Wir alle wollen in lebenswerten Dörfern und Städten leben: in Orten mit sauberer Luft, sicheren Straßen, weniger Lärm. Zugleich wollen wir alle schnell und bequem überall hinkommen. Die unerfreuliche Folge sind oft endlose Schlangen von Autos, die Stoßstange an Stoßstange durch unsere Straßen kriechen. Dabei sind die schönsten Straßen doch die, in den Menschen spazieren gehen können, Rad fahren, auf einer Bank unter Bäumen ausruhen, ein paar Worte wechseln.
Wie bringen wir beides zusammen? Wie können wir alle mobil sein, ohne im Verkehr zu ersticken? Das geht nur mit einem guten öffentlichen Verkehr. Busse, die uns direkt ans Ziel bringen. Ohne Umsteigen – schnell, einfach und komfortabel. Denn wer steht schon gerne im Regen oder in der Kälte und wartet auf den Anschluss? Wer hievt gerne volle Einkaufstaschen von einem Bus in den nächsten? Und wer will nach einer Visite im Krankenhaus nicht möglichst auf direktem Wege nach Hause?
Nicht überall in Südtirol haben wir verstanden, was das bedeutet. Ein Beispiel? Ausgerechnet meine Heimatstadt Meran. Zurzeit plant die Gemeinde, mehrere Buslinien aus den Nachbarorten nicht mehr ins Stadtzentrum fahren zu lassen. Also gerade jene Fahrzeuge, die viele Menschen zu einem günstigen Preis transportieren können. Diese Entscheidung trifft z. B. die Buslinien und damit die Menschen aus Hafling, Vöran, Marling, Schnals und Naturns.
Wenn die Pläne der Meraner Stadtregierung umgesetzt werden, bedeutet das: Wer ins Krankenhaus oder zum Einkaufen will und den Bus nimmt, muss umsteigen oder ein längeres Stück zu Fuß gehen. Das macht den Bus langsamer, komplizierter und unattraktiver. Wer kann, steigt dann doch lieber wieder ins eigene Auto.
Ich verstehe die Sorgen der Anrainerinnen, Geschäftstreibenden und Hoteliers am Meraner Rennweg, die vom Verkehr die Nase voll haben, auch von den vielen Bussen. Doch wenn wir die Busse aussperren, werden die Autos wieder mehr und mit ihnen die Staus, der Lärm und die Abgase.
Meran braucht einen starken Nahverkehr mit leisen Elektrobussen, die kaum Lärm und keine Abgase produzieren. Wer in einem der Nachbargemeinden wohnt, braucht Busse, die keine Umwege fahren, sondern Vorrang haben.
Der öffentliche Verkehr wird nur dann eine echte Alternative, wenn wir ihn ausbauen und nicht behindern – weitsichtig, konsequent und mutig. Nur so schaffen wir eine echte Verkehrswende und machen unsere Dörfer und Städte lebenswert für uns Menschen statt für unsere Autos.