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Pionierleistung wurde 50

Vor einem halben Jahrhundert feierte die Schnalstaler Gletscherbahn ihre Jungfernfahrt. Wie aus einer mutigen Idee eine Erfolgsgeschichte und ein Wirtschaftsmotor für das ganze Tal wurde.
von Michael Andres

SCHNALS – „Diese Bahn ist für das ganze Tal seit jeher enorm wichtig, Tourismus und Wirtschaft erlebten einen Aufschwung. Viele Menschen haben Arbeitsplätze gefunden. Gäbe es die Schnalstaler Gletscherbahn nicht, wäre die Abwanderung viel größer gewesen“, unterstrich Karl Josef Rainer am Samstag, 12. Juli. Auf den Tag genau vor 50 Jahren hatte die Jungfernfahrt der Schnalstaler Gletscherbahn stattgefunden. Rainer, langjähriger Bürgermeister von Schnals und über vier Jahrzehnte lang Mitglied im Gemeinderat, war einer der Zeitzeugen, der bei der großen Jubiläumsfeier in der Alpin Arena Schnals zurückblickte. Er selbst arbeitete bereits bei der Gletscherbahn seit Anfangszeiten mit, zunächst im Sommer beim Kartenverkauf, später war er auch als Skilehrer tätig. Heute wie damals sei die Bahn ein Motor für die Wirtschaft im Tal. Michl Ebner, Präsident der Gletscherbahnen AG und des Mehrheitseigentümers Athesia, erinnerte in seiner Rede an die Pioniere rund um Leo Gurschler, die das erste Aktienpaket für die Gletscherbahnen zeichneten. Gurschler habe schier Unmögliches geschafft. „Engagiert, motiviert, überzeugend“, beschrieb Ebner den Ideengeber der Bahn. Dem jungen Bauern Leo Gurschler (geboren 1947, gestorben 1983) war es gelungen, seine Vision, den Hochjochferner als Gletscherskigebiet zu erschließen, zu realisieren. Nach seinem Tod habe es etwas Stillstand im Schnalstal gegeben, erzählte Rainer, dann aber erholte sich die Bahn schnell unter der Führung der Brüder Dietmar und Burkhard Pohl, in den 1980er und 1990er Jahren wurde weiter investiert. Als Dietmar Pohl 2005 starb und Burkhard ausstieg, tat sich wieder wenig. Ein Meilenstein war dann der 31. Jänner 2014, als die Unternehmen Athesia sowie die Vereinigte Bergbahnen GmbH der Familie Schröcksnadel aus Nordtirol als neue Mehrheitseigner in die Gesellschaft einstiegen. 2018 wurde ein weiteres neues Kapitel aufgeschlagen: Die Athesia AG erwarb die Mehrheit an der Bahn, die Vereinigten Bergbahnen traten ihre Anteile einvernehmlich an das Südtiroler Unternehmen ab.

Leo Gurschler war leidenschaftlicher Hubschrauberpilot

Die Errichtung der Bergstation in den 1970er Jahren

Pionier Leo Gurschler

Tal am Leben gehalten
„Wir glauben an dieses Tal und dieses Gebiet“, betonte Michl Ebner. Die Bahn sei nicht nur wichtigster Arbeitgeber sondern helfe auch anderen Betrieben. Durch die vielen Arbeitsplätze sei das Tal in den vergangenen 50 Jahren am Leben gehalten worden. Die Athesia Gruppe wolle einen Beitrag dazu leisten, dass dies so bleibt. Auch deshalb werde viel investiert. 2023 wurde die neue Pendelbahn feierlich in Betrieb genommen. 2024 wurde das zweite Baulos umgesetzt: die neue Talstation in Kurzras. Zu Weihnachten, rechtzeitig zu Beginn der Hochsaison, konnten die Arbeiten fertig gestellt werden. Bei der Jubiläumsfeier wurde diese schließ­lich vom Schnalser Pfarrer Franz Messner gesegnet. Unter anderem entstanden bei den umfangreichen Umbauarbeiten ein neuer Gastronomie-Betrieb mit Restaurant und großer Terrasse, ein modernes Skidepot, eine Parkgarage, ein neuer komfortablerer Ein- und Ausstieg in die Bahn und einiges mehr. Egon Seebacher, der Direktor der Schnalstaler Gletscherbahnen AG betonte, dass es gelte, mit Zuversicht nach vorne zu schauen.

