

Neue Kita im Hotel Das Gerstl am Reschensee: „Ein Leuchtturmprojekt“ für Landesrätin Pamer.
von Michael Andres
RESCHEN – „Für mich ist das ein Leuchtturmprojekt“, betonte Landesrätin Rosmarie Pamer bei der Eröffnung der Kita „Die Kleinen Seepiraten“ am Reschensee. Eine solche Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft und Gemeinde sei einzigartig und Vorbild für ganz Südtirol.
Direkt am Reschensee, im neuen Familienhotel DAS GERSTL Family Retreat, entstand die Kindertagesstätte, gebaut vom Hotel und geführt von der Sozialgenossenschaft LoLa im Auftrag der Gemeinde.  Die Kita bietet Platz für 20 Kinder, derzeit sind 11 Plätze belegt. Die Idee entstand während der Bauphase des Hotels, als die Gemeinde an Geschäftsführer Lukas Gerstl herantrat. Für die Planung war das Architekturbüro Planstudio Pederiva verantwortlich.
Langersehntes Anliegen
Vizebürgermeisterin Hannah Waldner betonte in ihrer Ansprache die Bedeutung des Projekts: Mit der Eröffnung der Kita gehe ein „langersehntes Anliegen der Gemeindeverwaltung“ in Erfüllung – ein weiteres familienunterstützendes Angebot, das Eltern in der Kleinkindbetreuung entlaste und das bereits sehr gute Betreuungs- und Bildungssystem der Gemeinde Graun ergänze. Dieses umfasst vier Kindergärten, vier Grundschulen, eine Mittelschule und eine Musikschule. Besonders den Müttern komme die neue Einrichtung zugute, da sie Familie und Beruf besser vereinbaren könnten. Stolz sei man auch, dass die Kita an sechs Tagen pro Woche geöffnet habe. Durch die Zusammenarbeit mit der Hoteliersfamilie Gerstl sei ein innovatives, wohl einzigartiges Konzept in Südtirol entstanden, das der Gemeinde große Vorteile bringe.
Unkomplizierte Zusammenarbeit
Die Vizebürgermeisterin lobte die unkomplizierte Zusammenarbeit mit Marion und Lukas Gerstl und hob hervor, dass die Kita in die Infrastruktur des Hotels eingebettet sei. So würden logistische Abläufe, etwa bei der Essensversorgung, erleichtert. Ihr Dank galt zudem der Sozialgenossenschaft LoLa sowie den Mitarbeiterinnen vor Ort: „Eine Struktur wie diese lebt von einer professionellen und kompetenten Betreuung.“ Mit Blick auf die Kinder schloss Waldner: „Denn sie machen hier viele Erfahrungen zum allerersten Mal in ihrem Leben, knüpfen erste soziale Kontakte außerhalb ihrer Familie – kurzum, sie werden in dieser Kita für ihr weiteres menschliches Sein geprägt.“
 
 
Kindergerecht gestaltet
Architekt Thomas Pederiva sprach über die baulichen Herausforderungen. Man habe zahlreiche Bestimmungen und Auflagen, vor allem seitens der Sanität, berücksichtigen müssen. „Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Ich bin sehr zufrieden. Wichtig ist, dass die Eltern einen Platz für ihre Kinder haben. In der heutigen Zeit ist das nötig, jeder geht arbeiten.“ Besonders bei der Einrichtung habe man Wert auf Kindgerechtheit gelegt – von Möbeln bis zur Akustik. „Wir haben spezielle Akustikpaneele eingesetzt, um den Geräuschpegel zu reduzieren.“ Auch Hotelier Lukas Gerstl schilderte seine Sicht: „Die Idee zur Kita kam im Zuge der Bauphase auf. Die Gemeinde kam auf uns zu, und wir waren sofort begeistert.“ Ihm sei wichtig zu betonen, dass die Kita für alle gedacht sei. „Die Kita ist offen für alle, auch für Mitarbeiter anderer Betriebe. Auch wenn jemand bei einem anderen Hotel arbeitet, kann er das Kind genauso abgeben wie wenn er oder sie bei uns arbeitet.“ Einzige Voraussetzung sei, dass der Betrieb in der Gemeinde Graun ansässig ist.
Teilzeit Kita, Teilzeit Hotel
Vonseiten der Sozialgenossenschaft LoLa berichtete Juliane Stocker über die Organisation: „Insgesamt sechs Mitarbeiterinnen sind hier tätig, einige davon in Teilzeit bei uns, und in Teilzeit beim Hotel. Sonst hätten wir uns schwer getan, Arbeitskräfte zu finden.“
Sie betonte, dass dies bereits die vierte Kita sei, die von LoLa geführt werde – nach Kortsch, Glurns und Schlanders. Mit dem Bau sei man sehr zufrieden: „Wir konnten uns gut einbringen, genau sagen, was wir brauchen und wie es ausgestattet sein soll. Bei der Einrichtung konnten wir unsere Wünsche äußern.“
„Ein Vorzeigeprojekt“
Bürgermeister Franz Prieth hob den gesellschaftspolitischen Wert der Einrichtung hervor. Für uns als Gemeinde in der Peripherie ist das sehr wichtig. So bleiben wir attraktiv für junge Familien und wirken der Abwanderung entgegen.“ Es sei ein Vorzeigeprojekt, „das wir gemeinsam mit der Wirtschaft gestemmt haben.“
Landesrätin Rosmarie Pamer erinnerte in ihrer Rede an die Entwicklung der Kleinkindbetreuung im Land: „Mein Kompliment gilt der Gemeindeverwaltung für ihre Weitsicht. Ich erinnere mich noch an meine Zeit als Referentin im Passeiertal. Es war ein Kampf vor rund 20 Jahren, eine Kita zu machen. Es hat sich alles sehr weiterentwickelt, heute ist jedem bewusst, dass es in jedem Dorf eine Kita braucht.“ Sie verwies auf die Dynamik der letzten Jahre: „Zwölf neue Kitas in Südtirol wurden allein im letzten Jahr eröffnet.“ Nach den Ansprachen segnete Pfarrer Anton Pfeifer die neuen Räumlichkeiten.
Prägende Zeit
Mit der Eröffnung der Kita „Die kleinen Seepiraten“ wurde am Reschensee ein Projekt verwirklicht, das beispielhaft zeigt, wie eine enge Zusammenarbeit von Gemeinde, Wirtschaft und Sozialgenossenschaft innovative Lösungen für Familien hervorbringen kann. Oder, wie es Hannah Waldner auf den Punkt brachte: „Es erfüllt mit großem Stolz, dass wir das Leben unserer kleinsten Bürgerinnen und Bürger mit diesem tollen Angebot und in dieser außergewöhnlichen Umgebung zwar nur für eine relativ kurze, aber umso prägendere Zeit in ihrem Leben bereichern dürfen.“