Der Verband der Südtiroler Kleintierzüchter fungiert als Interessenvertretung für die Züchter von Schafen, Ziegen und Schweinen in Südtirol. Seit 36 Jahren wird gemeinsam gezüchtet, erhalten, vermehrt, gepflegt, gehütet, gefüttert, verteidigt, kommuniziert, bewertet, prämiert, vermarktet und weitergegeben.
von Walter J. Werth
Seit Jahrtausenden sind Schafe und Ziegen zentrale Nutztiere in der Berglandwirtschaft. Ihre genügsame Natur sowie Trittsicherheit im alpinen Gelände machen sie bedeutend für die Landschaftspflege in den alpinen Regionen Südtirols. Viele karge Gebiete könnten ohne Schaf- und Ziegenhaltung nicht bewirtschaftet werden. Der Beitrag der Kleintierhaltung zur Erhaltung der Berggebiete als lebendige Wirtschafts- und Erholungsräume sowie für den Südtiroler Tourismus ist daher nicht hoch genug einzuschätzen. Die Tätigkeiten des Verbandes sind ebenso vielfältig wie die Tiere und Rassen, die betreut werden und für die sich die Mitglieder des Verbandes einsetzen.
Geschäftsführerin Barbara Mock, Obmann Lorenz Müller, Vizeobmann Heinz Greis
Wie alles anfing
Im Jahr 1978 wurde der Landesschafzuchtverein von den damals zehn bestehenden Schafzuchtvereinen ins Leben gerufen. Zu den Gründungsvereinen zählten die Schafzuchtvereine aus Ahrntal, Gröden, Hafling, Laas, Mals, Obervinschgau, Sarntal, Schlanders, Ulten und Untervinschgau. Der erste dieser Vereine wurde bereits 1952 in Pens im Sarntal gegründet. Auf die Gründung in Pens folgte 1953 die Schafzuchtgenossenschaft Ulten und 1957 die Schafzuchtgenossenschaft Mals. Aus bürokratischen und insbesondere steuerlichen Gründen wurden diese Genossenschaften später in Vereine umgewandelt, was zur Gründung weiterer Vereine im gesamten Land führte. Somit kann man sagen, dass die gezielte Zuchtarbeit in der Schafhaltung bereits in den 50er Jahren begann und auf eine über 70-jährige Geschichte zurückblicken kann. Johann Götsch aus dem Schnalstal wurde zum Obmann des ersten Landesschafzuchtvereins gewählt. Im Bereich der Rinder- und Pferdezucht existierten in Südtirol bereits eigenständige Genossenschaften. Daher wurde am 11. Februar 1989 der Verband der Südtiroler Kleintierzüchter gegründet, der die Mitglieder aller drei Tierarten – Schafe + Ziegen + Schweine – zusammenbrachte. Auch hier wurde Johann Götsch zum Obmann gewählt.
Qualität mit Siegel
Die Vermarktung von Lämmern und Kitzen entwickelte sich neben der Zucht zur zentralen Aufgabe des Kleintierzuchtverbandes. Bereits am 12. Dezember 1991 erhielt das erste Südtiroler Lamm im Schlachthof Bozen das Qualitätssiegel „Das Beste vom Bauern“, was den Startschuss für eine intensive Fleischvermarktung gab. Heute vermarktet die Genossenschaft jährlich etwa 15.000 Kleintiere. Das Jahr 1999 stellte einen bedeutenden Wendepunkt in der Geschichte des Verbandes dar. Nach zahlreichen Diskussionen und zwei Vollversammlungen wurde beschlossen, die Leitung des Schlachthofes Bozen zu übernehmen. Dieser große EU-Schlachthof im Süden von Bozen war zu diesem Zeitpunkt stillgelegt und die Stadtgemeinde suchte nach einem Betreiber. Von Anfang an war es das Ziel des Verbandes, eine direkte Fleischvermarktung zu organisieren: „Vom Südtiroler Produzenten zum Südtiroler Konsumenten“. Die Mitgliederzahlen entwickelten sich über die Jahre sehr unterschiedlich. Aus anfänglich 911 Mitgliedern wuchs die Zahl bis 2004 auf 2.027 – der bisherige Höchststand. Am 1. Jänner 2024 wurden mit 1999 Mitgliedern nur knapp die Marke von 2000 Mitgliedern verpasst.
Der Rassenspiegel wird immer bunter
Ursprünglich waren fast ausschließlich Züchter der Rasse Tiroler Bergschaf im Verband vertreten. Im Laufe der Jahre kamen immer mehr Rassen hinzu; heute betreut der Verband acht Schafrassen und drei Ziegenrassen.
