Die Gemeinde Partschins mit den Fraktionen Rabland, Töll, Tabland, Vertigen, Quadrat und Sonnenberg reicht von 500 bis 3.337 m ü. M. und Ende 2024 zählte es 3.952 Einwohner. Obstbau, Tourismus und Handwerk, z. B. in der Gewerbezone Partschins–Töll prägen das Wirtschaftsleben. Ein Streifzug durch Geschichte und Gegenwart.
von Philipp Genetti
Ein paar Jeans? – In einem alten Blogeintrag des Tourismusvereins Partschins, Rabland und Töll aus dem Jahr 2012 wird berichtet, dass es unter Kindern im Dorf die Theorie gibt, dass der Ortsname womöglich von „ein paar Jeans“ komme. Und Rabland? Dieser könnte sich von Raben oder „Raberland“ herleiten. Die ersten urkundlichen Erwähnungen des Dorfnamens „Patschins“ reichen ins späte 11. Jahrhundert zurück. Wie dem Dorfbuch von Ewald Lassnig zu entnehmen ist, gab es in der Dorfgeschichte unterschiedliche Schreibweisen: von Perzins über Parzhins und Partschinda bis hin zu Partschins, das sich ab dem 19. Jahrhundert durchgesetzt zu haben scheint. Historiker vermuten hinter dem Namen eine vorrömische Wurzel, die sich später romanisiert haben könnte. So könnte er etwa auf pars sinus („Bergbruch“), per sinum („am Verwüster“) oder gar auf die Zusammensetzung parricu für „Pferch“ und -inies für „umgrenztes Weidegebiet“ zurückgehen.
Von Cutraun bis Rabland
Umso interessanter ist die Geschichte des Gebiets Rabland. In den ältesten erhaltenen Urkunden des 14. Jahrhunderts wurde es zunächst Cutraun, dann Catraun, Guntraun oder Kaltraun genannt, bis es schließlich den Namen „Rablandhof “ erhielt. Dieser leitet sich vom lateinischen Namen „rapulatum“ – für Rübenfeld ab. Während in der Dorfherrschaft des Hauptortes von den Herren beziehungsweise Rittern von Perzins die Rede war, die bis ins 14. Jahrhundert von der Stachlburg aus als Stammsitz das Dorfrecht ausübten und als treue Untergebene der Gräfin Margarete von Tirol-Görz – besser bekannt als Margarete Maultasch – galten, so verwalteten die Herren von Rabland das Gebiet Rabland, Birchberg sowie Teile der heutigen Gemeinde Plaus und des Ortsteils Ried im heutigen Algund. Das Gebiet Töll bezeichnete wiederum eine wichtige Zollstätte (telonium) entlang der historischen Handelsroute der Via Claudia Augusta.
Obstbau und Tourismus
Während die Gemeinde früher vorwiegend von der Obst- und Viehwirtschaft geprägt war, bildet heute der Fremdenverkehr mit seinen zahlreichen Gasthöfen und Beherbergungsbetrieben eine wichtige wirtschaftliche Säule. Auch Handwerk und Handel tragen zur Wirtschaft bei und halten das Gemeindeleben lebendig. Vom traditionellen Kleinbetrieb bis zum renommierten Unternehmen ergibt sich ein bunter Branchenmix, der vorwiegend in den dichter besiedelten Ortsteilen Partschins, Rabland und Töll zu finden ist. In Rabland befinden sich außerdem zwei beliebte Aufstiegsanlagen: die Seilbahn Aschbach und die Texelbahn. Sie werden von Wanderern und Mountainbikern gleichermaßen geschätzt. Letztere bietet unter anderem den Einstieg in den bekannten Meraner Höhenweg, in dessen Bereich auch der bekannte Partschinser Wasserfall entspringt.
