur Beschleunigung der Abläufe, wies Kompatscher zurück. Er betonte, dass das Land der Gemeinde Meran weiterhin Unterstützungsmaßnahmen zusichern werde, dass die bestehenden Verwaltungsstrukturen aber einzuhalten seien und die Stadt die Situation bewältigen müsse.
Wie es mit der Situation in Sinich weitergeht, bleibt abzuwarten. Fest steht, dass die Geduld in der Anwohnerinnen und Anwohner schwindet und die Stadtverwaltung sowohl zeitnahe als auch nachhaltige Lösungen für die Problematik finden wird müssen.
Thomas Kobler