Rassen retten
Wenn man bedenkt, dass weltweit täglich eine Rasse ausstirbt, wird einem erst bewusst, wie wichtig die vielfältige Zuchtarbeit der Schaf- und Ziegenzüchter in Südtirol ist. Das Villnösser Brillenschaf, wohl die älteste Schafrasse im Alpenraum, konnte dank des großen Engagements vieler leidenschaftlicher Züchter und jahrelanger Zuchtarbeit erhalten werden. Dasselbe gilt für das Schwarzbraune Bergschaf mit Ursprung im Ultental sowie für das Schnalser Schaf; hier gelang es in Zusammenarbeit mit der Universität Padova diese Südtiroler Rasse zu beschreiben und erfolgreich Zuchtlinien aufzubauen.
Qualität zählt
Das im Jahr 2004 erfolgreich gestartete Bauernspeckprogramm hat sich kontinuierlich weiterentwickelt. Die Produktion im geschlossenen Kreislauf – vom Südtiroler Schweinehalter über den Ferkelproduzenten bis hin zum Schweinemäster – führte zu einer stetigen Verbesserung der Produktqualität sowie zu artgerechter Haltung und hochwertiger Verarbeitung zu einem gefragten Genussmittel. Züchter aus dem gesamten Alpenraum kamen zur Messe Bozen zu einem zweitägigen Event rund um die Kleintierzucht zusammen; rund 20 verschiedene Schaf- und Ziegenrassen sowie Produkte aus Schafwolle und eine Wolljurte wurden präsentiert.
Ziele und Aufgaben des Verbandes:
1. Förderung der Kleintierzucht:
Der Verband setzt sich aktiv dafür ein, die Kleintierzucht in Südtirol zu unterstützen durch Organisation von Ausstellungen, Wettbewerben und Veranstaltungen zur Zusammenführung von Züchtern und Tierliebhabern.
2. Erhalt von Rassen:
Angesichts des täglichen Aussterbens von Rassen wird deutlich, wie wichtig die vielfältige Zuchtarbeit ist. Dank gezielter Bemühungen konnte das Villnösser Brillenschaf erhalten werden; auch das Schnalser Schaf wurde durch Zusammenarbeit mit der Universität Padua vor dem Aussterben bewahrt. Gleiches gilt für die einzige autochthone Südtiroler Ziegenrasse, die Passeirer Gebirgsziege.
3. Vermarktung:
Die Vermarktung vielfältiger Produkte aus Schaf-, Ziegen- und Schweinehaltung ist eine Hauptaufgabe des Verbands der Südtiroler Kleintierzüchter geworden. Besonders in der Produktion von Qualitätsfleisch hat sich diese kleine Genossenschaft einen hervorragenden Ruf erarbeitet; um den Konsumenten das Vertrauen zu geben, ausschließlich 100%iges Südtiroler Fleisch von heimischen Bergbauernhöfen zu erhalten, übernahm der Kleintierzuchtverband bereits im Jahr 1999 die Leitung des Bozner Schlachthofes und kontrolliert somit die gesamte Betriebskette selbst.
Die Kernthemen des Verbands spiegeln sich nicht nur in der Zucht und Vermarktung wider, sondern auch in der engen Zusammenarbeit mit regionalen Institutionen, Forschungseinrichtungen und Bildungsträgern. Diese Kooperationen sind entscheidend, um moderne Zuchtmethoden zu implementieren und das Wissen über artgerechte Tierhaltung ständig zu erweitern. Durch Informationsveranstaltungen und Workshops wird gezielt die nächste Generation von Züchtern angesprochen, um das wertvolle Erbe der traditionellen Schaf- und Ziegenzucht für die Zukunft zu sichern. Zudem wird der Austausch zwischen erfahrenen Züchtern und Neulingen gefördert, was den Zusammenhalt in der Gemeinschaft stärkt und innovative Ideen hervorbringt. Die Leidenschaft für die Tiere und die Landschaftspflege vereint die Mitglieder des Verbands, während gleichzeitig wirtschaftliche Perspektiven geschaffen werden, die nachhaltige Entwicklungsmöglichkeiten für alle Beteiligten offerieren. In Zeiten des Wandels müssen Anpassungsfähigkeit und Innovationsgeist im Vordergrund stehen, um den fortwährenden Herausforderungen begegnen zu können, denen die Tierhaltung in hochalpinen Regionen gegenübersteht.
