Wenn man das Ziel verfolgt, dass nach dem eigenen Ableben eine Straße oder eine Schule nach einem benannt wird – oder am besten sogar beides –, dann ist es zumindest in Tirol nicht hinderlich, Priester zu sein. Im Falle von Josef Ladurner genügt ein Blick nach Rabland. Hier tragen die Grundschule sowie eine Straße seinen Namen.
„Napoleon war ein Naturereignis. Ihn einen großen Schlächter schmähen heißt nichts anderes, als ein Erdbeben groben Unfug schelten oder ein Gewitter öffentliche Ruhestörung.“ So urteilte der Dichter Christian Morgenstern über den französischen Kaiser. Dieser hatte Europa zu Beginn des 19. Jahrhunderts ordentlich durcheinandergewirbelt. Nach der Niederlage der Österreicher im 3. Koalitionskrieg wurde Tirol im Frieden von Pressburg Ende 1805 an das Kurfürstentum Bayern abgetreten. So weit, so bekannt. Der bayerische Minister Montgelas verfolgte ein Reformprojekt, das die Kirche völlig unter die staatliche Gewalt stellen sollte. Von den acht Diözesen, die an Tirol Anteil hatten, war nach der Angliederung Tirols jene von Chur die einzige ausländische, die ein größeres Gebiet umfasste. Als der Bischof aufgefordert wurde, das Territorium abzutreten, verweigerte er dies in entschiedener Weise und unterrichtete seinen Klerus über das Vorhaben. Dieser stellte sich klar auf dessen Seite. Eine Einladung an die Bischöfe von Chur und von Trient, in Innsbruck die strittigen Fragen zu klären, erwies sich als Falle. Beide wurden mit einer Polizeieskorte aus dem Land verbannt. Die anschließende Einsetzung des berüchtigten Johann Theodor von Hofstetten als Spezialkommissär trug nicht zur Beruhigung der ohnehin explosiven Lage bei. Unterdessen kehrte der bayerische König Ende Jänner 1808 aus Italien zurück und nahm in Bozen sein Absteigquartier. Die Tiroler nutzten diese Gelegenheit und entsandten eine Abordnung gut gesinnter Bürger, um ihre Anliegen vorzutragen. Der König empfing sie freundlich und versprach Abhilfe. Doch es blieb bei den Versprechungen. Der Churer Bischof Karl Rudolf von Buol-Schauenstein wandte sich daher an den Papst, der ihm volle Unterstützung zusicherte. Hofstetten ging nun noch energischer gegen den Klerus vor und ließ drei Priester nach Trient bringen und im dortigen Seminar einkerkern: den Vikar Anton Matscher, den Meraner Pfarrer Alois Patscheider und Josef Ladurner, Benefiziat in Partschins.
Josef Jakob Ladurner wurde am 13. März 1770 in Meran getauft. Seinen zweiten Vornamen erhielt er von seinem Paten, dem Churer Domherr Jakob Simon von Buchberg. Seine Eltern waren der Mesner und Unterhuber Peter Ladurner und dessen Frau Maria Anna Egger. Nach dem Besuch des Gymnasiums in Meran und dem Studium der Theologie und Philosophie an der Universität Innsbruck wurde er 1793 zum Priester geweiht. Zunächst wirkte er als Kooperator in Riffian und Partschins und erhielt dann das Wiesenegg-Benefizium in Partschins, das er bis zu seinem Tod innehatte. Ladurner, der Italienisch und Französisch sprach, galt als eifriger Priester und entschiedener Charakter. Seine beharrliche Unterstützung des Churer Bischofs brachte ihm, wie erwähnt, einen einjährigen unfreiwilligen Aufenthalt in Trient ein. In seiner freien Zeit widmete er sich der Wissenschaft, vor allem der Geschichte des Vinschgaus und des Burggrafenamts. Von seinen Werken wurde nur seine „Geschichte der Stadt Meran“ gedruckt. Die restlichen Arbeiten sind als Handschriften erhalten und beschäftigen sich mit dem Bistum, den Klöstern im Vinschgau, dem Schnalstal, den Orten Partschins und Rabland sowie der Genealogie seiner Familie. Neben den historischen Arbeiten war er auch literarisch aktiv, wovon sein Werk über den Ritter Gerold von Rabland in über 3.000 Versen zeugt. Josef Ladurner starb am 10. April 1832 in Meran im Alter von 62 Jahren an einer Hirnhautentzündung. Dass die Bayern gegen angesehene, verdiente Persönlichkeiten sowie überzeugte Geistliche wie Ladurner vorgingen, heizte die Situation in Tirol nur noch weiter auf. Es dauerte nicht mehr lange und die Tiroler zeigten den Bayern und Napoleon, dass auch sie zu wirbeln verstanden. Christian Zelger