Eine Meisterleistung
„Auch die nächsten 50 Jahre werden von Herausforderungen und großen Erfolgen geprägt sein“, so der Schnalser Bürgermeister Peter Grüner. Die Bahn sei der Grundstein, um der Abwanderung im Tal entgegenzuwirken. „Wer hätte vor 50 Jahren geglaubt, dass aus einer so kühnen Idee ein derartiger Erfolg werden kann“, so Grüner. Grußworte überbrachten unter anderem auch die Landesräte Daniel Alfreider, Marco Galateo und Luis Walcher. Sie unterstrichen die wertvolle Pionierarbeit von Leo Gurschler und den Stellenwert, den Seilbahnen für Südtirol haben. „Die steile Bahn hier in Schnals ist eine Meisterleistung“, zollte Alfreider dem Visionär Gurschler und allen, die heute im Schnalstal tätig sind, Respekt. Josef Geisler, der Landeshauptmann-Stellvertreter des österreichischen Bundeslandes Tirol, lobte Schnals und sagte, dass die Politik generell gut daran tue, den Tourismus zu unterstützen. „Dieser führte zu Wohlstand“, so Geisler.

Die Talstation mit neuem Eingangsbereich und Gastronomie

Viele nahmen an den Jubiläumsfeierlichkeiten teil

Michl Ebner, Präsident der Schnalstaler Gletscherbahnen: „Wir glauben an das Tal und an das Gebiet“

Karl Josef Rainer:
ein wandelndes Schnalser Geschichtsbuch

 

 

 

 

 

 

 

 

Erinnerungen an früher
Um „50 Jahre Schnalstaler Gletscherbahn“ ging es auch im abschließenden Podiumsgespräch mit Karl Josef Rainer, Martina Gurschler, Franz Hörl, Mattia Risatti, Gustav Thöni, Irmgard Weithaler und Franz Wimmer. Martina Gurschler, eine Tochter von Leo Gurschler, war erst vier Jahre alt, als ihr Vater starb. „Meist hört man nur Gutes über ihn, das freut mich sehr“, so Gurschler. Rainer erzählte über die Geschichte des Skigebiets und erinnerte daran, dass bereits 1966 eine Gesellschaft gegründet worden war, um ein Skigebiet Richtung Bergl Alm zu erschließen. Dies war somit sechs Jahre vor der Gründung der Gletscherbahn AG Schnalstal im Jahr 1972. Visionär Leo Gurschler habe die Gesellschafter davon überzeugt, dass es besser sei, den Hochjochferner zu erschließen. Franz Wimmer erzählte einige Anekdoten über seinen Freund Leo. Auch Irmgard Weithaler, die ab 1975 fast 43 Jahre bei der Gletscherbahn arbeitete, schwelgte in Erinnerungen. Ski-Legende Gustav Thöni erzählte, wie er Aktionär wurde: „Leo hat mir eine Aktie geschenkt, dann habe ich noch neun weitere gekauft“. Mattia Risatti von den Blu Hotels, die u. a. in Schnals die Hotels Zirm und Cristal betreiben (Letzteres wurde erst aufwendig saniert), sagte, dass Schnals einen großen Stellenwert für seine Unternehmensgruppe habe. Franz Hörl, der Obmann des Fachverbandes der österreichischen Seilbahnen, brachte seine Wertschätzung gegenüber der Schnalser Gletscherbahn zum Ausdruck und betonte: „Wenn man sieht, was durch Pionierarbeit auf diesem Berg passiert ist, da wird man ganz demütig“. Umrahmt wurden die Jubiläumsfeierlichkeiten durch eine Bläsergruppe der Musikkapellen Schnals & Katharinaberg und durch die Musikgruppe
„diSem“.