Erfinder Peter Mitterhofer
Bei genauer Betrachtung des Logos des Tourismusvereins fällt eine weitere Besonderheit auf: Die Hervorhebung des Kurzbegriffs „Art“ zeugt vom Ideenreichtum, der vielen Partschinser. Der wohl berühmteste Sohn des Dorfes ist Peter Mitterhofer (1822–1893). Er gilt als der Erfinder der modernen Schreibmaschine. Mitterhofer erlernte das Handwerk zuerst als Tischler und später als Zimmermann von seinem Vater Peter. Schon früh zeigte er dabei außergewöhnliches Erfindergeschick. Er soll zudem sehr musikalisch gewesen sein – ein „musikalischer Tausendsassa“, wie es überliefert ist. Er soll sich selbst vierzehn Instrumente gebaut und beigebracht haben. Zu seiner Schreibmaschine soll ihn die Mechanik seines selbstgebauten Holzklaviers, seines tragbaren „Holzernem Glachters“, inspiriert haben. Mit einfachstem Werkzeug baute Mitterhofer zwischen 1864 und 1869 sechs Schreibmaschinenmodelle aus Holz mit Metallausführung. Voller Pioniergeist zog er mit den Modellen 3 und 5 nach Wien, um sie Kaiser Franz Joseph I. vorzustellen. Dieser kaufte ihm das fünfte Modell ab und nahm es anschließend in die Sammlung des Polytechnischen Instituts auf, dem heutigen Technischen Museum in Wien. Bitter enttäuscht kehrte Mitterhofer nach Partschins zurück, wo er als verkanntes Technikgenie schlussendlich einsam starb.
Erst posthum wurde er als der eigentliche Erfinder der modernen Schreibmaschine anerkannt. Anlässlich seines 100. Todestags wurde 1993 das Weltmuseum der Schreibmaschine eröffnet – zunächst im alten Schulgebäude in Töll und seit 1997 im Neubau im Zentrum von Partschins. Heute sind dort rund 1.000 Exponate und über 2.000 Schreibmaschinen aus aller Welt zu sehen, darunter zahlreiche Raritäten und natürlich Mitterhofers Originale.
Partschins heute
Amtsinhaber Alois Forcher hat sein Bürgermeisteramt in Partschins im Mai dieses Jahres klar gegen die Herausforderer der beiden konkurrierenden Bürgerlisten verteidigt. Er kennt die Gemeinde wie seine Westentasche und ist seit über zehn Jahren festes Mitglied des Gemeinderats und war ab 2010 als Vizebürgermeister unter Albert Gögele tätig, bevor er 2020 zum ersten Bürger des Dorfes gewählt wurde. Laut Medienberichten gilt Forcher als erfahrener Pragmatiker, dem es immer wieder gelang, auch mit ehrgeizigen Oppositionskräften einen Konsens zu finden.
Verkehrsfragen und Zukunftspläne
Wie vielerorts beschäftigen auch in Partschins Themen wie Wohnen und Mobilität insbesondere effiziente Verkehrslösungen, die Menschen. Besonders entlang der Vinschger Straße sorgt der Durchzugsverkehr regelmäßig für Staus.Diesen Sommer wurden drei wichtige bauliche Maßnahmen umgesetzt: die neue Einfahrt beim Felderweg in Richtung Campingplatz Rabland, eine neue Radfahrer- und Fußgängerunterführung in Töll sowie der neue Kreisverkehr bei der Einfahrt nach Partschins.
Ergebnis: Der Verkehr läuft flüssiger, vor allem im Bereich der Ortseinfahrt. Das Problem an der Ampelanlage in Rabland, wo es immer wieder zu Unfällen kommt, bleibt jedoch weiterhin ungelöst. Deshalb setzt die Gemeinde große Hoffnungen auf die geplante Umfahrung Rablands mittels Untertunnelung. Dieses Projekt wurde bereits 2024 gemeinsam mit Landesrat Daniel Alfreider und den Landestechnikern im Gemeinderat vorgestellt. „Auf einer Länge von rund 1,4 Kilometern, davon etwa 820 Meter im Tunnel, soll die neue Trasse unterhalb des Dorfes verlaufen“, hieß es in einer Pressemitteilung. Doch bis es so weit ist, werden wohl noch einige Jahre vergehen. Denn auch wenn bereits von ersten Probebohrungen die Rede ist, müssen zunächst Änderungen im Bauleitplan vorgenommen werden. In diesem Zusammenhang sprach Bürgermeister Forcher zuletzt gegenüber Rai Südtirol von mindestens fünf bis sechs Jahren. Geduld ist also weiterhin gefragt – und das Thema Verkehr wird Partschins wohl noch länger beschäftigen.