

 
							Unser Weg startet vom einzigen ganz dem Sarntal zugewandten Tschöggelberger
Dörfchen Afing mit der dem Heiligen Nikolaus geweihten Kirche. Wir wandern über die neue imposante Hängebrücke zum Bergweiler Vormeswald hinunter nach Bundschen.
von Christl Fink
Nach der Panoramafahrt mit öffentlichen Bussen von Meran über Hafling, Vöran, Mölten, Schermoos, Flaas und Jenesien nach Afing besuchen wir die St.-Nikolaus-Kirche unterhalb des Dorfes und starten dann in der Dorfmitte mit dem Hinweisschild: Marterloch.
St. Nikolaus in Afing
Etwas unterhalb der Straße steht sie, die kleine, aber schmucke Dorfkirche. Der kurze Weg hinab ist angelegt, das Getriebe rund ums Gasthaus Moar hinter sich zu lassen und still zu werden. Fast gegenüber auf der anderen Talseite grüßen von Wangen die Türme der Dorfkirche zum heiligen Vigilius und der Hügelkirche zum heiligen Petrus. Aber zurück zur Nikolauskirche: Die sehr originell gestalteten Evangelistensymbole im Chor sind besonders sehenswert.

Und immer wieder grüßt die Sarner Scharte.

Die Kastanienbäume von Hinterafing.
Am „Moarbill“ vorbei
Beim Gasthaus Moar und dem neuen, leuchtend gelben Hinweisschild: „Marterloch“ beginnt unsere Wanderung.
Wir kommen an einem Bildstock, dem so genannten „Moarbill“ mit einer Madonna aus dem Jahr 1788 vorbei. Sehr interessante Informationstafeln belehren uns, dass einst der einzige Weg ins Sarntal, oder hinaus nach Bozen durch das berüchtigte Marterloch führte. Heute kaum noch vorstellbar, dass über Jahrhunderte hinweg viele Frauen diesen steilen, gefährlichen Weg benutzen mussten, wenn sie Eier, Butter, Beeren und Pilze zum Markt nach Bozen bringen wollten. Über die kleine schmale Asphaltstraße wandern wir talein in Richtung Hinterafing.
Die „Keschtn“ von Hinterafing
Wer würde ahnen, dass die Gemeinde Jenesien, zu der auch Afing zählt, die meisten Kastanienbäume in Südtirol besitzt? Und dass die Afinger Kastanie eine ganz besonders schmackhafte ist? An schönen, alten Bäumen vorbei, deren Wurzeln sich in die steilen Wiesen zu klammern scheinen, führt unser Weg immer geradeaus, vom „Eichrastloch“ zum Marterloch, wo sich die wilden Wasser tiefe Schluchten gegraben haben. Kurz vor dem Ziel unserer Wanderung, der Hängebrücke, entdecken wir noch den „Shuttle-Peter“, ein Kleinbusunternehmen. Wer die 5 km zur Brücke nicht zu Fuß gehen will, kann diesen Dienst hin oder zurück in Anspruch nehmen.
Die Hängebrücke übers Marterloch
Kurz abwärts, dann stehen wir auch schon vor dem imposanten Bauwerk, das 2023/24 fertiggestellt wurde, eine Länge von 272 m aufweist und 130 m über dem Talgrund die finstere Schlucht überspannt. Sie dient aber nicht nur als Fußgängerbrücke, sie trägt auch die Wasserrohre, die das kostbare Nass hinüber ins trockene und wasserarme Jenesien bringen und 200 ha landwirtschaftlichen Grund bewässern. Diese Schlucht bildete für kurze Zeit sogar die Grenze zwischen dem Königreich Bayern und Italien. Mit Ehrfurcht vor dieser Meisterleistung überqueren wir die Brücke und gehen dann aufwärts, am Rötegg, nach dem rosa Porphyrgestein benannt, vorbei.

Welcher Evangelist ist hier wohl dargestellt?

Die Hängebrücke über das Marterloch.
Der Bergweiler Vormeswald
Wir lassen den Marterhof und den Eirnberghof hinter uns und wählen nun den nicht markierten, links abzweigenden Weg, der bis zum Untersalmberghof leicht ansteigt. Diese drei Höfe gehören mit den übrigen neun, in diese steile Einsamkeit gestreuten Hofstellen zum Weiler Vormeswald, der einst sogar eine Zwergschule hatte. Wir kommen wieder auf eine asphaltierte Zufahrtsstraße, die wir nun zügig abwärts gehen. Endlich zweigt rechts der markierte Wandersteig ab, dem wir nun dankbar folgen und der die weiten Serpentinen abkürzt.
Hinaus nach Bundschen
An der querverlaufenden Straße im Talgrund müssen wir links aufwärts, dann vor dem Steghof hinunter zur Talfer, die übermütig das Tal auswärts sprudelt. Diese überqueren wir und steigen jenseits kurz zur Sarner Straße hinauf. Links ist die Haltestelle des Busses, der uns nach Bozen bringt, rechts das Kirchlein, das der Schwarzen Madonna von Bundschen geweiht ist. Leider sind Kirche und Gasthaus geschlossen. Dankbar für dieses neue Stück Heimat, das wir erkundet haben, fahren wir bald talaus. Ein einziger Wermutstropfen in diesem Landschaftsidyll: Wir müssen meist auf Asphalt wandern.
INFO:
Anfahrt: Mit dem 1. Bus nach Hafling-Dorf, mit dem 2. bis Mölten-Apotheke und mit dem 3. bis Afing. Die Busse warten meist aufeinander.
Ausgangspunkt: Afing
Ziel: Hängebrücke übers Marterloch
Gehzeiten: insgesamt rund 2,30 – 3 Std. Afing > Kirchlein hin und zurück: 30 Min. > Hängebrücke: 1 Std. > Bundschen: 1 Std.

Der uralte Martertalhof.