Eckdaten zum Verband der
Südtiroler Kleintierzüchter:
• Gründung des Verbands: Februar 1989;
• Anzahl angeschlossener Zuchtvereine: 57;
• Mitgliederzahl: 1989 in ganz Südtirol;
• Eingetragene Zuchtschafe: 8086;
• Eingetragene Zuchtziegen: 16828;
• Schlachtzahlen im Schlachthof Bozen: 14.898.
Bozen, Galvanistraße 38
Tel. 0471 063983
www.kleintierzucht.it
info@vskonline.com
Wer die Seminarstraße in Tirol entlanggeht, steht plötzlich vor einem überwältigenden Bauwerk, mit dem man hier nicht rechnen würde. Das Johanneum würde in drei Jahren sein 100-jähriges Jubiläum feiern, wäre es nicht dem Verfall preisgegeben.
von Josef Prantl
Kulturell hat Dorf Tirol einiges zu bieten. Dazu gehört auch das Johanneum in der Seminarstraße, das nach seinem Gründer benannt wurde. Ich habe acht Jahre im Johanneum verbracht, dort die Mittelschule und das humanistische Gymnasium-Lyzeum besucht und kenne es in- und auswendig. Doch erst jetzt, da es bei Engel & Völkers als „Kulturdenkmal mit Seele und Zukunft“ sowie als „historisches Ensemble mit außergewöhnlichem Entwicklungspotenzial“ zum Verkauf angeboten wird, habe ich mich intensiver mit seiner Geschichte beschäftigt. Im Jahr 2008 verkaufte die Kurie das leerstehende Johanneum unter der Bedingung, es zukünftig für soziale Zwecke zu nutzen, an die Familie Lanthaler und die Gebrüder Gostner. Alle Bemühungen, das Gebäude zu neuem Leben zu erwecken, sind gescheitert – aus welchen Gründen auch immer. Die soziale Zweckbindung wurde allerdings immer wieder infrage gestellt – umso mehr nun, da das Johanneum von einem weltweit renommierten Immobilienunternehmen auf den Markt gebracht wurde. Auf der Webseite von Engel & Völkers heißt es: „Die exklusive Aussichtslage über Meran, das harmonische Landschaftsbild sowie die hohe Lebensqualität machen Dorf Tirol zu einem äußerst begehrten Standort für Erst- oder Zweitwohnsitze. Wer in dieser Lage investiert, erwirbt nicht nur ein Stück Immobilie, sondern auch einen Lebensraum mit Ausblick und Wertbeständigkeit.“
4. Klasse mit Professor Alfred Gruber im Jahr 1978
Die Johanneen in Bozen (1840) und Meran (1878)
Wenn wir vom Johanneum in Tirol sprechen, begeben wir uns ins Jahr 1928, doch die eigentliche Geschichte begann schon viel früher. Der Name geht auf Trients Erzbischof Johannes Nepomuk von Tschiderer zurück, der bereits 1840 in Bozen ein Heim gründete, um den Priesternachwuchs zu fördern. 1856 wurde ein Neubau errichtet und als „Collegium Johanneum” geweiht. Seitdem spricht man vom „Johanneum“. Im Jahr 1878 gründete der Weihbischof von Trient und spätere Erzbischof und Kardinal von Salzburg, Johannes Haller, auch in Meran ein fürstbischöfliches Johanneum. Die Gymnasiasten des Bozner Johanneums zogen nun in das Johanneum von Meran und besuchten das dortige Gymnasium der Benediktiner. Das Johanneum mit seinen beiden Konvikten in Bozen und Meran erlebte eine erste Blütezeit bis zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs.
Das Johanneum in Tirol
Mit der Machtergreifung des Faschismus werden deutsche Schulen in Südtirol verboten. Das im Oktober 1923 erlassene Dekret (Lex Gentile) verfügte, dass ab dem Schuljahr 1925/26 Italienisch als ausschließliche Unterrichtssprache in allen Schulen gelten sollte. Fürstbischof Cölestin Endrici von Trient beschloss daraufhin, in Tirol eine Privatschule zu errichten, um den deutschen Priesternachwuchs zu sichern. Dies wurde durch die Lateranverträge ermöglicht. Die Kapuziner von Meran hatten bereits 1908 in Tirol den „Lindenhof” gekauft und innerhalb von drei Jahren das „St. Fidelishaus” als erstes Kinderheim des Liebeswerks im damals noch gemeinsamen Tirol erbaut. Auch dieses stand aufgrund der faschistischen Italianisierungspolitik vor dem Aus. Nun pachtete die Kirche das von den Baumeistern Musch & Lun im späten Historismus errichtete Gebäude. 1949 ging das Gebäude im Tauschweg vollständig in den Besitz der Erzdiözese Trient über. Im Zuge der Neuregelung der Diözesen Brixen und Trient im Jahr 1964 kam das Johanneum zur Diözese Bozen-Brixen, die nun zwei ähnliche Einrichtungen zu verwalten hatte: das Johanneum in Dorf Tirol und das Vinzentinum in Brixen.
