Am 2. Mai feierte BSV GmbH die Eröffnung seines neuen Firmensitzes am Dorfeingang von Schlanders.
von Michael Andres
Mehrere Hundert Gäste nahmen an der Veranstaltung teil, bei der das markante Gebäude nicht nur als Arbeitsplatz, sondern auch als Symbol für unternehmerische Vision und architektonische Präzision präsentiert wurde. Der Neubau wurde geplant von Architekt Stephan Marx (Arch. Marx/Ladurner), die Fertigbetonteile realisiert von der Firma Progress AG. Das Bauprojekt erlangte internationale Beachtung, als es auf dem renommierten Architekturfestival „Turn On“ in Wien einem Fachpublikum präsentiert wurde. Das Gebäude sicht mit seiner auffälligen Geometrie und hochwertigen Ausführung direkt an der Staatsstraße ins Auge. „Das Tor zu Schlanders zu sein, ist ein Privileg für uns“, betont Geschäftsführer Stefan Rechenmacher. Er unterstreicht, dass das Gebäude mehr ist als ein Funktionsbau. Es sei ein Statement: für Qualität, für Gestaltungskraft und für das Selbstverständnis eines Unternehmens, das seit über vier Jahrzehnten für Innovation steht.
Architektur als Ausdruck von Identität
Das Grundstück, auf dem das neue BSV-Headquarter errichtet wurde, liegt am östlichen Rand von Schlanders. Die dreieckige, nach Osten hin spitz zulaufende Fläche prägt die Grundrissform des Gebäudes. Die Architekten reagierten auf die besondere Topografie mit einem langgestreckten, in der Geometrie dynamischen Baukörper. Besonders ins Auge fällt die trichterförmige Einbuchtung am spitz zulaufenden Ende des Grundstücks, sie formt den überdachten Haupteingang und bildet zugleich eine architektonische Geste, die Besucher wie Passanten in ihren Bann zieht. Unterstützt wird dieser Effekt durch einen zwölf Meter hohen Glasvorhang, der den Eingangsbereich nach Norden abschirmt und den Bezug zum Hauptmaterial des Unternehmens – Glas – eindrucksvoll sichtbar macht. Mit rund 120 Metern Länge erstreckt sich das Gebäude entlang der Hauptverkehrsachse. Der Baukörper ist funktional in zwei Hauptbereiche unterteilt: Im Osten befinden sich Lager und Produktion, im Westen Ausstellungs- und Büroräume. Getrennt werden diese durch ein abgesenktes, befahrbares Verbindungsglied. Die Erschließung erfolgt über eine gemeinsame Zufahrt im Westen, der Kundenparkplatz liegt im Osten.
Fassadengestaltung mit lokaler Identität
Ein zentrales Merkmal der Architektur ist die auffällig gestaltete Fassade zur Straße hin. Diese besteht aus vertikal gegliederten, geknickten Fertigbetonteilen in asymmetrischer Anordnung. Die Betonoberflächen wurden mit weißem lokalem Marmor versetzt und geschliffen, wodurch sie eine Terrazzo-artige Anmutung erhalten. Die Kombination aus diesem hellen, fast edel wirkenden Beton und den großen Glasflächen bildet einen eleganten Kontrast, der die handwerkliche und technische Expertise des Unternehmens unterstreicht. „Wir wollten nicht nur einen nackten Betonbau“, sagt Stefan Rechenmacher. „Es sollte ein Bau werden, der unsere Werte und unsere Produkte sichtbar macht.“ Der Werkstoff Beton wurde in vorgefertigten Elementen verbaut, die individuell auf das Projekt abgestimmt waren. Dabei handelt es sich nicht um Standardmodule, sondern um speziell gefertigte Einzelteile, die eine hohe Präzision und eine ressourcenschonende Umsetzung ermöglichen. Die Bauweise erlaubt kurze Bauzeiten, reduziert Abfall und sorgt für eine langlebige, wartungsarme Struktur, ein ökologischer Mehrwert, der ganz bewusst einkalkuliert wurde.
