Durch die wilde Rio-Sass-Schlucht

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Durch die wilde Rio-Sass-Schlucht

Eine ganz besondere Wanderung, die im unteren Abschnitt nur mit bezahlter Führung durchgeführt werden kann. Sie ist jedoch ein so einmaliges Erlebnis, dass sie über die Provinzgrenze hinweg, niemandem vorenthalten werden soll.
von Christl Fink

Erst informieren wir uns beim Tourismusbüro in Fondo zu den Führungen, auch in deutscher Sprache, (Tel. 0463 830 133). Dann fahren wir mit dem Bus 246 von Meran über Lana nach Fondo und begeben uns zum Tourismusbüro. Achtung: die Busse von und nach Fondo verkehren bloß im Zweistundentakt.

Smeraldosee und Kirche von Fondo von oben

Es stiebt und stäubt

Am Smeraldosee
Falls wir bereits am Morgen gestartet sind, bietet sich erst die Kurzwanderung im obersten Teil der Schlucht an, die ohne Führung begangen werden kann. Wir steigen an der ersten Haltestelle nach dem Tunnel und der Brücke am oberen Ende des Dorfes aus (Htst.: Fondo, via San Martino), überqueren die Straße und gehen kurz zurück bis zur ersten Straße nach rechts. Weiter geht es bis zum Restaurant: Lago Smeraldo, dahinter kurz den Pflasterweg hinab zum Ufer. Schon stehen wir am Abfluss des malerischen Sees! Erst wandern wir die rechte Uferseite entlang bis zu den Rastplätzen. Wer will, kann sich den Morgen im Restaurant auf der anderen Seite der Brücke mit einer Kaffeepause verschönern. Dann kehren wir auf der Straßenseite zum Abfluss zurück.

Was tut dieser Findling hier?
Ehe wir die Treppen hinuntersteigen, werfen wir noch einen Blick jenseits des Sees hinauf, dort, wo wiederum ein kleiner botanischer Garten im Entstehen begriffen ist, anstelle des alten, vernachlässigten. Dann steigen wir hinunter, in den obersten, frei zugänglichen Teil der Rio-Sass-Schlucht. Bald schauen wir nach oben, und es fällt uns ein, zwischen die Felswände eingeklemmter, ovaler, großer Stein auf. Es ist ein Findling aus Granit, hier, mitten im Kalkgestein, während der letzten Eiszeit mit den wandernden Gletschern hierher transportiert. Die Schlucht weitet sich und macht sogar Platz für Tische und Bänke, sowie eine Mühle mit drei imposanten Mühlrädern. Geübte Augen entdecken auch immer wieder botanische Raritäten.

Seltene Grün- und Rotalgen

Bei den Mühlen

Ins Zentrum von Fondo
Die dritte Brücke – sie führt ins Dorfzentrum – überqueren wir und nun geht es aufwärts, direkt unterhalb der Pfarrkirche, die dem hl. Martin geweiht ist. Wir wandern den großen Dorfplatz hinunter und stehen dann vor dem Tourismusbüro, wo wir uns zur geführten Durchquerung der unteren Rio-Sass-Schlucht anmelden. Dann geht es hinunter, an einer ehemaligen Waschanlage vorbei, wo die Frauen einst in eiskaltem, fließendem Wasser die Wäsche wuschen. Es geht zum Gebäude, wo wir alles für unsere Exkursion Nötige erhalten. Mit roten Helmen und wasserdichten Mänteln geschützt – denn es kann ganz schön stieben und stäuben – treten wir die geführte Wanderung an.

Führung durch die Rio-Sass-Schlucht
Es ist ein einmaliges Naturschauspiel – und wenn die Sonne ihre Strahlen in die tiefsten Ritzen hinunterschickt und ins Wasser Regenbogenfarben zaubert, werden die Augen weit vom Schauen und Staunen. Dank der Kopfhörer verstehen wir trotz des lauten Rauschens die interessanten Erklärungen der Führerin. Was wie ein archaischer, bluttriefender Opferaltar anmutet, sind die äußerst seltenen Rotalgen. Auch Fossilien, das sind versteinerte Muscheln und Pflanzen, können wir immer wieder entdecken und plötzlich, tief am Grund nichts Versteinertes, sondern einen höchst lebendigen Fisch! Wir machen denselben Rückweg und entledigen uns dann unserer Schutzkleidung.

Alle schauen und staunen

Viele Stufen im Auf und Ab

Der Gang durch Fondo – faszinierend!
Wir beenden die Wanderung mit einem Bummel durch Fondo und sind beeindruckt von dem typisch italienischen Dorfbild mit engen Gassen, romantischen, blumengeschmückten Hinterhöfen, alten Brunnen und verträumten kleinen Plätzen, aber besonders vom Rio Sass, dem „Steinfluss“, der Fondo in zwei Teile schneidet. Dass wir an Häuserfronten immer wieder ein Fresko des hl. Jakobus entdecken, hat eine besondere Bewandtnis. Der Überlieferung nach wurde das Dorf im Mittelalter von der Pest heimgesucht. Nur sieben Familien waren verschont geblieben und zum Dank pilgerten die Männer zum Grab des Pilgerheiligen nach Santiago de Compostela. Zum Beweis des erfüllten Versprechens ließen sie nach ihrer Rückkehr ein Fresko an die Hauswand malen. Der Bus bringt uns dann wieder über den Gampenpass zurück nach Südtirol.

 

INFO:

Anfahrt: Mit dem Bus 246 von Meran über Lana und den Gampenpass nach Fondo
Gehzeit: insgesamt rund 3- 4 Std.
Beste Zeit: in den Sommermonaten