

Die Rückkehr aus den Ferien kann für viele Kinder eine herausfordernde Zeit sein, die häufig von einem Anstieg psychischer Probleme begleitet wird. Die Umstellung auf den Schulalltag, gepaart mit Leistungsdruck und sozialen Herausforderungen, kann bestehende Belastungen verstärken und neue hervorrufen.
Eine fundierte Kenntnis über psychische Erkrankungen ist entscheidend, um diese Herausforderungen frühzeitig zu erkennen und adäquat darauf zu reagieren. Schulen spielen dabei eine zentrale Rolle im Umgang mit psychischen Erkrankungen: Durch die Vermittlung von Wertschätzung, Empathie und Unterstützung können Lehrer und Mitschüler ein positives Umfeld schaffen.
Ein Interview mit Michael Reiner von Young + Direkt.
Wie beeinflusst der Schulstart nach den Ferien die Psyche von Kindern und Jugendlichen und welche Warnsignale zeigen Belastung?
Die Rückkehr in die Schule kann aus vielen Gründen belastend sein. Für die meisten Kinder und Jugendlichen bedeutet das Ende der Ferien die Rückkehr in den Alltag mit Hausaufgaben, Prüfungen und Tests – das kann Stress auslösen. Gab es zuvor Schwierigkeiten, steigt der Druck zusätzlich. Besonders herausfordernd ist ein Neubeginn: der Wechsel vom Kindergarten in die Grundschule oder später auf eine neue Schulstufe. Die Ungewissheit und der Verlust des Vertrauten können Ängste hervorrufen – von Unbehagen bis zu Panikattacken. Eltern sollten beobachten, wie ihre Kinder den Start erleben. Ziehen sie sich zurück, wirken traurig oder zeigen vermehrt Aggression, kann das ein Hinweis auf Belastung sein und sollte ernst genommen werden.
Wie wirken Krieg, Terror und Klimakrise auf die Psyche Jugendlicher, besonders bzgl. Suizidgedanken und Essstörungen?
Die allgemeine Nutzung und der leichte Zugang zu Informationen können sich diesbezüglich auch negativ auswirken. Wir werden mit einer Unmenge an Nachrichten und Bildern überflutet und das kann uns durchaus über den Kopf wachsen und überfordern. Ja, es gibt nachweislich einen Zusammenhang mit diesen Themen und der psychischen Gesundheit im Allgemeinen.
Mit welchen Herausforderungen kämpfen Fachärzte bei psychosozialen Problemen Jugendlicher, z. B. wegen hoher Nachfrage, komplexer Lebenslagen und der Zusammenarbeit mit Eltern, Schule und weiteren Helfern?
Ich denke das Bildungssystem kann diesbezüglich eine gute Ressource sein, denn durch den intensiven und regelmäßigen Kontakt zu Schülern lassen sich frühzeitig Veränderungen erkennen. Ein wichtiger Punkt ist die enge Zusammenarbeit zwischen Schule, Schulsozialpädagogik, Elternhaus und den psychosozialen Unterstützungssystemen des Territoriums. Zudem wird es wahrscheinlich unumgänglich sein, dass auch bezogen auf das Thema psychische Gesundheit die Schule (in Zusammenarbeit mit Netzwerkpartnern) eine wichtige Rolle in der Prävention übernimmt.
Welche Herausforderungen haben Fachärzte bei psychosozialen Problemen Jugendlicher – etwa komplexe Diagnosen, lange Wartezeiten und Abstimmung mit Eltern und Schule?
Aus therapeutischer Sicht würde ich sagen, gilt es, sich noch mehr als es bei Erwachsenen ohnehin schon gemacht wird, auf die Zielgruppe einzulassen und anzupassen. Angefangen bei der Methodik, den Sprachen und dem Aufbau der therapeutischen Beziehung, diese ist gerade bei Jugendlichen sehr fragil aber grundlegend wichtig.
Welche präventiven Maßnahmen können Schule und Familie setzen, um die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen zu stärken und das Risiko für ernsthafte Probleme zu senken?
Im familiären Kontext wäre ein wohlwollendes und „gesundes“ Umfeld hilfreich, das gut mit Krisen und Konflikten, welche im Leben völlig normal sind, umgehen kann und dadurch auch den Kindern und Jugendlichen einen Erwerb von Kompetenzen und Anpassungsfähigkeit ermöglicht, um diese Hürden im Leben einigermaßen gut zu meistern. Die Schule kann in erster Linie ein Ambiente schaffen, in der die Schüler sich wohlfühlen und entfalten können und nicht tagtäglich mit Angst in die Schule gehen. Dies betrifft sowohl den Umgang zwischen Lehrern und Schülern als auch unter Schülern.