Die Einfahrt ins Johanneum heute
Erinnerungen an die frühe Zeit
„Serva ordinem et ordo servabit te“ – „Diene der Ordnung, und die Ordnung wird dir dienen.“ Dieser Satz stand in großen Lettern über dem Eingang. Für viele Generationen von „Johannitern“ war er nicht nur ein Spruch, sondern eine Lebensregel. „Alles war genau eingeteilt: Aufstehen, Beten, Lernen, Essen, Freizeit – bis zur Nachtruhe“, so erinnern sich die älteren Seminaristen. „Manchmal streng, manchmal schwer, aber es gab uns Halt.“ Praktisch über Jahrzehnte galt eine benediktinische Hausregel: Ora et labora!
„Bereits um 5 Uhr früh hieß es aufstehen zum Morgengottesdienst, dreimal kamen die Studenten in der Kapelle zusammen. Die tägliche Arbeit war von Schule und Studium geprägt“, schrieb der langjährige Direktor Dr. Heinrich Bonell in der Festschrift zum 50-jährigen Bestehen im Jahr 1978. Im Jahr 1943 beschlagnahmten die Nationalsozialisten das Seminar. In den kommenden zwei Jahren wurde es zunächst eine reichsdeutsche Oberschule und zu Kriegsende ein Feldlazarett.
Wandel durch das Konzil
Die 1960er Jahre brachten einen Bruch. Das Zweite Vatikanische Konzil und gesellschaftliche Veränderungen forderten eine Anpassung. Im Jahr 1968 wurde die volle staatliche Anerkennung erreicht. Es entstanden neue Gebäude: ein Professorentrakt, eine Turnhalle, ein Fußballfeld und ein neuer Speisesaal. Die Bibliothek wurde zu einem Schmuckstück. Im Schuljahr 1968/69 erlebte das Johanneum mit 206 Schülern seinen Höhepunkt. 1979 wurden schließlich neue Erziehungsrichtlinien für das Johanneum und das Vinzentinum ausgearbeitet.
In dieser Zeit besuchte ich das Johanneum. Der Umbruch war deutlich zu spüren, ebenso die Unsicherheit. Albert Ebner war damals Regens (=Heimleiter) und Leo Munter übernahm als Jugendseelsorger die Aufgabe des Spirituals, also die Seelsorge im Heim. „Wie können junge Menschen für das Religiöse motiviert werden?“, fragte sich der spätere Brixner Dekan. „Daher kommt das Bemühen, den Gottesdienst zu einem jugendgemäßen Fest zu gestalten und das Religiöse möglichst lustbetont zu vermitteln, ohne es allerdings zu verharmlosen“, schrieb Munter.
Kultur und Gemeinschaft
Hinzu kam ein reichhaltiges Rahmenprogramm, das weit über die reine Ausbildung hinausging. „Es war nicht nur Lernen im Klassenzimmer“, erinnere ich mich, „sondern ein Eintauchen in eine Welt, in der Kultur, Kunst und Literatur einen festen Platz hatten.“ Humanismus wurde nicht als abstraktes Gedankengebäude vermittelt, sondern als Haltung, die das eigene Leben prägen sollte. Theateraufführungen, literarische Lesungen, Schachturniere, musikalische Abende und Diskussionen über aktuelle gesellschaftliche Fragen gaben dem Alltag eine besondere Tiefe. „Wir haben nicht nur Bücher gelesen, wir haben sie gelebt – und versucht, ihre Werte in unser eigenes Denken zu übersetzen.“ Auch wenn mit der Zeit immer weniger Maturanten direkt ein Theologiestudium aufnahmen, erwies sich die Ausbildung als tragfähiges Fundament. Die meisten „Johanniter“ gingen hinaus ins gesellschaftliche Leben und fanden ihren Platz in ganz unterschiedlichen Berufen – als Lehrer, Juristen, Ärzte, Ingenieure oder in der öffentlichen Verwaltung. Gemeinsam ist ihnen das, was man heute ein „humanistisch-soziales Weltbild“ nennen würde: die Überzeugung, dass der Mensch im Mittelpunkt steht, dass Verantwortung über den eigenen Vorteil hinausgeht, dass Bildung und Kultur Grundpfeiler einer lebenswerten Gesellschaft sind. „Wir haben gelernt, zuzuhören, uns auseinanderzusetzen und den Blick zu weiten.“ Die meisten von uns erinnern sich an die legendären Theateraufführungen. Die Maturaklassen finanzierten sich so ihre Abschlussfahrt. Die Aufführungen wurden sogar landesweit besucht, von Ministranten aus allen Teilen Südtirols. Musikalisch spannte das Johanneum den Bogen von Tradition bis Moderne: Der Chor unter der Leitung von Josef Oberhuber und später von Cyprian Czuchynski war hoch angesehen. Die Schulband brachte mit E-Gitarre, Schlagzeug und Gesang frischen Wind. Ihre „Rock-Messen“ in der Heimkirche und in den umliegenden Dörfern machten Furore. All das war damals neu und für uns spannend. Auch der Sport gehörte dazu, vor allem Fußball und Volleyball.