Funktionalität trifft Lebensqualität
Das Gebäude versteht sich nicht nur als Arbeitsplatz, sondern als multifunktionaler Lebensraum. Im Erdgeschoss befindet sich ein großzügiger, über zwei Etagen verlaufender Showroom mit nahezu 1.000 Quadratmetern Fläche. Hier können Kunden Fenster-, Tür- und Fassadenlösungen in einer realitätsnahen Umgebung erleben. Im Inneren wurden offene und lichtdurchflutete Büroflächen realisiert, ebenso Aufenthaltsbereiche für Mitarbeitende sowie ein internes Bistro, das Raum für Austausch und Erholung bietet. „Unsere Vision war immer, dass es nicht nur ein Haus der Begegnung sein soll, nicht ein Gebäude wo man nur arbeitet“, so Rechenmacher. „Daher gibt es auch einen Marktplatz, wo man sich trifft, und auch eine Kapelle, eine Ruhe-Oase mitten im Betrieb.“ Auch externe Büros wurden in das Gebäude integriert, etwa für junge Start-ups oder Partnerfirmen, mit denen bereits langjährige Kooperationen bestehen. Ziel war es, Kompetenzen zu bündeln und die interdisziplinäre Zusammenarbeit zu fördern. Ein besonderes Merkmal des Entstehungsprozesses war die Einbindung der Mitarbeitenden. Von Beginn an wurden sie in die Planung einbezogen, viele ihrer Ideen fanden sich später in der Ausführung wieder. Aktuell beschäftigt BSV rund 45 Mitarbeitende. Der neue Standort soll nicht nur deren Arbeitsplatz verbessern, sondern auch als attraktiver Anziehungspunkt für zukünftige Fachkräfte dienen.
Technik mit Weitblick
Auf dem Dach sorgt eine großflächige Fotovoltaikanlage für die Nutzung erneuerbarer Energien. In Kombination mit 2 Wärmepumpen sowie 2 Speicherbatterien ist das Gebäude weitgehendst energieunabhängig. Zudem wurden drei E-Tankstellen auf dem Firmengelände realisiert. Die Außenbereiche wurden mit durchlässigen, begrünten Bodenbelägen gestaltet, um Versickerung zu fördern. Der östliche Parkplatzbereich ist mit schattenspendenden Bäumen bepflanzt. Abdichtungen und Isolierungen wurden gemäß Klimahaus-A-Standards ausgeführt. Alle verbauten Materialien wurden nach ökologischen und funktionalen Kriterien ausgewählt, insbesondere die Verwendung des lokalen Marmors war ein zentraler Aspekt im Sinne von Regionalität und Identität.
Ein Unternehmen mit Wurzeln und Vision
Die Geschichte von BSV begann im Jahr 1978, als Simon Rechenmacher, Vater des heutigen Geschäftsführers, erste Schritte im Bereich Fensterbau setzte. Drei Jahre später wurde die Tischlerei Rechenmacher als Ein-Mann-Betrieb offiziell gegründet. 1991 übernahm Stefan Rechenmacher gemeinsam mit seiner Frau Marlene die Firma. „Ganz am Anfang war unser Küchentisch unser Büro“, erinnert er sich. Im Jahr 2000 bezog das Unternehmen erste eigene Räumlichkeiten in der Göflaner Straße und wurde auf den neuen Namen „Bau Service Vinschgau (BSV)“ umbenannt.
Es folgten weitere Standorte für Lager und Büros und Archive. „Nachdem klar war, dass unsere Nachfolge geregelt ist, wollten wir die Weichen für die nächste Generation stellen und alle unsere Geschäftsbereiche an einem Ort zusammenfügen“, so Rechenmacher. Die Söhne Andreas und Daniel sind bereits seit einigen Jahren in der Geschäftsführung tätig. Die feierliche Eröffnung am 2. Mai war nicht nur ein symbolischer, sondern auch ein emotionaler Moment für die Familie Rechenmacher und das gesamte BSV-Team. Jakob Öster, Pastor der Christengemeinde Schlanders, nahm die Segnung des Gebäudes vor, ein sichtbares Zeichen des christlichen Fundaments. BSV positioniert sich mit dem neuen Standort noch klarer als Kompetenzzentrum für Verglasungen bei Gebäudehüllen. Das Unternehmen gilt als verlässlicher Ansprechpartner für innovative Fenster-, Fassaden,- Türen-, und Sonnenschutzsysteme von der Planung über die technische Beratung bis hin zur eigenen Montage/Kundenservice, ganz nach dem Motto „Auf Vertrauen bauen“.