Unvergessliche Professoren und Universalgelehrte
Der kürzlich verstorbene Meraner Dekan Hans Pamer war selbst leidenschaftlicher Fußballer und förderte den Sport als Präfekt und späterer Regens. Alfred Gruber führte uns zum literarischen Schreiben und zur Hochkultur. Er gilt als Wegbereiter der zeitgenössischen Literatur in Südtirol. Unvergesslich sind die Professoren: der spätere Schudirektor Dr. Johann Kollmann, das „Maschinengewehr Gottes“ Herbert Gluderer, die Mathematiker Dr. Matthias Thaler und Dr. Miroslav Tvrdek, der Lateiner Dr. Josef Fill, der Bruder des Seligen Joseph Mayr-Nusser, Dr. Jakob Mayr, Schwester Dr. Anna Theresia Maurberger, Heimverwalter und Theaterregisseur Msgr. Christian Moroder sowie der Naturwissenschaftler Dr. Erwin Raffl, Princess Mary de Rachewiltz und ihr Sohn Siegfried, die uns die englische Sprache beibrachten. Ebenso unvergesslich sind der Sanskrit-Experte Dr. Alois Innerhofer, der Italienischlehrer Dr. Beniamino Lunz und die Präfektin Maria Reiterer, die einzige Frau unter all den Priestern. Von „außen“ (also keine Priester) kamen die Professoren Anton Stecher, Raimund Senoner, Otto und Peter Scharrer, Hermann Raffeiner, Leo Matzneller, um nur einige in Erinnerung zu rufen.
Das Ende
Doch die glanzvollen Jahre vergingen. Die Schülerzahlen sanken, die Gesellschaft änderte sich. Immer weniger Eltern wollten ihre Kinder ins Heim geben. Die abgelegene Lage erschwerte das Pendeln und die finanziellen Sorgen nahmen zu.
Am 7. März 1997 zog die Diözesanleitung die Notbremse und schloss die kirchliche Privatschule. Zwar blieb das Heim noch einige Jahre bestehen, doch auch hier schwanden die Schülerzahlen.
Am 30. Juni 2001 fiel schließlich die letzte Entscheidung: das endgültige Aus. Die „Vereinigung der Johanniter“, ein Zusammenschluss ehemaliger Schüler, kämpfte für den Erhalt. Heute steht das Johanneum leer und die Gebäude tragen die Spuren der Zeit. Doch für viele bleibt es ein Ort voller Erinnerungen.
Quo vadis?
Was soll aus dem Johanneum werden? Über seine Zukunft wurde viel spekuliert: Ein Luxus-Seniorenwohnheim samt Reha-Klinik, eine Außenstelle der Universität Bozen, eine Zweigstelle des Management Center Innsbruck (MCI), eine Reha-Einrichtung für Kinder und Jugendliche mit psychischen Erkrankungen oder ein Studentenwohnheim. Seit es bei Engel & Völkers zum Kauf steht, werden die Stimmen, es dem Land zu erhalten, wieder lauter. „Das Johanneum ist für unser Land ein bedeutsames geistiges, kulturelles sowie religiöses Ausstrahlungszentrum, und das sollte es auch in Zukunft bleiben“, sagte der damalige Schulamtsleiter David Kofler anlässlich der Feier „50 Jahre Johanneum“ am 21. Mai 1978.